„... sondern für das Leben lernen wir“
Feierliche Verabschiedung der Abiturienten der Kardinal-von-Galen-Schule
H i l t r u p. Am Montag und Dienstag der vergangenen Woche waren die diesjährigen Oberprimaner der Kardinal-von-Galen-Schule - fünfzehn an der Zahl - in das mündliche Abitur gegangen. Ein glänzendes Ergebnis: Alle haben bestanden. In einer Feierstunde wurden ihnen in der Aula der Schule die Reifezeugnisse überreicht.
Das große Orchester der Kardinal-von-Galen-Schule unter Leitung von P. Wilhelm Tegethoff MSC eröffnete die Feierstunde mit einer Trio-Sonate von Archangelo Corelli in chorischer Ausführung. Nach den Begrüßungsworten von Pater Direktor Termathe MSC ließ das Schön-Terzett eine Violinsonate mit Basso Continuo von G. Fr. Händel erklingen.
Der Abiturient Gereon Wolters, der dann das Wort ergriff, brachte das Höhlengleichnis aus Platons Werk "Der Staat" mit dem Bildungsgang in Verbindung, dessen erste entscheidende Stufe sie als Abiturienten abgeschlossen hätten. Im Namen der Abiturienten sagte er Eltern, Lehrern und Erziehern Dank für die an ihnen aufgewandte Mühe. Der Bildungsgang - dessen seien sie sich wohl bewußt - sei mit dem Abitur nicht beendet. Den besten und lohnendsten Dank aber könnten die Abiturienten allen, die ihnen geholfen haben, dadurch erweisen, daß sie die bisher gewonnenen Kenntnisse in ihrem zukünftigen Leben einsetzten und versuchten, damit ihre Zukunft zu meistern.
Diesen Gedanken brachte auch der Vorsitzende der Schulpflegschaft Hoppenberg zum Ausdruck, indem er ausführte, daß das bestandene Abitur nicht die schwerste Hürde im Leben der Schüler sei, sondern erst den Anfang einer neuen Laufbahn darstelle, die viele Verpflichtungen mit sich bringe.
Der Unterprimaner Klaus-Bernd Müller beglückwünschte die Abiturienten mit einer griechischen Rede, die er anschließend ins Deutsche übersetzte. Den Kern seiner Rede bildete die Freude - die Freude aller Anwesenden und insbesondere der Abiturienten über das bestandene Abitur. Diese Freude, die sie jetzt in sich fühlten, sollten sie in ihr zukünftiges Leben tragen und sich bewahren.
Mit einer kleinen lateinischen Rede schloß der Sextaner Franz Anstett den Kreis der Schüler-Glückwünsche.
Das Konzert in c-Moll für zwei Tasteninstrumente von J. S. Bach, gespielt von Gilbert Boymann (Cembalo) und Clemens Kühn (Orgel), leitete zu den Glückwünschen der Eltern über, in deren Namen Dr. Tillmann seinen Dank an die Schule aussprach, die diese jungen Menschen zum Abitur geführt hat. Den Abiturienten gab er den Rat, sich im Leben, das nun offen vor ihnen liege, zwei Stützen zu wählen: die Kirche und das Elternhaus.
"Non scholae sed vietae discimus" - "Nicht für die Schule, sondern für das Leben lernen wir" war das Leitmotiv der Ansprache von Pater Kirscht MSC, der sich in Vertretung des erkrankten Klassenlehrers an die Abiturienten wandte. Nach der nun folgenden Überreichung der Reifezeugnisse trug der
Schulchor, begleitet vom Orchester, das mächtige "Gratulor" von Wolfram Schmidt vor. Das gemeinsam gesungene Lied "Gaudeamus igitur" mit Chor und Orchester brachte die Feierstunde zum Abschluß.
| ← Westfälische Nachrichten, 11. 2. 1964 |