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Leerstehendes Refektorium 1983 |
Missionshaus mit Kapelle, ca. 1980 |
Abbruch der Klosterkapelle 1984
„Schadhafte Wände, Wasser dringt hindurch – ungewiss ist, wie
lange uns unsere alte Kapelle noch zur Verfügung steht“, so sagte
Pater Klaus Sanders es sinngemäß in der Predigt zu einem Abiturgottesdienst
Anfang der 80er Jahre.
Abiturfeiern begannen damals noch in der Kapelle, deren Schicksal gleichwohl schon
besiegelt war: In den 50er Jahren - der Blütezeit des Internats - hatte man
noch expandiert, 1957 ein eigenes Schulgebäude (das jetztige Hauptgebäude)
errichtet, um Unterricht und Internatsbetreuung voneinander zu trennen. Dann aber
war die Zahl der „Internen“ stetig zurückgegangen, das Internat
1974 geschlossen worden. Das somit nicht mehr benötigte alte Missionshaus
wurde zwischenzeitlich von unserem Nachbarn, der Polizeiführungsakademie,
genutzt, die die Kapelle großzügig der Schule überließ.
Ein Provisorium, dessen Ende man absehen konnte!
Anfang der 80er Jahre hatte die Polizeiführungsakademie ihren Neubau vollendet, sie brauchte die Räume im alten „Paterkloster“ nicht mehr. Ein Verkauf des nun leer stehenden alten Missionshauses war angesagt. Aber wer kam als Interessent für die unpraktischen, 5 Meter hohen Räume in Frage? Ich erinnere mich gut daran, dass der Abriss des gesamten Gebäudes diskutiert wurde – der Zeitgeist hatte wenig Achtung vor der Neogotik, dem unechten, imitierten Baustil; Flächensanierungen waren noch Mode. Ohnehin war die Neogotik schon in den 50er und 60er Jahren beim Dachausbau und beim Anbau des modernen Kapellen-Umgangs stark in Mitleidenschaft gezogen worden…
Aufatmen also, dass sich doch noch ein Interessent fand, der das Haus zu einem Studentenwohnheim umbaute! Schmerzliche Bedingung jedoch: Die Kapelle, für die der neue Eigentümer keine Verwendung hatte, musste abgerissen werden. So rückten im Frühjahr 1984 die Bagger an: traurige Gesichter bei Lehrern und Schülern, als sie in einer großen Pause mit ansehen mussten, wie große Teile des Gewölbes zum Einsturz gebracht wurden. „Auf diese Weise krieg’ ich auch ’mal ’ne Kapelle von innen zu sehen“, lautete der flapsige Kommentar eines aus der Pubertät heranreifenden Schülers als Ausdruck seiner Betroffenheit…
Die Zeit heilt Wunden – das KvG hatte genug innere Stärke, diesen Schlag zu überstehen und weiterhin eine Schule zu bleiben, in der christliche Tradition gepflegt wird. Und der Ursprung dieser Tradition wird weiterhin dokumentiert durch die noch stehende, schön restaurierte äußere Schale des Gebäudes, das an den Schulgründer P. Hubert Linckens und das jahrzehntelange segensreiche Wirken des Ordens erinnert - mitsamt dem über die Zeiten geretteten neogotischen Türmchen als besonderem Wahrzeichen, das hoffentlich noch viele Jahre in den Hiltruper Himmel ragen wird!
Ulrich Kaspar
Dokumentation des Abrisses (Fotos: Alfons Borgmann) |
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Kirchen-Abbruch begann
Aus früherem Kloster werden Studenten-Appartements
Münster-Hiltrup (Eig. Ber.). Die ehemalige Kirche des Klosters der Herz-Jesu-Missionare in Münster-Hiltrup wird in diesen Tagen abgerissen. Nachdem bis zum Frühsommer vergangenen Jahres noch die Polizei-Führungsakademie das vor über 80 Jahren errichtete Kloster-Hauptgebäude teilweise genutzt hatte, suchte die Stadt Münster lange Zeit vergeblich nach einem neuen Mieter.
Gefunden wurde schließlich ein Interessent, der bis zum Herbst in dem Kloster über 120 Studenten-Appartements einrichten will. Er machte allerdings den Abriss der Kirche zur Bedingung. Nach langem Hin und Her stimmte der Rat der Stadt der Vergabe zu, doch Wochen später wurde vom Ministerium für Landes- und Stadtentwicklung in Düsseldorf plötzlich die Unterschutzstellung der gesamten Klosteranlage verlangt.
Das rettete die Kirche aber nicht. Ihr Abriss wurde zum Schluss aufgrund bereits
zugesagter Landesmittel für die neuen Appartements und eines damit verbundenen
großen öffentlichen Interesses hingenommen. Auch die Idee einer Teilerhaltung
fand keine Mehrheit, denn notwendige Sanierungs- und Umbaumaßnahmen hätten
über eine Million Mark gekostet.
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Missionshaus 2005: Die "Schale" blieb uns erhalten |
wk, Westfälische Nachrichten 14. 03. 1984
Kloster soll erhalten bleiben
Musik- und Kunstakademie wurden bereits in Erwägung gezogen
Münster-Hiltrup (Eig.-Ber.). Zum „erhaltenswerten Gebäude“ erklärte kürzlich der Landschaftsverband Westfalen-Lippe das ehemalige Kloster der Hiltruper Missionspatres. Zur Zeit wird es noch zum Teil von der Führungsakademie der Polizei genutzt. Durch deren Neubau aber wird das Kloster im Laufe des nächsten Jahres keine konkrete Funktion mehr haben.
Das Gebäude, das sich im Besitz der Stadt Münster befindet, wurde 1896-97 erbaut. Es ist ein symmetrischer Bau im neugotischen Stil mit betontem Mittelgiebel und Dachreiter - das ist ein turmartiger Aufbau. Es hat Seitenflügel mit Treppentürmen in den Winkeln.
Da der neugotische Stil sich erst in jüngster Zeit als erhaltenswert herausgestellt habe, so der Landschaftsverband, sei man jetzt dabei, Gebäude dieser Stilrichtung aufzulisten und zu inventarisieren. In Hiltrup gibt es nur noch ein Gebäude des gleichen Stils: das Krankenhaus mit dem Schwesternkloster. Beide seien prägnante Beispiele für die Stilrichtung, die lange Zeit von der Bevölkerung einfach als häßlich empfunden worden sei.
Der Leitende Baudirektor im Stadtplanungsamt Münster, Wolf, teilte mit,
daß es nach dem Auszug der Führungsakademie noch keinen konkreten
Verwendungszweck des Klosters gebe. Es seien bereits Überlegungen angestellt
worden, die Kunstakademie dort anzusiedeln. Allerdings sei hier sehr hinderlich,
daß große Säle fehlten, die diese Lehranstalt ebenso wie die
bereits in Erwägung gezogene Musikakademie bräuchte. Die Stadt trage
sich auf jeden Fall mit der Absicht, dieses Gebäude zu erhalten. Und bei
der Nutzungsfrage, da ist Baudirektor Wolf zuversichtlich, werde sich sicherlich
eine Lösungsmöglichkeit ergeben.
Westfälische Nachrichten, Frühjahr 1979