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Im Kreise seiner Familie verbrachte Jubilar Bruder Herbert Spellmeyer den Nachmittag des Maifeiertages. Foto: kus |
„Hinhören und Handeln“
Ordensjubiläum von Bruder Herbert Spellmeyer
Münster-Hiltrup. „40 Jahre Leben und Wirken in einer Ordensgemeinschaft
- das ist ein Anlass zum Dank.“ Die Worte, mit denen Pater Manfred Simmich
den Festgottesdienst am Mittwoch in der Kapelle des Missionshauses eröffnete,
hatten einen doppelten Sinn. Einerseits sei die Tatsache, dass Bruder Herbert
Spellmeyer seit genau 40 Jahren der Ordensgemeinschaft angehöre, ein Grund,
„Danke“ zu sagen. Andererseits richtete Pater Simmich seinen Dank
an den Jubilar selbst, der mit seinen „vielen Fähigkeiten, über die man
nur staunen kann“, viel für die Hiltruper Missionare und das Kardinal-von-Galen-Gymnasium,
an dem er seit 1973 als Hausmeister tätig ist, geleistet habe.
Folgte man der Predigt von Pater Simmich, gewann man schnell den Eindruck, dass
Herbert Spellmeyer sein Gelübde nicht zufällig an einem 1. Mai, dem Fest Josef
des Arbeiters, abgelegt hatte. Mit seiner Charakterisierung Josefs wies Pater
Simmich auch auf Eigenschaften Bruder Spellmeyers hin. Nach außen still sei
Josef gewesen, nach innen auf die Stimme Gottes lauschend. „Hinhören und
Handeln“ sei auch für Bruder Spellmeyer stets die Devise beim Verrichten
seiner Arbeit. Zu jeder Tageszeit und bei jedem Notfall sei er stets zur Stelle.
„Tut eure Arbeit gern, als wäre sie für den Herrn und nicht für die Menschen“,
lautete auch ein Wort der Lesung aus dem Brief von Paulus an die Kolosser.
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So kennen ihn Generationen von Schülern: Bruder Herbert Spellmeyer als unermüdlicher Hausmeister des KvG. |
Nach der gemeinsamen Eucharistiefeier in der überfüllten Kapelle öffneten die
Brüder für die Gäste die Pforten ihres Klosters. Im Klostergang gratulierten
die vielen Verwandten, Bekannten und Vertreter des Gymnasiums bei einem kleinen
Umtrunk dem Jubilar. Zwischen Mittagessen und Kaffeetrinken fand Bruder Spellmeyer
die Zeit, seine Gäste durch das Kloster zu führen.
Markus Schönherr, Westfälische Nachrichten, 03. 05. 2002
Auf ihn ist Verlass - stets ist „Spelle“ zur Stelle
Hausmeister des KvG legte vor 40 Jahren die Gelübde ab
Münster-Hiltrup. Seit 1973 ist er unermüdlicher Hausmeister des Kardinal-von-Galen-Gymnasiums.
Aber schon vorher galt als sein Markenzeichen „Spelle zur Stelle“.
Spelle ist einfach ein Begriff für Lehrer und Generationen von Schülern. Für
alle ist er da, in allen Notlagen weiß er Rat, in größter Hektik bleibt er ruhig.
Dazu hilft ab und zu ein Zigarillo. Morgens ist er als Erster in der Schule,
öffnet alle Räume, inspiziert und bereitet alles für den Tag vor - vom Toilettenpapier
bis zu den Pausengetränken. Gegen 22 Uhr macht er die letzte Runde, wenn die
letzten Sportler die Turnhalle verlassen haben. Diese beanspruchen ihn manchmal
auch schon am Sonntagmorgen, wenn Turniere laufen. Dann kommt „Spelle“
im Ordentalar, weil er gleich anschließend in der Kapelle des Missionshauses
ministriert.
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„Spelle live“ |
Aber natürlich wollte er eigentlich nicht Hausmeister werden, sondern in die
Mission gehen - mit einer wohl einmaligen Motivation. Sein Bruder Konrad und
Bruder Albert Langkamp waren Freunde; beide konnten schon Ende der 50er Jahre
nach Papua (Neuguinea) ausreisen. Br. Langkamp verunglückte aber 1959 im Sägewerk.
Das gab Herbert Spellmeyer den Ruck, gleichsam seinen Platz einzunehmen und
auch Ordensbruder bei den Herz-Jesu-Missionaren zu werden. Er war 21 Jahre alt
und hatte nach der Schule eine Lehre als Eisengießer abgeschlossen. Später machte
er ein Praktikum für Elektromotorenbau. Im Missionshaus Hiltrup machte er das
Noviziat und legte am 1. Mai 1962, dem Fest Josef des Arbeiters, die Gelübde
ab. Weil er ein sehr geschickter Handwerker war, wurde er für viele Arbeiten
im Kloster herangezogen. Später machte er dann noch eine Ausbildung als Elektroinstallateur
- immer mit dem Ziel, seinem Bruder Konrad in die Südsee zu folgen. Solange
die Schule dem Orden gehörte, machte er auch die Gartenarbeiten und pflegte
die Anlagen.
1973 wurde Herbert Spellmeyer als Hausmeister angestellt. Diese vielseitige
Aufgabe behielt er auch bei, als das Bistum die Schule übernahm. Nun hatte er
zwei Arbeitsplätze - Schule und Kloster. Im neuen Missionshaus, das 1975 bezogen
wurde, kam zur gesamten Technik noch die Wartung des Schwimmbades hinzu. Wenn
ein Mitbruder auf dem Klosterfriedhof beerdigt werden soll, hebt Spelle das
Grab aus - gemeinsam mit Br. Wolfgang Altewischer, der ihm auch schon früher
bei der Gartenarbeit half. Kürzlich blieb der Aufzug stecken. Bruder Herbert
musste aus der Schule geholt werden, um mit der Hand die Aufzugkurbel zu betätigen
und die Insassen zu befreien. Karfreitag ein Rohrbruch in der Heizung: Er konnte
den Schaden beheben und schuftete den ganzen Tag. Zur Entspannung macht er sonntags
den Pudding.
Seit einigen Jahren hat er auch viele Fahrdienste, um Bruder Koening zu helfen,
dem von vielen Seiten Spenden für Königsberg zufließen - also startet „Spelle“
den Bulli und fährt nach Duisburg, Lippstadt oder Beckum. Für die Mission hat
er mmer noch ein Herz. So schickt er den Überschuss vom Pausenverkauf und manche
Spende an die Mitbrüder in Papua-Neuguinea.
Vor 15 Jahren, als Bruder Spellmeyer das Silberne Ordensjubiläum feiern wollte,
starb sein Bruder in Australien an Krebs. Nun möchte die große Familie das 40-jährige
Jubiläum unbeschwert feiern und hat sich in großer Zahl angemeldet.
P. Hans Pittruff, Westfälische Nachrichten 30. 04. 2002