Blick über den Zaun – Besuch der Polizeihochschule

21.03.2019 Welche Rolle hat eigentlich die Polizei im NS-Staat gespielt? Um diese Frage zu klären, besuchte der Zusatzkurs Geschichte TW jetzt die benachbarte Polizeihochschule. Dort gibt es – zur Ausbildung der dort studierenden Polizeiführungskräfte – eine umfangreiche historische Ausstellung, die den Wandel des Selbstverständnisses und der Ausbildung der Polizei im Laufe der deutschen Geschichte dokumentiert. Während in der Kaiserzeit der Typ des militärisch gedrillten Befehlsempfängers und Untertanenverächters dominierte, gab es in der Weimarer Republik durchaus Ansätze zur Demokratisierung der Polizei, die dann während des Nationalsozialismus jedoch kassiert wurden. Willkürliche Verhaftungen, die sogenannte „Schutzhaft“ sowie Überstellungen in Konzentrationslager waren an der Tagesordnung. Auch hätten Polizeitruppen eine oft unterschätzte unrühmliche Rolle bei der Verfolgung und Ermordung der Zivilbevölkerung in den Ostgebieten während des Zweiten Weltkriegs gespielt, so die Leiterin der Polizeigeschichtlichen Sammlung der DHPol, Doris Kock. Dass nach einer Phase der gesellschaftlichen Verdrängung während der Nachkriegszeit die bundesdeutsche Polizei schließlich doch noch mit der Aufarbeitung ihrer Vergangenheit begonnen hat, erklärte sie mit einem Generationswechsel bei der Polizei sowie mit gesellschaftlichen Veränderungen seit 1968. Auf die Großdemonstrationen der 80er Jahre habe die Polizei zudem mit der Entwicklung der noch heute gültigen Deeskalationsstrategie reagiert, die dazu dienen soll, das Recht auf friedliche Demonstrationen zu schützen, wie es der „Brokdorf-Beschluss“ des Bundesverfassungsgerichts von 1985 gefordert habe. Mit großem Interesse verfolgten die angehenden Abiturientinnen und Abiturienten die Ausführungen Frau Kocks und nahmen ausgefallene Exponate der Sammlung in Augenschein, etwa eine Kollektion verschiedenartigster Polizeihelme, ein PS-starkes Motorrad oder die Werkstatt eines Falschmünzers. Nicht zuletzt nutzten die Oberstufenschüler die Gelegenheit, sich das auf dem Hochschulgelände befindliche Stück der Berliner Mauer anzusehen und sich über die Geschichte ihrer Aufstellung aus Anlass der Wiedervereinigung im Jahre 1990 zu informieren.