Abiturientia 1965


1. Reihe: Willi Schulte-Kramer, Hans-Georg Gerken. - 2. Reihe: Clemens Kühn, Joachim Pohle, Norbert Schauerte, Peter Schachinger. - 3. Reihe: Eberhard Specker, Helmut Köhne, Bernhard Egger, Klaus-Bernd Müller. - 4. Reihe: Günther Hoppenberg, Hermann-Josef Huck, Hermann Herbers



Ernste, schwarzbefrackt-behoste Oberprimaner zeigten an, dass sich der Tag der „Erfüllung des Schülerdaseins" genaht hatte. Doktor Koch nahm auch in diesem Jahr als verantwortlicher Oberschulrat die zweitägige Reifeprüfung ab. Es zeigte sich wieder einmal, dass der Aberglaube in unserer modernen Welt keinen Platz mehr hat, denn alle 13 Oberprimaner bestanden ihr Abitur.
In einer Feierstunde wurde den frisch gebackenen Abiturienten ihre Reife schwarz auf weiß bestätigt. Das Collegium Musicum unter der Leitung von Herrn P. Tegethoff untermalte mit barocken und vorklassischen Klängen den „Staatsakt". Unser Abiturient Clemens Kühn bewies sein meisterhaftes Können als Pianist, als er zur Einweihung unseres neuen Konzertflügels ein Klavierkonzert von D. von Dittersdorf zusammen mit dem Orchester darbot.
"Die Brücke", Schülerzeitung der Kardinal-von-Galen-Schule, Ausgabe 1965/1

P. Termathe bei der Begrüßungsansprache
Titelblatt des Programms zur Abiturfeier

...Wohin? Sie haben mit dem Entwurf Ihrer Abiturkarte diese Frage schon selbst beantwortet. Auf dunklem Hintergrund führt ein Weg bergan. Plötzlich bricht dieser Weg ab; er wird durch einen dunklen Graben abgeschnitten. Oberhalb dieses Grabens leuchtet eine weiße Halbkugel. Wie haben Sie nun Ihr Fortgehen selbst interpretiert? Zunächst einmal geht der Weg weiter; das Abitur ist kein Ende, sondern ein neuer Anfang. Dann führt der Weg bergauf. Bisher haben viele Menschen Sie geführt, jetzt müssen Sie allein weitergehen - und ich darf wohl im Namen aller Lehrer sagen, dass unsere diesjährigen Abiturienten dazu fähig und bereit sind. Aber oft werden Sie noch auf Ihrem Lebensweg an einem Graben in Verlegenheit stehen. Aber Sie wissen ja, dass eine solche Verlegenheit fruchtbar sein kann. Sie zwingt zum Nachdenken und Fragen, zur Demut und Schlichtheit. In solchen aporetischen Situationen gilt es also, nicht zu verzagen und zu verzweifeln. Denn oberhalb des Grabens steht die leuchtende Sonne. Und Sie sollten auch - und besonders in solchen Stunden - immer daran denken:
Alles Licht kommt von oben, das Licht der Wahrheit und der Erkenntnis.
Aus der Abiturrede von Alfons Borgmann

Unterprima [Klasse 12] 1964

Erinnerungen


[…] 1980 hatten wir uns, fünfzehn Jahre nach unserem Abitur, erstmals wieder getroffen, sämtlich inzwischen in eigenen Lebenskreisen beheimatet und in verschiedenen Berufen tätig - als Studienräte, Hochschullehrer, Richter, Mediziner, Bibliothekare, Seelsorger und Soziologen. Unmittelbar zu spüren aber war - das erscheint mir für diesen Rückblick nicht unwichtig - immer noch die prägende Kraft Hiltrups. […]

Musisches Klima und humanistisches Denken waren die Eckpfeiler. Ich bin mir nicht sicher, ob wir eigentlich richtig etwas „gelernt“ haben - in dem vordergründigen Sinne einer Wissensvermittlungsanstalt -, will aber auch nicht sagen, dass Hiltrup gleichsam ein Hort des Schöngeistigen war - in dem überzogenen Sinne einer Bildungsanstalt. Die Wahrheit dürfte in der Mitte liegen:

Die humanistische Ausrichtung versagte sich einem auf pure Zwecke reduzierten Lern- und Lebensideal, verleugnete aber nicht die konsequente und angestrengte Auseinandersetzung mit Sachen. „Lernen“, „Denken“, „Fühlen“, „Reflexion“, „Bildung“, „Handwerk“, „Kreativität“ waren in einer überaus glücklichen Balance. Wenn „Hochschulreife“ und „Studierfähigkeit“ bedeuten: die Existenz einer stabilen geistigen Mitte, das Vermögen zu eigenständigen Arbeiten und die Verfügung über innerlich verarbeitetes Wissen - dann hat Hiltrup genau dies zu vermitteln gewusst.

Versuch eines Fazits: Die Ausbildung von Herz-Jesu-Missionaren war das Anliegen Hiltrups. Nur einer von uns ist jedoch Priester geworden; den Gründen dafür nachzugehen ist hier nicht der Ort. Es spricht jedoch für das damalige Hiltrup, dass alle, ungeachtet ihrer letztem Entscheidung, ohne jeden Vorbehalt betreut wurden. Ich selbst habe, ein halbes Jahr vor dem Abitur, das Internat verlassen und wurde „Externer“ - in der Erkenntnis, nicht Priester werden zu können und darum die Vergünstigungen des Internates nicht weiter im Anspruch nehmen zu dürfen. Weder bis zum noch im Abitur erwuchsen mir daraus irgendein Nachteil oder auch nur ein abschätziger Blick. Ich erwähne dies private Detail ausdrücklich, weil sich daran eine geistige Toleranz und ein menschlicher Respekt zeigen, die für Hiltrup charakteristisch waren und die uns wiederum geformt haben.

[…] Um es sehr persönlich zu formulieren: Ich wäre beruhigt und froh, wenn heute eine Schule meinen eigenem Kindern das mit auf den Weg geben könnte, was in uns seinerzeit grundgelegt wurde.

Clemens Kühn in: Reifezeugnis 1952 - Zeugnis der allgemeinen Hochschulreife 1982, Münster 1982


40 Jahre Abitur: 11 der 13 Abiturienten von 1965, die sich in etwa derselben Anordnung vor dem Haupteingang der Schule aufgestellt haben wie auf dem Abiturfoto.

Geheimer Schlüssel öffnete alle Türen

Abiturienten von 1965 trafen sich im Kardinal-von-Galen-Gymnasium

Münster-Hiltrup. Schulleiter Paul Thelosen wird genau hingehört haben, als er am Wochenende die Abiturienten des Jahrgangs 1965 zum Klassentreffen in das Kardinal-von-Galen-Gymnasium einließ. Zwischen den Anekdoten von nächtlichen Ausflügen aus dem Internat war auch von einem geheimen Schlüssel die Rede, der von Schülergeneration zu Schülergeneration weitergegeben wurde, und der in alle Schlösser der Schule passte. Ob ein solcher Passepartout wohl noch heute unter den Schülern kursiert?

13 Schüler waren es, die vor 40 Jahren ihr Abitur am KvG machten. Elf von ihnen waren aus allen Teilen Deutschlands am Samstag angereist. Drei der ehemaligen Klassenkameraden leben nach wie vor in Münster. Einzig Hermann Herbers ist dem Stadtteil Hiltrup treu geblieben.

Außergewöhnlich sei, dass ausgerechnet der einzige externe damalige Schüler des bischöflichen Gymnasiums Priester geworden ist, erklärten die Teilnehmer rückblickend. Alle Internatsschüler haben einen anderen Berufsweg gewählt. Klassensprecher Clemens Kühn zum Beispiel ist heute Professor für Musik.

Nach der Besichtigung des Schulgebäudes trafen sich die Schulfreunde zum Abendessen im Gasthaus Scheller. Am Sonntag nahmen sie an einem von Pater Manfred Simmich geleiteten Gottesdienst in der Klosterkapelle teil. „Manfred Simmich war damals ein älterer Mitschüler und schon immer sehr musikalisch“, erinnerte sich Hermann Huck.

kus, Westfä1ische Nachrichten 24. 05. 2005


50. Abiturjubiläum am 6./7. Juni 2015


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Von den 13 Abiturienten 1965 waren 10 gekommen - aus Hamburg, Achim, Dresden, Ennigerloh, Münster, Hiltrup, Würzburg, Herford, Celle und Bocholt. Zwei hatten leider nicht reagiert, einer konnte wegen seiner kranken Frau nicht kommen.

Zu einer Kaffeerunde, an der zu unserer Freude auch unsere Lehrer Herr Borgmann (Griechisch) und Herr Swietlik (Mathematik) teilnahmen, begrüßte uns Pater Simmich am Nachmittag im Kloster. Unser Jubiläums-Organisator, Peter Schachinger, überraschte uns mit Texten, Bildern und Anekdoten aus seinem Archiv, die die 60er Jahre wieder lebendig werden ließen. Sogar einen Life-(Audio-) Mitschnitt unserer Abiturfeier und Zeugnisübergabe hatte er für jeden von uns auf CD gebrannt. Herr Borgmann hat uns mit einer Übersetzung und Kurzinterpretation von "Carpe Diem" (Horaz 1,11) überrascht.
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Nach einem kurzen Gang übers Schulgelände und dem obligatorischen Treppenphoto versammelten wir uns in der Klosterkapelle zu einem Gottesdienst, der von unserem Mitschüler Klaus-Bernd Müller zelebriert wurde und von Clemens Kühn an der Orgel begleitet wurde.

Zum gemeinsamen Abendessen und weiteren interessanten Gesprächen trafen wir uns in einem Hiltruper Restaurant. Mit einem gemeinsamen Frühstück am Sonntag in einem Hiltruper Café und der Verabredung, uns in fünf Jahren 2020 wieder zu treffen, ging unser Jubiläumstreffen zu Ende.

Jochen Pohle


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