Haus des Alls – oder: Gott ist schon längst in der Schule

Mesopotamisch-assyrische Kulttopographie und ihre christlich-liturgische Verortung im Liturgieraum für die Schule

Im Frühjahr 2007 wurde in unserer Schule der Meditationsraum umfassend renoviert. Die Gestaltung der Fensterfront zog die Überlegung nach sich, auch den „Rest“ des Raumes zu erneuern, also den Bodenbelag, den Anstrich zu renovieren und auch die Ausstattung zu modernisieren. Dabei sollte die Grundstruktur des Raumes, geprägt durch den quadratischen Deckenfries und den Hockern aus Buchenholz, weitestgehend gewahrt werden. Nach einer Vor-Ort-Besichtigung der Fachschaft plante ein Gremium mit Schulleiter Paul Thelosen, Kunstlehrer Michael Rickert und Schulseelsorger Marius Stelzer zusammen mit  den zuständigen Stellen des Generalvikariates, wie die Renovierung und Funktionserweiterung aussehen kann.
Das Fundament der Planungen war, dass sowohl die Architektur als auch die Inneneinrichtung  bewusst schlicht und einfach bleiben sollen - formal reduziert also.(1) Raum und Ausstattung sollen "funktionieren", d.h. die Elemente sollen Raum schaffen, um den Schülerinnen und Schülern (und allen anderen natürlich auch) im weitesten Sinne spirituelle bzw. religiöse Erfahrungen zu ermöglichen. Funktion bedeutet in diesem Sinn auch, dass Raum und Ausstattung ein hohes Maß an Flexibilität aufweisen sollen: Der Raum kann komplett leer geräumt werden. Dann ist genügend Platz für eine Meditation oder Stilleübung mit einer ganzen Klasse. Er kann aber auch komplett bestuhlt und möbliert werden, beispielsweise für eine Eucharistiefeier. Gleichfalls können Altar und Stelen an anderen Orten der Schule aufgestellt werden.(2)

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Im Anfang war der Hocker
Das Design der 35 Hocker aus Buche-Multiplexplatten ist der Anfang der Gestaltung. Die Sitzmöbel wurden vor einigen Jahren schon angeschafft und ersetzten damals die alten Schaumstoffwürfel. Hier fängt Funktionalität und formale Reduktion an. Die Hocker haben die einfache Funktion, dass man darauf sitzen kann. Nicht mehr und nicht weniger. Drei Platten, eine Querstrebe zur Stabilisierung, eine angemessene Sitzhöhe, eine (nicht zu bequeme) Sitzfläche. Wenn es mal etwas aufzuschreiben gibt (Fürbitten oder Gedanken zu einer Meditation), dann kann man den Hocker auch als kleines Pult nutzen. Automatisch kniet man dann davor…

Schultisch des Herrn
Die Kombination des "Schultisch des Herrn" ist eine Idee von Kunsterzieher und Künstler Michael Rickert. Ihm schwebte schon seit längerer Zeit eine Altarlösung für die Schule vor. Mit Marius Stelzer als Schulseelsorger fand er einen passenden Kooperationspartner, der für die Gestaltung weitere Impulse gab. Schließlich ist ein Altar an sich auf die Eucharistiefeier hin bezogen, der ein Laie aber nicht vorstehen kann. Und die Feier der Eucharistie ist praktisch nicht der „Normallfall“ der Schulliturgie. Bislang bewährte sich für Marius Stelzer eine Stelenlösung, die in unterschiedlichen Wortgottesfeiern wie am Aschermittwoch schon Verwendung fand. Der Tisch des Brotes, wie der Altar in den Liturgiedokumenten der Kirche benannt wird,  muss folglich mehr hergeben als "nur" Tisch von Brot und Wein zu sein - er soll auch Tisch des Wortes, Tisch des Wassers, Tisch des Weihrauches, Tisch der Asche sein dürfen. Michael Rickert griff die Idee der Stelenlösung von Marius Stelzer auf, so dass ein Kubus (80x80x100cm) entstand, flankiert von acht Stelen (40x40x100cm). Da der Tisch eben mehr ist als ein klassischer Altar in einem Kirchenraum, bekam er den Namen „Schultisch des Herrn“. Der Titel weist also auf seine Besonderheit, nämlich das schulische Umfeld seines Standortes, hin. Im Gottesdienst zur Segnung des Raumes wurden im Rahmen des Fürbittgebets schulische Utensilien wie Heft, Schwamm, Kreide auf diesen Altar gelegt.
02Stelen und Kubus sind auf jeweils zwei Seiten stufenförmig vertieft, so dass man auch unmittelbar davor bzw. dahinter stehen kann. Als Material fand -  wie bei den Hockern - Buche-Multiplexplatte Verwendung. Mulitplexplatten aus Buche zeichnen sich durch große Stabilität aus und durch das filigrane Streifenmuster an den Schnittstellen der verleimten Holzsschichten.

Verortung im Kosmos
Rickerts Design greift das Grundmotiv der mesopotamischen Sakral- und Tempelarchitektur im 18 Jh. vor Christus auf. Typisch für diese Epoche in Mesopotamien ist die so genannte Pfeiler-Nischenarchitektur, also die rhythmische Unterbrechung bzw. Aufgliederung von Tempelfassaden und -pfeiler. Die Nischenarchitektur hatte keine bautechnische Bedeutung im Sinne der Baustatik, oder weil man mit Lehmziegeln damals nicht anders bauen konnte, sondern wurde aus ästhetischen Gründen bewusst nur in der Sakralarchitektur angewandt.(3) Profane Gebäude und Wohnhäuser wurden „normal“, also mit glatten Wänden, gebaut. Dies gilt für den gesamten Mesopotamischen Raum und deren großen Städte wie Babylon, Nippur, Ninive und Assur.(4)
Die Stadt Assur nimmt hier mit ihrer zentralen Gottheit Assur einen besonderen Stellenwert ein. Der Tempel Assurs, auf einer Anhöhe des Tigris gelegen, trug den Namen "Escharra" - Haus des Alls. "Für die Handelsmetropole Assur stellte der Stadtgott die zentrale göttliche Instanz dar", beschreibt die Forscherin Eva Cancik-Kischbaum die Bedeutung des Tempels.(5)
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Assur-Tempel, Skizze nach Walter Andrae(6)
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Altar und Stelen als Tempel
Unter Einfluss der mesopotamischen Theologien kommt dem Gott Assur der Status eines Herrn des Königtums und Herrschers über die Erde zu. Er steht an der Spitze des mesopotamischen Pantheons, dem „Götter-Ensemble“. Die Bezeichnung des Tempels als "Haus des Alls" ist eine gleichartige Funktionsübertragung (im Sinne eines theologischen Synkretismus). Im späten 8. und 7. Jh vor Christus versuchte man, die Position des Gottes Assurs durch Inkorporation weiterer zentraler Gottheiten zu stärken. "Er wurde auf diese Weise zum Hauptakteur der kosmischen Mythologie, die im Weltschöpfungslied Ennua Elisch erzählt wird"(7). Der Assur Tempel war die zentrale Verortung der Gottheit - es gab darüber hinaus keinen anderen gleichnamigen Tempel oder Kapelle im Zweistromland. "Eben dadurch aber wurde der Assur Tempel ... zur zentralen und zentralisierenden Institution des assyrischen Reiches. Alle Provinzen waren verpflichtet, zum Unterhalt des Tempels beizutragen. (...) Die verschiedenen Opfergaben - Meerestiere, Vögel, Wild neben den Erzeugnissen der Landwirtschaft - repräsentieren auch die Gesamtheit des von Assyrien unterworfenen Kosmos"(8).
Der Assur-Tempel weist also für das gesamte Zweistromland sowohl repräsentative Baustrukturen wie auch ein repräsentatives, weil umfassendes Gottesbild auf. Beide Elemente – Architektur und Theologie – beziehen sich in ihrer spirituellen Macht, im religiösen Einfluss, nicht nur auf Assyrien, sondern auf den gesamten Kosmos. Dieser Wille zur Repräsentation der Gesamtheit, des Kosmos, bezieht sich nicht nur auf kultisch-religiöse Merkmale, sondern lässt sich ablesen an einem umfassenden militärischen Expansionsbestreben der Assyrer. Unter dem König Schamschi-Adad I. (1815-1782 v. Chr) wurde der Assur-Tempel gebaut. Seine Nachfolger bauten das assyrische Reich bis ins 13. Jh v. Chr zu einer bedeutenden miltärischen Macht aus, die bis zum 7 Jh. v.Chr. den gesamten vorderasiatischen Raum beherrschte.(9)

Gott ist schon längst in der Schule
Die Gestaltung des Altares zitiert elementar diese mythologisch-theologischen Grundmotive und versucht eine christologische Deutung: das Haus des Alls, das im Altar stilisiert dargestellt wird, wird zum Zentrum des Christusmysteriums, zum Ort bzw. zur Verortung der Heilsgeschichte Gottes mit den Menschen. Tod und Auferstehung von Jesus Christus, gefeiert im Sakrament der Eucharistie, im Gottesdienst der Kirche, haben universalen Heilscharakter und damit Bedeutung für alle Menschen „bis an die Grenzen der Erde“ (Apg 1,8).
"Gott ist schon längst in der Schule" lautete das Leitwort im Eröffnungsgottesdienst zum Schuljahr 2007/08. Die Stufen bzw, Nischen von Tisch und Stelen möchten diese Erfahrung von der Gegenwart Gottes vermitteln, Gott verorten: In der Meditation, beim Morgengebet, Wortgottesfeier, Tauferinnerung, Eucharistiefeier bis hin zur Firmung im Pontifikalamt. 60m2 Raum werden nach assyrischem Vorbild zum Haus des Alls, dessen Herrscher Gott durch Christus ist.(10) Im Brief an die Kolosser bringt Paulus die kosmologische Bedeutung Jesu Christi auf den Punkt: 
Er ist das Ebenbild des unsichtbaren Gottes, der Erstgeborene der ganzen Schöpfung. Denn in ihm wurde alles erschaffen im Himmel und auf Erden, das Sichtbare und das Unsichtbare, Throne und Herrschaften, Mächte und Gewalten; alles ist durch ihn und auf ihn hin geschaffen. Er ist vor aller Schöpfung, in ihm hat alles Bestand. Er ist das Haupt des Leibes, der Leib aber ist die Kirche. Er ist der Ursprung, der Erstgeborene der Toten; so hat er in allem den Vorrang. Denn Gott wollte mit seiner ganzen Fülle in ihm wohnen, um durch ihn alles zu versöhnen. Alles im Himmel und auf Erden wollte er zu Christus führen, der Friede gestiftet hat am Kreuz durch sein Blut. (Kol 1,15-20)
Der Altar und die acht (8 ist Zahl der Ganzheit, Vollkommenheit!) Stelen versuchen eine unkonventionelle und stilisierte Darstellung dieses Christusbildes. Vor allem versuchen sie, die Mitfeiernden Schüler und Lehrer in dieses Mysterium hineinzubeziehen.(11) Ob als einzelne Stele mit der aufgeschlagenen Bibel oder einer brennenden Kerze darauf oder – wie in der Fotografie abgebildet – als imposanter Altar, der wie die Tempelfassade aufgestellt ist: Gott ist schon längst in der Schule.

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Sammlung und Sendung: ein Kreuz

Doch der Schultisch des Herrn kann aus diesem Grund noch mehr: Aus dem Rickert’schen Originalentwurf(12) des Altares entwickelte Schulseelsorger Marius Stelzer eine Kreuzform, in dem er die Längenmaße zweier horizontaler Nischen nahm. Es geht hierbei um keine zufällig ausgewählten Stufen, sondern um jeweils die zwölfte Nische von der Altarplatte (Mensa) und vom Kern des Altares, vom Mittelpunkt aus (52cm und 36cm lang).
Beide "Stäbe" wurden dem Größenverhältnis des menschlichem Körpers gemäß als Kreuz übereinandergesetzt, so dass ein stilisierter Corpus entsteht. Dies hat einen ungewohnt hoch angesetzten Querbalken zur Folge. Mittels drei Schrauben an den Stellen der Wundmale wird das Kreuz mit 20mm Abstand zur Wand fixiert. Der Ursprung des Designs, die Größenordnung und das gewählte Material (ebenfalls: Buche Multiplex) möchten einen umfassenden Bezug zum Schultisch des Herrn darstellen; es ist quasi aus dem Altar herausgeschnitten.
Sammlung und Sendung durchdringen sich hier wie die Balken des Kreuzes sich durchdringen: Das Altarensemble als Zentrierung, als Kraftzentrum Gottes und das praktisch herausgehobene Kreuz in den Räumen der Schule als Element der Sendung, das aus diesem Kraftzentrum entstammt. Die dreifache Fixierung hat über den symbolischen auch einen ganz pragmatischen Zweck: Sie macht das montierte Kreuz unverwüstlich und resistent gegen fliegende Gegenstände im Klassenraum (Fußbälle, Tischtennisschläger). Das Kreuz kann allerdings auch nicht "mal eben" zwecks einer Projektion abgehängt und beiseite gelegt werden.
Durch den Abstand zur Wand entsteht zwangsläufig ein Schatten. Dieser Effekt verstärkt den Eindruck, dass das Bild des Kreuzes zwischen Corpus und Kreuzbalken „kippt“: Ist es ein Kreuz? Ist es ein Corpus, und die Kreuzbalken werden gebildet durch den Schatten?
Das Metallkreuz von Axel Vater, das vormals an der Seitenwand des Meditationsraumes hing, wurde bewusst in diesem Raum beibehalten – wenn auch an einem ungewöhnlichen Ort, der Raumdecke. Als ehemaliges Instrument zur Landvermessung hat es hier seine angestammte „Lage“ – horizontal, um das Land, den Kosmos in den Focus zu nehmen. Es kon-zentriert die Aufmerksamkeit auf die Mitte des Raumes und die Mitte der Versammlung der Schulgemeinde, die Christus ist.

06Kelch und Schale
Für die Schule wurden eigens liturgische Gefäße angefertigt. Ein Kelch und zwei Hostienschalen entstanden nach einer Vorlage von P. Manfred Kollig ss.cc (Bereichsleiter Liturgie beim Weltjugendtag, seit 2006 Leiter der Abteilung Schulpastoral im Bischöflichen Generalvikariat in Münster). Auch diese Formen sind bewusst schlicht gehalten: Halbkugel und Zylinder bzw. deren Durchdringung. Die Formen erinnern an die geöffnete Erde, auf die Gott sich einlässt. Praktisch analog zum Gedanken des "Haus des Alls" offenbart sich ebenfalls in der Gestaltung der Gefäße eine kosmologische Perspektive.
So wie die Gestaltung der Möbel Gott in Christus topografisch repräsentieren, wird in der Feier der Eucharistie in Kelch und Schale Christus in Brot und Wein präsent. Hier wird deutlich, dass die Möblierung allein für sich nicht funktionieren kann, sondern die Gemeinschaft, die „Communio“ der feiernden Menschen im Meditationsraum erst alles "komplett" macht, ergänzt. Nur durch die feiernde Gemeinschaft erfahren Raum, Möbel und Gefäße ihre volle Funktion, ihre sinnstiftende Ganzheit. Die Möbel funktionieren also nur, indem sie genutzt werden.

07Fenster
Die nicht unumstrittene Gestaltung der Fensterfront erfährt von diesen Gedanken ausgehend einen spannenden Interpretationsansatz: die theologischen Motive der assyrischen Tempelarchitektur und der christologische Gehalt der Ausstattung des Meditationsraumes sind geprägt von der Bezugnahme auf den gesamten Kosmos.
Camillo Grewes (Abitur 2007) Fensterentwurf lässt diese Interpretationsmöglichkeit hervorscheinen: Ein Kraftzentrum, das wie eine Galaxie rotiert, kraftvolle Gelbtöne, vereinzelte Fragmente, die wie Materie herausgeschleudert oder davon angezogen werden. Auch hier könnte man den Akzent von „Sammlung und Sendung“ herauslesen. Die Glasmalerei bildet den Horizont nach Osten hinaus ab, in Richtung der aufgehenden, österlichen Sonne. Dort ist auch der Friedhof im Klosterwald der Herz-Jesu-Missionare.

Weltweiter Bezug
Ein letzter Punkt: Im Altar befindet sich ein Reliquiar mit Fragmenten chinesischer Christen. Diese Menschen sind 1900 im so genannten Boxeraufstand getötet worden. Im Rahmen der weltweiten Kolonisation wurde auch China seinerzeit von westlichen Elementen geprägt – auch vom Christentum. Der Boxeraufstand bezeichnet eine gewaltgeladene Gegenbewegung von chinesischer Seite, in der alles „Westliche“ radikal ausgemerzt und vernichtet wurde. Damit stand auch das Leben der Chinesen auf dem Spiel, die sich bewusst zum Christentum hin entschieden haben. Bis heute gestaltet sich das christlichen Leben in China eher schwer. Das gilt für das Leben des Einzelnen als auch allgemein im religiös-politischen Sinne. So gibt es immer wieder diplomatische Spannungen zwischen dem Vatikan und der chinesischen Staatsregierung, wenn es um Bischofsernennungen, Heiligsprechung chinesischer Märtyrer und Menschenrechte geht.
Mit dem kosmologischen Akzent der Gestaltungselemente im Meditationsraum wird uns spätestens hier die einzelne und gemeinsame Verantwortung von uns Christen vor Augen geführt: regional verortet und zugleich weltweit relevant.
Marius Stelzer, KvG-Jahrbuch 2007/08
Technische Daten:
Altar: Kubus, L800xB800xH1000mm; Buche Multiplex (Stärke: 25mm, im Entwurf 20mm), Entwurf: Michael Rickert; Ausführung: Tischlerei Jürgen Rossmeier, Fliederweg 15, 48317 Drensteinfurt; Telefon: 02508/8484. J. Rossmeier fertigte Altar und Stelen handwerklich hervorragend an. Besonders erwähnt seien die zahlreichen Gehrungsschnitte, die absolut präzise gemacht wurden und für die Stabilität der Anfertigung insgesamt (Verleimung und Verschraubung).
Stelen: L400xB400xH1000mm; Buche Multiplex (Stärke: 25mm); Entwurf und Ausführung: s.o.
Die grundsätzliche Idee, Stelen als liturgische Möbel bzw. liturgische Orte einzusetzen stammt von Marius Stelzer und wurde von M. Rickert in seinem Entwurf aufgegriffen.
Liturgische Geräte: Kelch: zweiteilig, Kuppel und Zylinder (Kelchfuß), H-Gesamt: 172mm, Kuppel H: 96mm, DM 120mm, Zylinder: H: 78mm, DM 60mm, Material: Edelstahl, gebürstet, 1mm stark, +Deckel, . Schale: H 75mm, DM 150mm, Fuß: H 7mm, DM 72mm, massiv + Deckel. Entwurf: P. Manfred Kollig ss.cc, für den 20. Weltjugendtag 2005 in Köln; Kerzenständer: Entwurf: Marius Stelzer H: 6mm, DM 150mm, Dornhöhe: 70mm, Ausführung: Ludger Böntrup Metallverarbeitung Gmbh & Co KG, Fuggerstraße 15, 48165 Münster, Telefon: 02501/441871
Kreuz: L: 520mm, B: 360mm; T: 20mm; Wandbefestigung: 3 Tork-Schrauben mit Alu-Hülsen (L: 20mm, D: 5mm) als Abstandshalter zur Wand. Die Bohrungen für die Schrauben befinden sich getreu dem Maßstab des menschlichen Körpes auf der Höhe von Handgelenke und Füße.; Material: Buche, Multiplexplatte (Stärke: 20mm); Entwurf: Marius Stelzer; Ausführung: Tischlerei Mechthild Fresmann, Neustraße 19, 48167 Münster, Telefon: 02506/1234; drei Produktionschargen, jedes Kreuz nummeriert und signiert.
Alle Entwürfe sind urheberrechtlich geschützt. P. Manfred Kollig stellte freundlicherweise seinen Entwurf für Kelch und Schale zur Verfügung.


Literatur:
Andrae, W., Das wiedererstandene Assur, Leipzig 1938 (9. Sendschrift der Deutschen Orient-Gesellschaft).
Andrae, W., Das Gotteshaus und die Urformen des Bauens im Alten Orient, Berlin 1930 (Studien zur Bauforschung, hg. V.d. Koldewey-Gesellschaft, Bd. 2)
Cancik-Kirschbaum, E., Die Assyrer. Geschichte, Gesellschaft, Kultur, München 2003.
Maul, S., 1903-1914. Assur – Das Herz eines Weltreiches, in: Wilhelm, G. (Hg): Zwischen Tigris und Nil. 100 Jahre Ausgrabungsgeschichte der Deutschen Orient Gesellschaft in Vorderasien und Ägypten. Mainz 1998. nachlesbar auf der Internetseite http://assyriologie.uni-hd.de/assurmaul/dog100.htm [Zugriff am 11.01.2008]
Miguls, P.A., Der Assur-Tempel des Königs Shamshi-Adad I. und die mesopotamische Sakralarchitektur seiner Zeit, in: Meyer, J.-W. (u.a.): Beiträge zur Vorderasiatischen Archäologie, Frankfurt 2001 (FS Winfried Orthmann), S. 322-327.

 
Fußnoten:
(1) Vgl. Liturgiekonstitution des 2. Vatikanischen Konzils „Sacrosanctum Concilium“ (SC), die den „Glanz edler Einfachheit“ von liturgischen Räumen und gottesdienstlichen Gebrauchsgegenständen (Mobiliar, Gewänder, Geräte) hervorhebt (SC 34).
(2) Beispielsweise zum Weihnachtsgottesdienst in der Aula oder Schulanfangsgottesdienst in der Sporthalle.
(3) Vgl. Andrae, W., Das Gotteshaus und die Urformen des Bauens im Alten Orient, Berlin 1930 (Studien zur Bauforschung, hg. V.d. Koldewey-Gesellschaft, Bd. 2), S. 32f; S. 77f.
(4) Zu bedenken ist, dass die Ursprünge der Menschheit im biblischen Sinne in Mesopotamien zu suchen sind: Euphrat und Tigris werden schon in der Schöpfung erwähnt (Gen 2, 10-14) Abraham und seine Sippe kommen aus Ur und ziehen durch Mesopotamien in das Land, dass Gott ihnen zeigen wird (Gen 11,10-15,21). Die politisch-religiösen Konflikte zwischen den Völkern des Vorderen Orients sind in den Büchern der Könige und den Chroniken verzeichnet. Dahinter verbirgt sich auch die Entwicklung einer jüdischen (und später christlichen ) Mono-Theologie. Unser Gottesbild heute ist nicht denkbar ohne die Einflüsse und theologischen Denkweisen der alten Völker in Vorderasien. Mesopotamien ist Teil des „fruchtbaren Halbmondes“, jener Gegend im vorderen Orient, die aufgrund ihrer geographischen Voraussetzungen besonders urbar und somit kultivierbar war und ist. Mit der „Kultivierung“ von Agrarwirtschaft und wirtschaftlichem Handel einher ging ein Fortschritt im Städtebau und eben eine Entwicklung von Kult, Religion und Theologie.
(5) Vgl. hierzu und im Folgenden: Cancik-Kirschbaum, E., Die Assyrer. Geschichte, Gesellschaft, Kultur, München 2003, S. 111 und folgende.
(6)Andrae, W., Das wiedererstandene Assur, Leipzig 1938 (9. Sendschrift der Deutschen Orient-Gesellschaft), S. 23.
(7) Kirschbaum, S. 112.
(8) Kirschbaum, S. 113.
(9) Vgl. Maul, Stefan: Assur. Das Herz eines Weltreiches, in: http://assyriologie.uni-hd.de/assurmaul/dog100.htm [Zugriff am 11.01.2008]
(10) An dieser Stelle die militärische Expansion Assyriens als Analogie zu bedenken wäre logisch falsch. Es geht im Kern um den Einfluss mesopotamischer Theologie auf zunächst jüdische und folglich später auf jüdisch-christliche Theologie. Das Judentum wird sicherlich durch religiöse und kultische Lehren Assyriens und Babylons (Babylonisches Exil)  im Laufe der Entwicklungsgeschichte beeinflusst worden sein; wenn es auch in seiner theologischen Substanz paradoxerweise eher gestärkt aus den Krisenzeiten hervorgegangen ist.
(11) Diese Gestaltung ist nicht nur einen momentane kreative Laune des Künstlers, denn auch das Eingangsportal der Dreifaltigkeitskirche am York-Ring in Münster weist eine nischenartige Portalstruktur auf.
(12) Der Originalentwurf sah eine Nischenbreite bzw. –tiefe von 20mm vor. Die Nischenbreite des realisierten Altares beträgt 25mm.