 |
| Es ist wie in einem überfüllten Nahverkehrszug der Deutschen
Bahn. 40 Jahre alte Sitzgruppen wurden mit Unterstützung des Fördervereins
in der Pausenhalle des KvG aufgestellt - und die Schüler finden es
einfach klasse. Foto: gro |
Mach mal Pause, fahr mal Bahn
Am KvG bereichern Sitzgruppen ausrangierter Abteilwagen die Pausenhalle
Münster-Hiltrup. Alle Sitzplätze sind belegt. Auch
im Gang herrscht Enge. Das erinnert an überfüllte Pendlerzüge,
in denen Fahrgäste eng gedrängt wie Ölsardinen die Fahrt über
sich ergehen lassen. Doch die Laune hier ist prächtig. Man unterhält
sich, man hat Spaß, das Publikum ist durchweg sehr jung. Also eine Schule,
die einen Ausflug macht? Aber sind nicht gerade erst die großen Sommerferien
zu Ende gegangen? Naja, die Schulen von heute… Immerhin, es wird mit der
Deutschen Bahn gefahren durch das schöne Land. Am Kardinal-von-Galen-Gymnasium
können die Schüler jetzt täglich Bahnatmosphäre genießen,
selbst wenn sie nicht als Pendler mit dem Zug nach Hiltrup kommen müssen.
In der Pausenhalle ist in den Ferien eine Reihe mit originalen Sitzgruppen der
Deutschen Bahn aufgebaut worden.
Genau genommen stammen die Sitzgruppen von der einstigen Deutschen Bundesbahn.
Einer Zeit, an die sich viele mit Wehmut zurückerinnern. Zumindest nostalgische
Gefühle kommen einfach auf, wenn man die robusten, undefinierbar roten
Sitzbezüge sieht, die furchtbar heiß wurden, wenn die Sonne auf sie
knallte, aber bis heute einfach unverwüstlich sind. Sie erinnern an scheinbar
endlose Fahrten in jenen berüchtigten „Silberlingen“ der Bahn,
in denen es im Sommer furchtbar stickig war und im Herbst und Winter Wind und
Regen durch die Ritzen pfiffen. Nicht zu vergessen die lauten Fahrgeräusche,
die jedes in normaler Lautstärke geführte Gespräch übertönten.
Heute sind diese alten Sitze einfach Kult. Für die Pennäler sowieso,
die hier bevorzugt jetzt ihre Pausen verbringen. Aber auch für Hausmeister
Ulrich Granzeier, einen bekennenden Eisenbahn-Fan, der der in seiner Freizeit
als Mitglied des Westfälischen Eisenbahnvereins Münster obendrein
als aktiver Triebfahrzeugführer im Einsatz ist. „Diese Sitzgruppen
sind 40 Jahre alt und haben wirklich Qualität“, weiß Granzeier,
der sicher ist, dass sie jetzt noch einige Schülergenerationen überstehen
werden.
Den Förderverein des KvG würde es freuen. Tief in die Vereinsschatulle
hat der Verein um die Vorsitzende Anita Cordesmeyer gegriffen, um diese Anschaffung
zu ermöglichen. Bei einer ostdeutschen Firma habe man die Bänke erstanden
und von einer Spedition herankarren lassen. „Das sind echte Raritäten,
die hoch begehrt und entsprechend teuer sind“, ist Kunstlehrer Michael
Rickert richtig glücklich über die Unterstützung des Fördervereins.
„Das war hier immer eine tote Ecke“, beschreibt Schulleiter Paul
Thelosen den Durchgang, in dem die Sitzgruppen aufgestellt wurden. Bereits die
nächste Idee wartet auf die Umsetzung. Um das Bahn-Feeling perfekt zu machen,
sollen richtige Zugfenster gekauft werden. Platz an den Wänden wurde bereits
geschaffen. Jetzt muss die Finanzierung geregelt werden.
Bei aller Liebe zum originalgetreuen Detail wartet das KvG sogar mit mehr Komfort
als in den Abteilwagen der Bahn auf: Statt 80 Zentimeter beträgt der Abstand
zwischen den Sitzen 120 Zentimeter. Entsprechend mehr Beinfreiheit gibt es.
Da kann nach Ende der Pause der Umstieg auf die Holzstühle in den Klassenräumen
glatt wie die Weiterfahrt in der einstmals dritten Bahn-Klasse anmuten.
Michael Grottendieck, Westfälische Nachrichten 27. 08. 2005
 |
| Auf ehemaligen Eisenbahn-Sitzbänken können sich
jetzt die Schülerinnen und Schüler des KvG in der Pausenhalle
entspannen. Schulleiter Paul Thelosen (2.v.l.), Annegret Beiler (3.v.l.),
Mitglied des Fördervereins, Hausmeister Ulrich Granzeier (4.v.l.),
Anita Cordesmeyer, Vorsitzende des Fördervereins (2.v.r.), und Kunstlehrer
Michael Rickert stellten gestern die neue Einrichtung vor. MZ-Foto:
Lindhauer |
Pausenhalle als Abteilwagen
KvGler können sich jetzt auf ehemaligen Eisenbahnsitzen ausruhen
Hiltrup. „Nicht aus dem Fenster lehnen!“ lautet
nun die Devise in der Pausenhalle des Kardinal-von-Galen-Gymnasiums (KvG). Pünktlich
zum Schuljahrsbeginn war eine Reihe ganz besonderer Sitzmöbel im Durchgang
zu den Naturwissenschaftsräumen aufgestellt worden.
Mehr als 30 bequem gepolsterte ehemalige Eisenbahnsitze stehen den Schülern
dort in Pausen und Freistunden zum Ausruhen zur Verfügung. Offiziell vorgestellt
wurde das neue Mobiliar am Freitag von Schulleiter Paul Thelosen, Kunstlehrer
Michael Rickert, Hausmeister Ulrich Granzeier sowie Anita Cordesmeyer, Annegret
Beiler und Jutta Schneider-Mathis vom Förderverein der Schule.
Die Idee, das Mobiliar eines Abteilwagens der Deutschen Bahn für die Schule
zu nutzen, kam Kunstlehrer Michael Rickert Ende März 2005. Für die
Finanzierung des Projekts engagierte sich der Förderverein des Gymnasiums.
Mit 4500 € trug er die gesamten Kosten zur Beschaffung, Restaurierung und
Einrichtung der Bänke. „Nutznießer sind alle Schüler“,
erklärt Anita Cordesmeyer, Vorsitzende des Vereins, und begründet
damit die Entscheidung, das Projekt finanziell zu tragen. Rickert, der den Antrag
an den Förderverein stellte, konnte über Hausmeister Granzeier, der
gleichzeitig Mitglied des Westfälischen Eisenbahnmuseums ist, Kontakt zu
einer Firma in den neuen Bundesländern herstellen, die mit altem Bahn-Interieur
handelt. Um die Renovierung kümmerten sich dann der Hausmeister, sein Sohn
Martin und Klaus Dinger, Vorsitzender des Freundeskreises für Eisenbahnen
e.V.
Da die Bänke nicht alle baugleich waren, mussten die Gestelle zum Teil
umgearbeitet und neu verschweißt werden. Auch nach rund 50 Stunden ist
die Arbeit an den neuen Sitzgelegenheiten noch nicht vollständig abgeschlossen:
Granzeier will die Gestelle der Bänke noch frisch lackieren und als Gag
Sicherheitshinweise der Bahn anbringen.
Dass die neue Einrichtung bei den Schülern bereits nach fünf Schultagen
sehr beliebt ist, konnte er auch berichten: Es gibt schon eine feste Sitzordnung,
ausgerichtet an den Sitznummern der Abteilbänke.
vol, Münstersche Zeitung 27. 08. 2005