Lehrerinnen und Lehrer in den 90er Jahren


Agel, Dieter FSp
Becker, P. Norbert Schulseelsorger
Bellm, Elisabeth ChReBi ab 1996
Bitter, Santa LGe ab 1990
Bockholt, Dr. Werner DEkKu
Böcker, Alfons DGe bis 1991
Braunsmann, Heinz MEkMu
Brinkbäumer, Bernard LGE bis 1996
Chrobak, Christa Rk ab 1998
Conze-Eisen, Gabriele FKu
Cordes, Mariele ESp
Deneke, Rudolf DE bis 1997
Dolezich, Johannes DMu
Düppers, Walter DBi
Eisenhawer, Bernd BiSp
Fischedick, Arno MCh
Fuhrmans, Dr. Martin MPh
Gerwing, Alfons DGeEkPo
Hakenes, Michael LIRk ab 1993
Heimes-Redeker,
Magdalena
BiSp
Heinrichs, Bernhard EkSp
Heinrichs, Christa Sp
Hestermann, Klaus EF
Himmelmann, Hermann MPh bis 1999
Horstbrink, Gabriele MSwPo
Hühn, Udo MRe
Humbert, Hermann Josef EEk
Juhl, Ulrich MCh
Kaspar, Ulrich MEkIf
Klaaßen, Dr. Folkert BiSp
Krüger, Ruth ESp
Lücke, Everhard LG bis 1993
Landwehr, Veronika MF ab 1999
Loretz, Theresia LG bis 2000
Lütke Schelhowe,
Franz-Josef
DRk
Neugebauer, Eugenie MRk
Niemann, Arnold ED
Nießen, Winfried DPä
Paesler, Joachim MPhil
Reuter, Hans DGeSw 1990-93
Richter, Eugen DSp
Richter, Gisela DSp
Rickert, Fritz EEk
Rickert, Hildegard RkPä
Rickert, Michael EkKu
Ruwe, Franz-Josef ESw
Schlüter, Angela Ku bis 1995
Schön, Margot Mu
Schulte, Meinhard DRk
Schulte Huxel, Elisabeth DL 1992-98
Simmich, P. Manfred RkMu bis 1996
Spevak, Dieter EF
Swietlik, Franz MPh bis 1996
Theilmeier-Wahner, Mechthild DGePo
Phil
ab 1993
Thelosen, Paul DPhilGe
PoPä
ab 1996
Traud, Sabine LRk ab 1998
Vogelpohl, Horst FISp
Vollmer, Alfred DGePo
Vorspel, Fritz DGePo bis 1998
Walters, Ulrich MPh bis 2000
Wiegmann, Barbara DGePo bis 2000
Wirth, Rainer MPh
Witthaut, Elmar Bi
Witthaut, Susanne RkGePo bis 2000
Woltering, Ralf DKu ab 1997
Aufgeführt sind alle Lehrerinnen und Lehrer, die mehr als zwei Jahre am KvG unterrichtet haben und in den Schuljahren zwischen 1990 und 2000 hier tätig waren.
Abkürzungen: Bi=Biologie, Ch=Chemie, D=Deutsch, E=Englisch, Ek=Erdkunde, F=Französisch, G=Griechisch, Ge=Geschichte, Ku=Kunst, L=Latein, M=Mathematik, Mu=Musik, Pä=Erziehungswissenschaften, Ph=Physik, Phil=Philosophie, Po=Politik, Re=Religionslehre evangelisch, Rk=Religionslehre katholisch, Sp=Sport, Sw=Sozialwissenschaften

01
1996

Die 90er Jahre sind gekennzeichnet durch einen zweifachen Wechsel in der Schulleitung und durch die besonders am Ende des Jahrzehnts einsetzende Umschichtung und Verjüngung des Kollegiums.
Auf Alfons Borgmann, der 1990 in den Ruhestand geht, folgt als Schulleiter Bernard Brinkbäumer. Das dadurch frei gewordene Amt des stellvertretenden Schulleiters übernimmt 1991 Rudolf Deneke. Ein erneuter Wechsel in der zweiten Hälfte des Jahrzehnts: Nach der Pensionierung Bernard Brinkbäumers 1996 wird Paul Thelosen, der von der Friedensschule Münster zu uns kommt, Schulleiter. Auf Rudolf Deneke, der die Leitung der Marienschule Münster übernimmt, folgt als stellvertretender Schulleiter 1997 Arno Fischedick.
In den Ruhestand gehen außerdem Alfons Böcker (1991), Everhard Lücke (1993), P. Manfred Simmich (1996), Franz Swietlik (1996), Fritz Vorspel (1998), Hermann Himmelmann (1999) und Theresia Loretz (2000). Mit P. Manfred Simmich, der Prior im Hiltruper Kloster wird, geht der letzte Ordenspriester, der am KvG unterrichtet hat.
Hans Reuter, der zuvor eine deutsche Schule in Belgien geleitet hatte, begleitet uns drei Jahre (1990-93) und übernimmt anschließend die Leitung des Gymnasium Augustinianum Gaesdonck in Goch/Niederrhein. Ulrich Walters wird 2000 Schulleiter am Kardinal-von-Galen-Gymnasium in Mettingen.

02
1993


03
Bernard Brinkbäumer (stehend) leitet eine Lehrerkonferenz (1995). Sitzend v.l.n.r.: Elmar Witthaut, Rudolf Deneke, Heinz Braunsmann, Margot Schön

Der Lotse verläßt ein hochseetaugliches Schiff

Bernard Brinkbäumer geht in den Ruhestand

Die Stadt Münster als urbanes Zentrum des Münsterlandes verdankt ihre Entwicklung und gegenwärtige Bedeutung in besonderem Maße seinem ländlich-agrarischen Umland. Erst die Münsterländer aus den Bauerschaften, Dörfern und Kleinstädten der Umgebung haben besonders dazu beigetragen, Münster zu dem zu machen, was es heute ist. Dieses gilt natürlich auch für den Stadtteil Hiltrup und konkret für den Bildungsbereich des Kardinal-von-Galen-Gymnasiums und seinen scheidenden Schulleiter Bernard Brinkbäumer.
Die kleinstädtische Herkunft, Senden mitten im Kernmünsterland, erscheint als Garant dafür, daß die Tätigkeit von Bernard Brinkbäumer am KvG ein Erfolg war und er die münsterische Bildungslandschaft im gymnasialen Bereich mitprägen konnte. Als Bernard Brinkbäumer 1990 die Funktion des Schulleiters am KvG übernahm, ging es ihm zunächst vor allem darum, das von Alfons Borgmann als seinem Vorgänger in knapp zwei Jahrzehnten geprägte Schulprofil weiterzuführen, zu festigen und zu akzentuieren. Als Sendener schlechthin und als Altphilologe sowieso neigt mau nicht unbedingt zu revolutionärem Handeln. Vielmehr gilt die Maxime: Altbewährtes zu pflegen, zu festigen und weiterzuentwickeln und Innovatives mit einer gewissen angeborenen münsterländischen Skepsis anzugehen.
Ein Leitmotiv von Bernard Brinkbäumer als Schulleiter war daher die Kontinuität. Diese äußerte sich beispielsweise in einer Verpflichtung der Geschichte der Schule gegenüber, dem Erwachsen des Gymnasiums aus einer „Paterschule“ und in dem Respekt gegenüber der Arbeit und Leistung seines Vorgängers. Konkret wird dieses darin deutlich, daß Latein als Fremdsprache in der Klasse 5 gewählt werden kann, daß bewährte traditionelle Aktionen des schulischen Lebens wie „Ameland“ und „Skischullandheimaufenthalt“ beibehalten wurden.
Bernard Brinkbäumer ist ein Schulleiter des harmonischen Ausgleichs. Immer wieder gelang es ihm, polarisierenden Tendenzen innerhalb der Schule den Wind aus den Segeln zu nehmen und Wogen zu glätten.
Diese Fähigkeit wurde dadurch erleichtert, daß er sich dem Kollegium gegenüber nicht als „der Chef“ ausgab, sondern als „primus inter pares“ der Lehrerschaft gegenüber eine Kollegialität pflegte, die den Lehrern das Gefühl vermittelte, hier werden hierarchische Strukturen überwunden. Dazu gehört auch die Fähigkeit von Bernard Brinkbäumer, Schwellenängste erfolgreich abzubauen. Das Schulleiterzimmer, und das ist bewundernswert, war immer ein Raum der offenen Tür. Es gab kein bürokratisches Anmeldeverfahren, keine Voranmeldung im Geschäftszimrner oder gar eine Sprechstundenordnung. Jederzeit konnte man kommen, und Bernard Brinkbäumer hatte auch die Gabe, zuhören zu können.
In der Zeit von Bernard Brinkbäumer fielen zahlreiche personelle Entscheidungen. Dabei bewies der Schulleiter besonders bei den zahlreichen Neueinstellungen von Lehrern oftmals eine glückliche Hand. Vor allem positiv muß herausgestellt werden, daß mit der Einstellung von jungen Kolleginnen die Frauenquote in der Lehrerschaft verbessert wurde und die neuen Kolleginnen bemerkenswerte Akzente setzen.
Trotz einer gewissen konservativen Grundeinstellung gab es in Bernard Brinkbäumers Zeit eine Reihe von Akzenten, die auf ihn zurückgehen. Diese sind am ehesten im baulichen Bereich sichtbar, machen aber auch transparent, wo Schwerpunkte der schulischen und pädagogischen Arbeit in den letzten Jahren lagen, etwa bei der neuen Schülerbücherei, bei der Schaffung von Gruppenräumen für die außerschulische Jugendarbeit, bei dem Umbau der Kunsträume. Dabei ist bemerkenswert, daß diese Beispiele symptomatisch für eine Akzentuierung des Schulprofils stehen und Bedürfnisse des Schulleiters, aber auch des Kollegiums und der Schule selbst widerspiegeln.
Alle diese Akzente, die Bernard Brinkbäumer setzte, resultieren aus einem tiefen Verwachsensein mit der Schule und einer Identifikation, wie sie kaum ein zweiter Lehrer aufzuweisen hat. Bereits 1963 (!) kam Bernard Brinkbäumer ans KvG, kennt also den „Laden“ wie seine Westentasche und hat sich langsam, lange als stellvertretender Schulleiter, vom „Meister der Legosteine“ zum Chef hochgearbeitet. Von der Verbundenheit mit der Schule und dem räumlichen Umfeld des Stadtteils Hiltrup konnte letztendlich die gesamte Schule profitieren. Damit hängt auch eine Profilierung des KvG nach außen zusammen. Diese wurde auch entscheidend von seinem Umgang mit den Kollegen geprägt, denn die Freiräume, die der Schulleiter den Lehrern ließ, wurden als Aktiv- und Aktionsräume genutzt, um gemeinsam in eigener Verantwortung ein Bild der Schule zu modellieren und zu festigen.
Wenn ein Schulleiter wie Bernard Brinkbäumer ein Kollegium an einer langen Leine führt, wird auch Flexibilität erwartet. Diese ist für einen Schulleiter in einem Kollegium mit unterschiedlichsten Interessen und Ansprüchen auch erforderlich. In besonderer Weise zeigte Bernard Brinkbäumer auch gegenüber sich selbst Flexibilität. An einem Beispiel kann man diese deutlich machen. Wenn er aus bestimmten Gründen eine Studienfahrt nach Weimar in der gymnasialen Oberstufe zunächst ablehnt, diese schließlich dann doch genehmigt, als sich der argumentative Kontext ändert, so spricht diese Flexibilität für ihn und beweist, daß er auch über seinen Schatten springen kann.
Über administrative Qualitäten und Fähigkeiten braucht man eigentlich kein Wort zu verlieren. Denn so schnell konnte ihm niemand etwas vormachen. Typisch mag eine Begebenheit sein, die sich bei der Einführung des Computers für die Erstellung des Stundenplans abgespielt haben soll. Dabei gab es einen kleinen „Wettkampf“, bei dem Bernard Brinkbäumer gegen die geballte Technik antrat. Das Ergebnis war verblüffend: der von B. Brinkbäumer manuell erarbeitete Stundenplan war nicht nur schneller fertig, sondern auch noch besser.
Zum Leben eines Schulleiters schließlich gehört viel Geduld. Und davon hat B. Brinkbäumer reichlich. Diese ist auch im Umgang mit Lehrern, Schülern und Eltern erforderlich, besonders im Umgang mit den Lehrern. Gerade das Leiten von Lehrerkonferenzen ruft tiefste Bewunderung gegenüber B. Brinkbäumer hervor, denn mit gut 50 Lehrern zu diskutieren, von denen jeder bekanntlich etwas anderes versteht und will, war nicht immer ein Zuckerschlecken, obwohl diese Aufgabe routiniert gelöst wurde. Bleibt der Mensch Bernard Brinkbäumer, der sich darauf freute, in einem Augenblick der Ruhe hinter seinem Schreibtisch genußvoll eine Zigarette rauchen zu können, der beim Lehrersport als Fußballer glänzte und voller Begeisterung von seinen Enkelkindern spricht, der...
Wenn auch nur schlaglichtartig angerissen, so zeigen diese kurzen Einblicke doch, daß Bernard Brinkbäumer ein guter Schulleiter für das KvG war und als Münsterländer für die Bedeutung Münsters im Bildungsbereich viel beigetragen hat. Der Nachfolger von Bernard Brinkbäumer soll übrigens Rheinländer sein...
Werner Bockholt in: Kardinal-von-Galen-Schule 1946-1996, Münster 1996
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Abschiedsfeier für Bernard Brinkbäumer, P. Manfred Simmich und Franz Swietlik 1996
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Fast ein halbes Jahrhundert KvG

P. Manfred Simmich tritt im Jubiläumsjahr in den Ruhestand

KvG - „K: wie konkret - V: wie vielfältig - G: wie gemeinsam“ - so buchstabierte und interpretierte Eugenie Neugebauer in ihrem Artikel „Lehrer buchstabieren“ in der Festschrift zum 40jährigen Jubiläum des Gymnasiums den Namen der Kardinal-von-Galen-Schule (a.a.0. S. 115). K-V-G in diesem Sinne - das sind Stichworte, die sich im Jahr des 50jährigen Jubiläums besonders auch auf jemanden anwenden lassen, der auf 49 Jahre - am 22. 4. 1947 begann er hier seinen ersten Schultag - am KvG zurückblicken kann:
P. Manfred Simmich MSC.
Konkret - wird in der Person P. Manfred Simmichs nicht nur die Geschichte der Schule, die er als Schüler und nunmehr seit 35 Jahren (!) auch als Lehrer miterlebt und -geprägt hat. Konkret werden hier auch die engen und noch immer bestehenden Verbindungen zwischen Schule und Missionshaus und nicht zuletzt das lebendige Vorbild in Glaubensweitergabe und Glaubensvermittlung.
Vielfältig - war nicht nur der Einsatz am KvG, begann er doch als Lehrer für Deutsch, dann auch für Latein und konzentrierte sich erst später auf die Fächer Religion und Musik; vielfältig sind vor allem seine Erinnerungen an diese 49 Jahre am KvG, von denen hier - repräsentativ für die unzähligen Erlebnisse und Erfahrungen in diesen vielen Jahren - einige „Splitter“ aufgeführt werden sollen:
- die Anfänge in den 40er Jahren mit zunächst insgesamt nur 5 Klassen, deren Schüler hauptsächlich im Internat waren und fast ausschließlich von Patres unterrichtet wurden;
- der Sportunterricht in der „offenen“ Turnhalle;
- sein 100-m-Lauf in der Abiturprüfung in 12,4 sec.(!);
- die Gottesdienste Mitte der 60er Jahre in der sogenannten „Turnvater-Jahn-Basilika“ (der Gymnastikraum wurde während der Restaurierung der alten Missionshauskapelle zum Gottesdienstraum umfunktioniert);
- das Jahr 1968, in dem erstmals Mädchen an das KvG kamen und die Schule und den Unterricht spürbar belebten;
- die unzähligen Gottesdienste, wöchentliche Schulgottesdienste und festliche Weihnachtsgottesdienste;
- die fruchtbare Zusammenarbeit und Offenheit in der Ökumene (von Beginn an war das KvG extern für beide Konfessionen offen), die sich bis heute u. a. in etlichen konfessionsübergreifenden Angeboten (wie z. B. vielen Gottesdiensten oder auch den Tagen religiöser Orientierung) und den gemeinsamen Konferenzen der beiden Fachschaften Religion widerspiegelt;
- die gewandelten Formen und Inhalte des Religionsunterrichts, der sich von einem reinen Bibel- und Katechismusunterricht zu einem themenreichen, die heutige Lebenssituation und die Fragen der Kinder und Jugendlichen einbeziehenden Unterricht entwickelt hat;
- nicht zuletzt die vielen größtenteils offenen, gesprächsbereiten, einsatzwilligen und ideenreichen Schülerinnen und Schüler.
Gemeinsam - mit den katholischen und evangelischen Kollegen, gemeinsam mit den Schülern und für die Schüler in vielfältigen Formen innerhalb und außerhalb des Unterrichts (man denke nur an den großen Schulchor!) geschah die pädagogische Arbeit P. Simmichs; vielleicht erklärt sich hieraus auch die Tatsache, daß P. Simmich zu vielen Schülerinnen und Schülern über das Ende ihrer Schulzeit hinaus Kontakt behalten hat und daß er etliche von ihnen vor dem Traualtar oder am Taufbecken wiedersieht.
Mit P. Manfred Simmich verläßt mit Ablauf dieses Schuljahres der zur Zeit dienstälteste Lehrer und damit auch ein Stück lebendige Schulgeschichte das KvG. Zugleich macht die Tatsache, daß er (vorläufig) der letzte von insgesamt 38 Patres ist, die in den vergangenen 50 Jahren hier unterrichtet haben, seinen Weggang zu einem erwähnenswerten Einschnitt in der Geschichte der Schule.
An dieser Stelle danken wir ihm herzlich für seine Arbeit an der Schule und über den Rahmen des Schulischen hinaus.
Für seine Zukunft, die verstärkt von der Mitarbeit im Missionshaus bestimmt sein wird, wünschen ihm Lehrer, Schüler und Eltern alles erdenklich Gute, vor allem Gesundheit und Gottes Segen!
Michael Hakenes und Udo Hühn in: Kardinal-von-Galen-Schule 1946-1996, Münster 1996

Mit dem „Crashkurs“ fing es an

Franz Swietlik schon 1947 am KvG

Eigentlich wollte er gar nicht Mathematik- und Physiklehrer werden. Seine Eltern schickten ihn Ostern 1947 in das Internat der Hiltruper Missionare; damit wäre eigentlich eine Ordenslaufbahn vorgezeichnet gewesen. Was ihn dann ein Jahr vor dem Abitur bewogen hat, nunmehr als „Externer“ die Kardinal von Galen-Schule zu besuchen, hat er bei unserem Interview nicht verraten.
In einem einjährigen Sonderkurs (O-Ton Swietlik: „Crash-Kurs“) wurde die Schülergruppe auf den Einstieg in die UIII (Klasse 8) vorbereitet - vor allem in Latein, Griechisch, Deutsch, Mathematik (den „Kernfächern“) und Religion. Pater Kirscht, sein Klassenlehrer, vermittelte ihm die wesentlichen Grundlagen in den Naturwissenschaften. Die Unterrichtsbedingungen in der Nachkriegszeit: Klassenarbeitsaufgaben z B. wurden diktiert - bei vorsichtigen Mathe-Lehrern sogar mit A- und B-Gruppen. Folien oder vervielfältigte Arbeitsblätter gab es nicht, selbst Bücher waren nicht immer vorhanden. Natürlich hatten einzelne Mitschüler auch damals bereits Schwierigkeiten, eine „5“ in Mathematik auf dem Zeugnis zu vermeiden. „Da wußten wir schon die Sache so zu drehen, daß der Lehrer nicht immer hinter die Geheimnisse der Klasse kommen konnte.“ Schüler Franz fertigte dann z.B. die Lösungen für beide Arbeitsgruppen.
Unterbrochen von Studium und Referendarzeit begann für Franz Swietlik im April 1962 die zweite Phase seiner „Schulpflicht“: unter Pater Termathe, der es als Schulleiter „verstanden hat, uns jungen Lehrern, auch dann, wenn wir andere Vorstellungen hatten als er, zuzuhören und, wo es anging, auch unseren Vorstellungen hier Raum zu geben... Dieses Maß an Toleranz, dieses Maß an Weitblick ist wirklich beachtlich gewesen.“ Nicht von ungefähr kamen dann ja auch, dem Trend der Zeit entsprechend, Mädchen ans KvG. „Das ist natürlich auch für mich als Lehrer ein Umbruch gewesen, ... das hat uns allen gutgetan“, weg von einem vielleicht rauheren Umgangston.
Nicht zuletzt aufgrund der Versetzungsrelevanz war Mathematik „in der Handhabung einfacher“ als das Fach Physik mit seinem weiten Feld des Experimentellen. Manche Schüler hatten dagegen mit „Mathe“ durchaus ihre Schwierigkeiten - mit Logarithmentafel oder Rechenstab zurechtzukommen, ist im Zeitalter des Taschenrechners bzw. der vorgefertigten Computerprogramme kaum noch vorstellbar. „Als ich meinen ersten Taschenrechner kaufte, kostete der ungefähr 400 DM“, nachdem vorher die Preise bereits von 800 DM heruntergegangen waren. Zwei Jahre später bezahlte man für komfortablere Rechner nur noch 40 DM: „Man konnte also darauf warten, daß man diese Dinger sozusagen an Stelle von Rabattmarken bei Hill dazubekam.“ Als Franz Swietlik sich seinen ersten Computer anschaffte, konnte er ihn gleich nutzen, um eine Datei mit Adressen der „Ehemaligen“ anzulegen. Nicht nur, daß er mit Fritz Vorspel bereits zur 40-Jahr-Feier den Wiedersehens-Frühschoppen organisierte - er hat ja selbst vier Ehemalige in der Familie: Die - so schaut er zurück - haben „immer 'ne ganz gute Mischung hier bekommen“ von strengeren oder legereren, sorgfältigen und weniger sorgfältigen Lehrern, und das war „ganz brauchbar... für die eigene Entwicklung und für das, was man so mitnimmt von der Schule, bedeutsam.“
Mit Blick auf das Ende seiner Schulzeit: „Ich bin von Natur aus ein, sagen wir mal, etwas fauler Typ und hoffe jetzt, daß ich unbehelligt von Pflichten dieser Neigung... nachgehen kann.“ So ganz unbehelligt werden ihn die Enkelkinder nicht im Sessel sitzen lassen, und auch sein Hobby, die Astronomie, wird er sicher weiterführen. Alle guten Wünsche für seine weitere Zukunft werden ihn begleiten!
Ob wir am KvG und auch viele Ehemalige noch wissen, welche bedeutungsschwangere neugelernte Vokabel nicht zuletzt ihm zu verdanken ist?! „Shandy“, ein Gesöff auf der Insel Ameland, sorgte 1980 unter seiner Klassenleitung zum ersten Mal für die nötige Würze des inzwischen zur Tradition gewordenen Schullandheimaufenthalts.
Und ganz auf seiner Linie auch das Schlußwort von Franz Swietlik, der ein gutes Stück Schulgeschichte mitgeschrieben hat: „Ich würde mir insgesamt ... wünschen, daß die Privatschulen ihre Daseinsberechtigung etwas mehr dadurch unterstreichen, daß sie vielleicht stärker noch, als wir es getan haben, ihre Eigenständigkeit betonen,... daß sie zwar gleichwertig, aber nicht unbedingt immer gleichartig sind mit den öffentlichen Schulen... Ich bin gerne hier an dieser Schule gewesen.“
Udo Hühn in: Kardinal-von-Galen-Schule 1946-1996, Münster 1996

Pater Manfred Simmich feiert seinen 70. Geburtstag.

Ein Mann des Glaubens und der Musik

Pater Superior Manfred Simmich wird 70 Jahre alt

Münster-Hiltrup. Ein wohlklingender Bariton, ein feinfühlig gestalteter Satz für Querflöte oder Blockflöte, eine liturgische Tauf- oder Hochzeitsfeier ehemaliger Schüler, eine Führung durch das Haus für Kommunionkinder - die täglichen Aufgaben eines Oberen in einer Gemeinschaft von alten und kranken Mitbrüdern. Und zugleich Facetten einer Persönlichkeit.
Pater Manfred Simmich wird 70 Jahre alt. Nach 35 Jahren als Musik- und Religionslehrer am Kardinal-von-Galen-Gymnasium, 13 Jahren als Erzieher im früheren Internat, zuletzt als Direktor, nach vielen Jahren geistlicher Leiter der Katholischen Studierenden Jugend (KSJ), Chor- und Orchesterleiter ging er 1996 in den wohlverdienten Ruhestand. Aber wie das im Kloster so ist - von Ruhe des Rentenalters keine Spur.
Im Laufe der Jahre sammelten sich die Aufgaben und Dienste: Seit 1996 Superior des Missionshauses, Stellvertretender Provinzial, Mitglied des Provinzialrates, Mitglied des Ordens- und Diözesanrates. Die Leitung des Klosters umfasst die Sorge um die 16 alten und kranken Mitbrüder - die zwei Ältesten leben auf der Pflegestation des Mutterhauses. Die anderen haben oft Arzttermine und brauchen Fahrer und Begleiter. Mit vielen Gruppen, die das Haus zu Tagungen besuchen, sind die Termine abzusprechen, die Bedingungen auszuhandeln. Ein wichtiges Anliegen ist die Vorbereitung und Gestaltung der Liturgie in der Hauskapelle, zu der regelmäßig viele Besucher aus der Gemeinde kommen. Pater Simmich arbeitet mit der KAB St. Clemens, ist regelmäßiger Beichtvater im Guten-Hirten-Kloster in Münster, wo sein Freund Pater Ewald Schröder seit 40 Jahren seelsorglich wirkt. Besondere Freude bereiten ihm die Tauf- und Hochzeitsfeiern für die ehemaligen Schülerinnen und Schüler und deren Kinder. Weil er sein Leben lang in Hiltrup tätig ist und so viele Jahre unterrichtet hat und von den ehemaligen Lehrern der einzige Pater vor Ort ist, konzentrieren sich die Anfragen auf ihn.
All diese Tätigkeiten sind eingebettet in die Musik. Sie ist die Luft, die Pater Simmich atmet: Wenn es eben geht, nimmt er an Konzerten in Münster teil und lauscht einer guten CD. Er singt in verschiedenen Chören und ist Mitglied des Orlando-di-Lasso-Ensembles unter der Leitung von Prof. Heinz Freimuth. Er gibt Privatstunden und erfreut die alten Leute im Haus Heithorn mit einem Frühlingskonzert. Je nach Anlass spielt er in kleinen Besetzungen (zuletzt bei der Verabschiedung von Chefarzt Dr. Richter im Herz-Jesu-Krankenhaus). Im Umkreis kennt er viele aktive Musiker. Sie bedanken sich am Sonntag mit einer musikalischen Vesper.
Münstersche Zeitung 06. 05. 2003

Dem Jubilar Pater Superior Manfred Simmich zu Ehren trat das Orlando di Lasso-Ensemble auf. Foto: -thi

Dankeschön mit besonderer Note

Musikalische Vesper aus Anlass des 70. Geburtstags von Pater Simmich

Münster-Hiltrup. In unregelmäßigen Abständen organisiert Pater Superior Manfred Simmich in der Klosterkirche des Missionshauses musikalische Vespern. Aus Anlass seines 70. Geburtstages gestalteten am Sonntag das Orlando di Lasso-Ensemble und das Orchester Musica viva, in denen Pater Simmich jeweils mitwirkt, als Geburtstagsgeschenk eine umfangreiche und anspruchsvolle musikalische Andacht.
Zuvor hatte die Ordensgemeinschaft bereits ihren Superior mit einem Geschenk überrascht, das selbstverständlich ebenfalls einen musikalischen Bezug hat: Die in Bronze gegossene Statue eines Flötenspielers des jüngst verstorbenen Künstlers Joseph Krautwald ziert fortan den Innenhof des Missionshauses.
Mehr als 150 Zuhörer füllten den Kirchenraum und drückten damit ihre Wertschätzung des Jubilars aus. Die Vesper stand unter dem Leitgedanken: Lob und Dank dem Gott unserem Herrn. In seiner Begrüßung drückte Pater Simmich seine Freude über dieses Geschenk aus und erinnerte die Anwesenden an die vielen Anlässe zum Danken im bisherigen Leben.
Mit dem Präludium in Es-dur für Orgel BWV 552 von Johann Sebastian Bach stimmte Sophie Untiedt die Zuhörer gekonnt auf die musikalische Stunde ein. Anschließend stellten sich mit der Kantate Nr. 137 „Lobe den Herren" von Johann Sebastian Bach sowohl das Vokalensemble Orlando di Lasso unter der Leitung von Heinz-Gert Freimuth als auch das Orchester Musica viva unter der Leitung von Heiner Vornhusen vor. Hierbei wurden die Zuhörer, der Tradition der im Kloster stattfindenden musikalischen Vespern entsprechend, aktiv einbezogen.
Danach stellte das Orlande di Lasso-Ensemble mit dem Gloria für fünfstimmigen Chor aus der Missa Qual Dona von Orlandi di Lasso mit seinen klaren und sicheren Stimmen und dem Raum füllenden Volumen seine Qualität überzeugend unter Beweis. Ein völlig anderes Musik- und Klangerlebnis vermittelte dann das Orchester Musica viva mit der Horn-Suite aus der Wassermusik von Georg Friedrich Händel. Hierbei überzeugte das ausgewogene Zusammenspiel der Streicher und Bläser.
Den Kammerorchesterteil mit der Trio-Sonate in c-moll von Johann Joachim Quantz und dem Concerto grosso in F-dur op. 3 Nr.4 von Georg Friedrich Händel rahmte das Orlando di Lasso-Ensemble stilvoll mit dem Gloria Patri und dem Magnificat Secundi Toni ihres Namensgebers ein.
Nach dem „ Vater unser" und dem Segen wurden die Anwesenden nochmals aktiv im Wechsel mit dem Chor und dem Orchester bei der Kantate Nr.79 „ Nun danket alle Gott“ von Johann Sebastian Bach in die Gestaltung einbezogen. Mit der Fuge in Es-dur für Orgel BWV 552 von Johann Sebastian Bach endete die Danksagung.
thi, Westfälische Nachrichten 13. 05. 2003