Bruchlandung am Freitag, dem 13. – Literaturkurs der Q1 begeisterte mit seiner Theaterinszenierung

18.06.16 Wer an einem Freitag, dem 13., eine Flugreise unternimmt, muss damit rechnen, dass der Flug nicht planmäßig verläuft. Allem Aberglauben zum Trotz steigen elf Passagiere an einem solchen Freitag in ein Flugzeug, das dann, ob Zufall oder nicht, auf einer einsamen Insel notlanden muss.

Voller Spielfreude präsentierten die Schülerinnen und Schüler des Literaturkurses der Q1 jetzt in der vollbesetzten Aula die Robinsonade „Freitag der 13.“, in der sie ihr komödiantisches Talent unter Beweis stellen konnten. Mit offensichtlichem Spaß an der satirischen Überzeichnung und verblüffend passend besetzt verkörperten sie die verschiedensten Typen, die in der unfreiwilligen Überlebensgemeinschaft aufeinandertreffen.

Während die Touristin (schrill in ihrer Bildungsbeflissenheit: Patricia Linnemann) und die Optimistin (schön naiv: Jacqueline Fernandes Jones) die neuen touristischen Erfahrungen durchaus zu schätzen wissen, fühlen sich die Sportlerin (in Topform und immer in Bewegung: Jana Emminger), die Geschäftsfrau (Marie-Claire Wolf, überzeugend in ihrem Managergehabe) und der Computerfreak (Simon Horstkötter als sympathisch verpeilter Nerd) unsanft aus ihren liebgewonnenen Gewohnheiten herausgerissen. Da muss der kriegserfahrene Opa (umwerfend komisch gespielt von Lena Kolender in einer Paraderolle) schon all seine Tricks anwenden, um das Überleben der Gruppe zu sichern. Dass er dabei ein Auge auf die verwöhnte Tussi (schön nervig: Nina Riesenbeck) geworfen hat, wird ebenso deutlich wie die amouröse Ambition des Machos (Moritz Revermann mit offensichtlichem Spaß an der prolligen Gestaltung seiner Rolle), der zwar „nichts anbrennen“ lässt, sich im Zweifelsfall aber doch lieber aus dem Staube macht, wenn‘s zu gefährlich wird. Die Liebe erwischt auch die Neurotikerin (Leah Wenk als hysterische Hypochonderin) und den englischen Leser des „Robinson Crusoe“ (very sophisticated: Maurice Pawlewski) mit aller Heftigkeit, was von beiden Schauspielern in einer leidenschaftlichen Liebesszene genussvoll zelebriert und von den Zuschauern mit begeistertem Szenenapplaus honoriert wurde. Besonderen Beifall erhielt auch die Szene, in der sich der strenggläubige Terrorist (sehr überzeugend umgesetzt durch Lennart Schwede) nach der Bruchlandung plötzlich am Karibikstrand in Begleitung dreier attraktiver junger Damen (charmant: Claudia Kitel, Samira Schubert und Marie Schüßler als Stewardess-Blondinen mit Choreografie-Tick) wiederfindet und sich am Ziel seiner Träume wähnt („So habe ich mir das Paradies vorgestellt“), bis er plötzlich den völlig betrunkenen Bruchpiloten (witzig: Sebastian Ammenwerth) entdeckt und mit seinem Schicksal hadert: „Ein Mann! Allah, ich hatte nie schwule Gedanken!“

Dass sich die ganze Geschichte schließlich als eine Reality Show (Hannah Claßen und Pia Liemann als genervte Moderatorinnen mit saftigem Sarkasmus) entpuppt, in der die ahnungslosen Touristen auf die Gewinner eines Preisausschreibens für einen Abenteuer-Urlaub treffen (Lea Merkel als taffe Camperin, Hanna Bäthker als Blumenkind im Dauerrausch, Jannika Jackenkroll als ambitionierte Psychologin und Annika Stuckenbrock als französisierende Künstlerin), gibt der Geschichte eine überraschende Wendung und führt nach einem dramatischen Showdown schließlich zum Happy End.

Aufgrund der großartigen Unterstützung durch die Licht-, Ton- und Videotechnik Constantin Booms und eingebettet in ein farbenfrohes Bühnenbild fühlten sich die Schauspieler offenbar richtig wohl in ihren Rollen und genossen es, durch ihr Spiel, ihre Ensemble-Leistung und immer wieder durch spontane Ideen die Komik des Stückes zu entfalten und die Zuschauer zum Lachen zu bringen. Diese waren begeistert und feierten die gelungene Aufführung mit langanhaltendem Applaus.

Mechthild Theilmeier-Wahner