27
Wie kaum ein anderer Mensch in der Bibel muss Maria mit den Zumutungen des Lebens zurechtkommen. Mit 15 Jahren wird sie schwanger, durchaus nicht so ungewöhnlich damals, trotzdem auch nicht leicht. Schlimmer ist, dass der Mann, den sie heiraten soll, nicht der Vater ihres Kindes ist. Von einem Engel hat sie erfahren, dass sie durch den Heiligen Geist die Mutter des Messias werden soll. Eine durch und durch unglaubliche Geschichte, aber sie vertraut. Erste beglückende Erfahrung: Josef bleibt und bewahrt sie vor Schmähungen und Verstoßung.
Quälend die letzten Tage der Schwangerschaft auf dem langen Weg von Nazareth nach Betlehem. Erniedrigend die ständige Zurückweisung bei der Suche nach einer Unterkunft für die Geburt. Erschreckend, dass sie ihr Kind unter ärmlichsten Bedingungen in einem Viehstall zur Welt bringen muss. Dieses Kind soll der Messias sein? Hätte Gott nicht einen würdigeren Empfang für ihn bereiten können? Einfaches Volk und bedeutende Männer aus dem fernen Osten besuchen das Kind und geben Maria erneut die Ahnung, dass hier etwas ganz besonderes, weltbewegendes geschieht. Auch wenn es nicht leicht ist: Sie vertraut.
Der nächste Rückschlag sind die Nachstellungen des Königs Herodes. Die Flucht der jungen Familie nach Ägypten ist keine Urlaubsreise, sondern ein Überlebenskampf. Maria reiht sich ein in den Strom von zig Millionen Flüchtlingen bis heute, der geprägt ist von Verzweifelung und Todesangst.

Wenn immer wir im Neuen Testament von Maria erfahren, muss sie einstecken. Schon früh erfährt sie aus dem Mund des Sehers Simeon: „Dich aber wird der Kummer um dein Kind wie ein scharfes Schwert durchbohren.“ Beim öffentlichen Auftreten ihres Sohnes steht sie nur in der zweiten Reihe und muss mitunter harte Zurückweisung erfahren, sogar durch Jesus selbst (Mt 12,46-49; Joh 2,4). Sie muss miterleben, wie Jesus gefangen genommen, verurteilt und gefoltert wird. Sie begleitet ihn bis ans Kreuz. Sie gehört zu den ganz wenigen, die bei ihm sind, als er stirbt. Es ist das schlimmste, was einer Mutter passieren kann. Es ist der Tiefpunkt ihres eigenen bitteren Leidensweges.
Aber Maria vertraut weiterhin. Sie gehört zu den ersten Zeuginnen der Auferstehung Jesu. Sie ist beim pfingstlichen Aufbruch seiner Anhänger dabei, als sie sich aus der Erstarrung der Trauer und Angst lösen und die Botschaft Jesu begeistert zu verkünden beginnen.
Was ist ihr Geheimnis? Wie erträgt sie das alles? Sie begegnet den Zumutungen des Lebens mit dem unerschütterlichen Vertrauen, dass alles in Gottes Hand liegt. Auch all das Schreckliche, Leiden, Scheitern, Sterben und Tod. In diesem Vertrauen verwandeln sich die Zumutungen in Geschenke, so unglaublich das klingt. Darum haben über die Jahrhunderte gerade die Leidenden bei Maria Trost gesucht. Ihr Leben und ihr Vertrauen-Können steht für Gottes unerschütterliche Treue, auch wenn wir seine Wege nicht verstehen.
Das Leben kann so schön sein - aber auch so hart und bitter. Gott vertrauen, dass alles gut wird? In guten wie in schlechten Tagen? Maria ist Vorbild.
Zurück Home Weiter