Ameland
Ameland
Ameland 2008
mit dem KvG
Tagesberichte

MoDiMiDoFrSaSo
18 19 20 21 22 23 24 August
25 26 27 28 29





















                                        Charmantes Chaos in der Küche

                                                                Kochmütter begleiten Klassenfahrt des Kardinal-von-Galen-Gymnasiums

Vielfältigkeit, Improvisationstalent, Flexibilität, Spontaneität und Gelassenheit sind Fähigkeiten, die Kochmütter bei Klassenfahrten unbedingt benötigen. Foto: ulw
Münster-Hiltrup. Klassenfahrten sind für Schüler und Lehrer eine tolle Sache. Aber nicht nur für die. Auch für Kocheltern, die für die Verpflegung der Kinder und Lehrer verantwortlich sind, ist es ein Erlebnis. Ein Erlebnis, das allerdings sehr schwer zu beschreiben ist.
Der Begriff „Kochmutter“ trifft nicht wirklich zu. Eigentlich gibt es keinen Begriff, der passen könnte, um die Herausforderungen und 'I'ätigkeiten einer Kochmutter auf Ameland auf den Punkt zu bringen. So viel Vielfältigkeit, Improvisationstalent, Flexibilität, Spontaneität, Gelassenheit wird einem im normalen Leben als Mutter, die kocht, doch eher selten abverlangt. Das Ganze, gepaart mit Frohsinn, Heiterkeit, Gemeinsamkeit, Ausgelassenheit und ganz viel Spaß - so kommt man dem Kochmutterdasein etwas näher.
Die Jahrgangsstufe 8 des Kardinal-von-Galen-Gymnasiums ist zurzeit für zwölf Tage auf Ameland. Mehrere Häuser mit Selbstverpflegung hat die Schule dafür gebucht. Und für eben diese sind die Kochmütter verantwortlich. Zwei Personen pro Klasse haben knapp 40 Personen kulinarisch zu versorgen. Das Team ans Lehrern, Betreuern und Kocheltern ist bunt zusammen gewürfelt; man kennt sich kaum oder gar nicht, hat aber ein gemeinsames Ziel: den Kindern auf Ameland einen schönen Aufenthalt zu ermöglichen. Und kennen lernen kann man sich dabei spätestens abends in der Wohnküche beim humorvollen Austausch der Ereignisse des Tages.
In diesem Jahr sind für vier Klassen sieben Kochmütter und ein Kochvater zuständig, der in seiner Einzigartigkeit nicht wahrgenommen wird, zumindest zu Beginn. Auf die Frage eines Schülers in den ersten Tagen: „Wer ist denn das?“ bekam dieser kurz und knapp von seinem Freund erklärt: „Das ist auch eine Kochmutter!“ Kochmutter Alexander nahm es mit Humor, wie auch all die anderen Überraschungen, die sein Kochalltag mit sich bringt. Angefangen beim zu kleinen Dosenöffner bis hin zum überdimensionalen Messbecher, der nur in Pfundmengen differenziert. Kochen nach Rezept ist nicht möglich, was aber bei den Mengen vielleicht sogar von Vorteil ist. Die Ausmaße der Töpfe beeindrucken. Einige haben sogar einen Deckel. Und erst die Pfannen: gigantisch, aber leider etwas zu groß für die Herdflamme. Letztendlich aber ist es die Schneidemaschine wie beim Fleischer, die Alex in den siebten Kochhimmel hebt.
Die Lebensmittel bringt der Einkaufsdienst „Privat - Prompt - Preiswert“, den Projektleiter und Lehrer Ralf Woltering verkörpert. Täglich fährt er frische Lebensmittel vor. An guten Tagen gibt es sogar die auf dem Einkaufszettel georderten Sachen. An weniger guten Tagen ist das nicht der Fall, und es gilt erneut zu improvisieren. Der hiesige Supermarkt ist eben nicht immer auf die gewünschten „Unmengen“ eingestellt.
Mehlschwitze für unzählbare Liter Soße - das kann eine ganz besondere Herausforderung sein. Der Koch kann so viel Mehl nehmen, wie er möchte, irgendwie ist es nie zu viel. Oder 80 Frikadellen braten - das macht etwas weniger Spaß, vor allem, wenn die Pfanne unregelmäßig heizt. Für das Rühren von acht Kilogramm Spaghetti ist noch eine stark ausgeprägte Armmuskulatur gefordert, die verhindert, dass die Nudeln als undefinierbarer Klumpen enden. Ist bei all dem charmanten Chaos das Essen pünktlich fertig, dann können
es die Kochmütter selbst kaum glauben.
Ihre Improvisation, ihre Spontanität, ihre Flexibilität und natürlich ihre „Kochkünste“ führen jeden Tag aufs Neue zum Ziel - zum leckeren Essen für alle. Für die Schüler, die Lehrer und die Betreuer. Dafür stehen sie, die acht Kochmütter, viele Stunden am Tag in der Küche. Aber das haut sie nicht um. Im Gegenteil. Sie wachsen an ihren Aufgaben. Und sie wachsen viel, in diesen Tagen auf Ameland.
Ulrike Wünnemann, Westfälische Nachrichten 27. 08. 2008