Abiturientia 1952


Andreas Biermann, Alfons Borgmann, Alois Heinze, Horst Kubina, Karl Pohlmann, Ludger Riedl, Norbert Sevens, Klaus Jürgen Zinselmeyer

071 081
Oberprima [Klasse 13] im Sommer 1951
Unterprima [Klasse 12] 1950/51 auf Exkursion
jeweils mit ihrem Klassen-, Latein- und Griechischlehrer P. Löbbert.
Alfons Borgmann (linkes Foto, 4. v. r.; rechtes Foto oben Mitte) war ab 1959 Lehrer und von 1971-1990 Schulleiter am KvG.


Montag, 25. 2. 1952. Heute die erste mündliche Reifeprüfung unserer Schule, und noch dazu am Rosenmontag! P. Löbbert führt als Ordinarius die erste Oberprima der Kardinal-von-Galen-Schule zum Abitur. Den Vorsitz führt Herr Oberschulrat Dr. Gerckens, der sich zu seiner Assistenz einen naturwissenschaftlichen Fachlehrer vom Schulkollegium Münster mitgebracht hat. Kurz vor Mitternacht strich, genau um 23.58 Uhr, die Feder des Vorsitzenden den Namen des letzten Prüflings durch. Am Dienstag, 26. 2. morgens 0.30 Uhr kann das Protokoll unterzeichnet werden...

Donnerstag, 28. 2. 1952. Verabschiedung der Abiturientia der Kardinal-von-Galen- Schule! Es sprechen P. Provinzial, P. Direktor, der Ordinarius P. Löbbert, der Pfarrer von Hiltrup, ein Unterprimaner und ein Sextaner. Von den sechs Internen haben sich fünf zum Eintritt in das Noviziat entschlossen...

Aus der Schulchronik
Die mündliche Prüfung des Jahrganges 1952 fand am 25. 02. (einem Rosenmontag) statt. Sie wurde eingeleitet mit einer Klassenkonferenz. Den Vorsitz führte der staatliche Prüfungsleiter. Hauptgegenstand war die Aussprache über die schriftlichen Prüfungsleistungen. Der Vorsitzende nahm Stellung zur Aufgabenstellung, zur Art der Korrektur und der Notengebung. Die Vorrangstellung des Prüfungsleiters zeigte sich besonders darin, dass er die Zensuren der schriftlichen Arbeiten abändern konnte. Damit wurden auch die von der Klassenkonferenz vorgeschlagenen mündlichen Prüfungsfächer erst am Morgen des Prüfungstages in manchen Fällen geändert. Prüfer und Prüfling mussten sich kurzfristig auf die neue Situation einstellen. Alle Schüler dieses Jahrganges wurden in mindestens drei Fächern geprüft; einer in vier, ein anderer sogar in fünf Fächern.
Außer in den schriftlichen Fächern Deutsch, Latein, Griechisch und Mathematik bei Abweichungen von der Vorzensur wurden Prüfungen angesetzt in Religionslehre, Erdkunde, Geschichte, Kunst, Musik, Physik und Englisch (Wahlpflichtfach).
Die mündlichen Prüfungen wurden laut Protokoll um Mitternacht 0.15 Uhr abgeschlossen. Die Prüfung galt als bestanden, wenn das Gesamturteil in allen verbindlichen Fächern mindestens „Ausreichend“ lautete. Bei nicht genügender Leistung im Deutschen war die Reifeprüfung nicht bestanden! Lag ein Ausfall in Latein, Griechisch oder Mathematik vor, so war für die Zuerkennung der Reife eine Dreiviertelmehrheit des Prüfungsausschusses notwendig.
Alfons Borgmann in: Reifezeugnis 1952 - Zeugnis der allgemeinen Hochschulreife 1982, Münster 1982

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Seite 3 des Abiturzeugnisses von Alfons Borgmann. Nicht nur die reichhaltige "Unterschriftensammlung" und das Schulsiegel mit dem Signum des Heiligsten Herzens Jesu sind interessant. Die erstmalige Vergabe von Abiturzeugnissen impliziert auch, wie ausdrücklich vermerkt ist, die endgültige Anerkennung der "Kardinal-von-Galen-Schule" als vollberechtigtes Gymnasium.

Zeugnis und Zigarre

Alfons Borgmann erinnert sich an die ersten Jahre am KvG-Gymnasium

Münster-Hiltrup. Alfons Borgmann, von 1946 bis 1952 Schüler am Kardinal-von-Galen-Gymnasium, Mitglied des ersten Abiturjahrgangs und von 1971 bis 1990 erster „weltlicher“ Leiter der Schule, erinnert sich an die ersten Jahre des KvG und die Reifeprüfung ausgerechnet an einem Rosenmontag:
Jubiläen sind auch Tage der Erinnerung, vielfach subjektiv, und selektiv. Zwei sechs Jahre auseinander liegende, historische Tatsachen aus 1946 und 1952 haben Spuren hinterlassen, die Wiedereröffnung der Schule nach dem Zweiten Weltkrieg und das erste staatlich anerkannte Abitur.
Der Schulträger traf eine für den Süden Münsters mutige und zukunftweisende Entscheidung, als er die Tore der Schule, die früher nur den Internatsschülern offen standen, auch für externe Schüler öffnete. Von den Schultypen (altsprachlich, neusprachlich, mathematisch-naturwissenschaftlich) entschied er sich traditionsgemäß für das altsprachliche Profil, nicht zuletzt im Hinblick auf die Disziplinen Theologie und Philosophie. Eltern, die andere Profile bevorzugten, schickten ihre Kinder in die Innenstadt.
In den ersten sechs Jahren und dann in der ersten Reifeprüfung hatte die Schule nachzuweisen, dass sie im Vergleich zur öffentlichen Schule gleichwertige Voraussetzungen erfüllte, insbesondere in Bildung und Erziehung. Die Leistungsfähigkeit von Lehrern und Schülern wurde von Amts wegen durch die Schulaufsichtsbehörde, das Schulkollegium Münster, überprüft und bewertet. Die Kriegswirren hatten es mit sich gebracht, dass viele Schüler die örtliche Volksschule besucht hatten. Die Kardinal-von-Galen-Schule stand vor dem organisatorischen und curricularen Problem, wie sie den Übergang der Volksschüler zum Gymnasium gestalten, überalterte Schüler integrieren und in sechs Jahren zum Abitur führen sollte. Es war eine glänzende Leistung von Schulleitung und Lehrerschaft, überwiegend noch aus Mitgliedern des Ordens bestehend, diese Aufgabe erfolgreich zu lösen.
Auch von den Schülern waren außerordentliche Leistungen zu erbringen: Neben dem Vormittagsunterricht auch Nachmittagsunterricht, Aufholen der Defizite in Deutsch, Latein und Mathematik, Sonderunterricht in vielen Förderkursen. Es blieb keine Zeit für Ausflüge, Wandertage und längere Exkursionen.
Das zweite schulrechtlich und existenziell wichtige Datum war das erste staatlich anerkannte Abitur am KvG. Schule und Schüler waren stolz, dass sie die ersten waren, auf deren Zeugnissen stand: „Nach Abhaltung der ersten Reifeprüfung am 25. Februar 1952 ist die Anstalt auf Grund der Genehmigung vom 13. Juni 1946 als voll berechtigte höhere Schule anerkannt.“
Die Kandidaten der Oberprima 1952 hatten den Eindruck, dass auch die mündlichen Prüfungen von der staatlichen Behörde als letzter Test für die Gleichwertigkeit mit den öffentlichen Schulen angesetzt wurden. Nicht, dass sie der Rosenmontag gestört hätte, als die Stadt im Freudentaumel war. Es war ein stressiger Prüfungstag, der sich insgesamt über 15 Stunden erstreckte, von morgens 8 Uhr bis zur letzten Prüfung um 23.30 Uhr. Unabhängig von den Vorleistungen in der Oberstufe wurden alle Kandidaten vorgeführt - jeder in zwei oder drei Fächern.
P. Horst Kubina
So kam es, dass selbst stabile Noten in Einzelfällen nach zwanzigminütiger Prozedur abstürzten. Als grotesk empfanden die Schüler folgende Anordnung: Während der eine im Angesicht des gesamten Lehrerkollegiums auf Herz und Nieren geprüft wurde, musste sich zeitgleich der nächste Prüfling in dem selben Raum auf die eigene Prüfung vorbereiten.
Als Ausgleich dafür war die Verabschiedung von der Schule einfach und entspannt. „Die Reifeprüflinge warteten allein unter sich auf den Schulleiter im Kunstraum. Er kam mit den Zeugnissen in der Hand und einer kleinen Kiste unter dem Arm, überreichte uns mit guten Wünschen die Dokumente und ließ uns am Rauchgenuss partizipieren, wohl in Gedanken bei Platon, der herausfand: Alles Gute auf Erden ist eine Partizipation an der Idee des Guten.“
Westfälische Nachrichten 16. 11. 2006

Pater Horst Kubina – 50 Jahre Priester


Geboren 1932 in Breslau, erlitt er 1945 das Schicksal der Vertreibung. Die Familie fand ein neues Zuhause in Vechta, und Horst besuchte dort die Schule. Er kam ins Internat nach Hiltrup und machte 1952 das Abitur am Kardinal-von-Galen-Gymnasium. Es folgte das Noviziat in Vussem b. Mechernich. Horst Kubina schloss sich der Ordensgemeinschaft an und legte am 14. Mai 1953 die ersten Gelübde ab. Anschließend studierte er Philosophie und Theologie im Missionspriesterseminar Oeventrop. Am 20. Juli 1958 wurde er durch Weihbischof Heinrich Baaken im Missionshaus Hiltrup zum Priester geweiht. Das langersehnte Ziel war endlich erreicht – ein großer Tag nicht nur für ihn, sondern auch für die vielen internen Schüler, die auf dem gleichen Weg waren. Mit ihm empfing die Weihe der verstorbene Weihbischof von Lima, Hermann Schmitz. Darum betonte Horst manchmal: „50 % meines Kurses sind Bischof.” Nach dem Cura-Examen 1959 in Oeventrop folgten drei Semester Studium in Katechetik und Homiletik in Münster. 1960-1965 arbeitete Pater Kubina auf dem Missionsbüro in Münster und der „Propaganda”: Werbung für Ordensberufe, Treffen mit Fördererkreisen, Vorträge usw. 1966 übernahm er die Leitung des kleinen Internates in Rüthen. 1967-1970 war er Internatsleiter in Hiltrup, wo er selbst als Schüler geprägt worden war. Eine neue erfolgreiche Ära begann dann für den begabten Pädagogen und Lehrer in Hamm: Er wurde zur Vertretung geschickt – und blieb für immer! 1970-1998 wirkte er als Religionslehrer an der Friedrich-List-Kollegschule in Hamm. 1998-2007 war er Subsidiar in der Gemeinde Herz-Jesu Bad Hamm, seit 2007 wirkt der Pensionär als Subsidiar im Pastoralverbund Hamm-Mitte. Sein Mitbruder Pater Jaßmeier: „Neben seiner fordernden Arbeit an der Berufsschule war Horst stets bereit, Dienste in der Gemeinde zu übernehmen, z. B. jeden Sonntag feierte er die Messe um 8.00 Uhr. Ebenso übernahm er, soweit das möglich war, auch Dienste im Krankenhaus und in den beiden Altenheimen in der Gemeinde. Auf Grund seiner freundlichen und verbindlichen Art hat er in Hamm und weit über den Stadtbereich hinaus ein außerordentlich hohes Ansehen gewonnen und damit auch den MSC-Standort Hamm in großartiger und überzeugender Weise vertreten.
Hiltruper Monatshefte, Juni 2008