Errichtung des ersten Schulgebäudes 1949-51


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Missionshaus
1953
Die von Bomben zerstörte Druckerei Ende der 40er Jahre, etwa vom heutigen Pausenhof her gesehen Fast aus der gleichen Perspektive (etwa vom heutigen "Achteck" her): Schulgebäude 1953 (heute "Altbau")

Obwohl die Raumverhältnisse wegen der Teilvermietung an die Raphaelsklinik sehr beengt waren, wurden 1949 schon sechs Klassen und immer noch ein Sonderkurs zur Vorbereitung auf den regulären Unterricht geführt.

Bei Lehrmitteln und Schulbüchern gab es ebenso große Schwierigkeiten, die auch in den Schulkonferenzen mit dem Leiter des Schulkollegiums, Dr. Schulte, erörtert wurden. Im Juli 1948 wurde besonders der Mangel an Karten für den Geographieunterricht beklagt, weil die alten nicht mehr benutzt werden durften, sofern sie politisch zu verstehende Einzeichnungen aufwiesen. Neue waren natürlich nicht zu erhalten. In Physik und Chemie fehlten Apparate und vor allem Material aus Glas. In Geschichte gab es noch keine Richtlinien für die unteren Klassen. Dr. Schulte drängte demgegenüber schon damals auf einen aufgelockerten Unterrichtsstil, der auch als „Stuhlunterricht“ in der warmen Jahreszeit draußen stattfinden könne. Der Lehrer solle nichts vortragen, was der Schüler selbst finden könne. In den Stunden müsse mehr gelacht werden, und die Klassenarbeiten müssten ihre Schockwirkung verlieren. Vor allem aber lag ihm nach den Jahren der „Sprachverhunzung“ an einer guten Sprache in allen Fächern, denn differenziertes Denken könne nur in differenzierter Sprache Gestalt finden. Ab Sexta solle der Unterricht wissenschaftlichen Charakter haben. In der Oberstufe könnte zunächst nur ein Minimallehrplan gelten. Dafür aber sollten „tiefere und selbständigere Denkleistungen“ der Schüler gefordert werden. Die täglichen Hausarbeiten sollten drei Stunden nicht überschreiten. Als Grundlage für ein klares und exaktes Denken müsse aber ein solides Tatsachenwissen, z. B. in Geschichte, vorhanden sein.

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P. Templin bei Rodungsarbeiten für den Sportplatz
(heute Erweiterungsbau/Lehrerparkplatz)
Die Raumnot zwang zur Verlegung des Unterrichts im Sommer nach draußen: "Waldschule" 1952 Das 1937 angelegte, nach dem Krieg erneuerte Schwimmbecken. Heute steht dort die Dreifachturnhalle

Die neue Form der Schule und die Zahl der Anmeldungen ließen rasch erkennen, dass die alten Internatsräume für den Unterricht bald nicht mehr ausreichen würden. Vor dem Provinzialrat wurden so schon am 18. Oktober 1946 die Pläne des Architekten Wucherpfennig für einen Neubau vorgelegt und leicht geändert. Bis Ostern 1949 stand dann der erste Flügel des Neubaus (heute: Schulgebäude I) mit vier Klassenräumen, bis Ostern 1951 der zweite Flügel mit noch einmal vier Klassen auf den Grundmauern der alten Druckerei. Seit Beginn des Schuljahres 1950/51 konnten Schule und vor allem Internat den von der Raphaelsklinik geräumten Flügel wieder benutzen. Bunkerreste zwischen den Gebäuden wurden unter Beteiligung der Schüler mit großer Mühe im Herbst 1951 beseitigt. Neue Sportgeräte und Schulbücher wurden zum Schuljahresbeginn 1951 (nach Ostern) dankbar begrüßt.

„Hau ruck! Schon wieder fallen alle Neune! Was nicht fällt, ist die berüchtigte Bunkerspitze, ein riesiger Betonkegel. Einige kräftige Leute haben es sich in den Kopf gesetzt, dieses unschöne Sinnbild des Krieges zu entthronen. Die gesamte Schülerschaft hat sich am Schauplatz der Handlung eingefunden. Ein schwächlicher Flaschenzug ist das Werkzeug ihrer Unvernunft. Das Drama vollzieht sich in 6 Akten, die alle mit einem Fiasko enden. Einmal reißt die Kette, ein anderes Mal springt sie vom Betonklotz ab und wieder ein anderes Mal löst sich irgendeine Kuppelung. Nach jedem Akt erhalten die Darsteller brausenden Beifall. Schließlich findet das Drama durch das Brechen des Flaschenzuges einen tragischen Abschluß.“
Bericht der Schülerzeitschrift "Tertianerpost" vom 23. 09. 1951 über den Versuch, einen auf dem Schulplatz befindlichen Luftschutzbunker aus dem Zweiten Weltkrieg zu beseitigen
Unter dem Schutz des heiligen Georg:

Schulklasse im Nordflügel des Missionshauses, Ende der 40er Jahre

Außerdem war 1949 die offene Turnhalle wiederhergestellt, das alte Schwimmbecken erneuert und ein Sportplatz gerodet und planiert worden. Mangel bestand nur an Turngeräten.

Alle diese Maßnahmen mussten aber finanziert werden. Schon für 1947 hatte die Schule ohne das Internat 20.000 RM [Reichsmark, vor der Währungsreform 1948] an staatlichen Zuschüssen erhalten. An eigenen Einnahmen standen pro Schüler nur ein jährliches Schulgeld von 240 RM und ein Eintrittsgeld von 50 RM zur Verfügung. Nur wenige Internatsschüler (1950 z. B. 40 von 280) zahlten 300 DM. Die wenigen Schüler, die das Schulgeld nicht aufbringen konnten, erhielten vom Orden entsprechende Stipendien. Von den gut 50.000 DM an Schulgeldern, die etwa im Schuljahr 1949/50 von den 209 Schülern zu erwarten waren, wurden 26.360 DM für Begabtenförderung und Geschwisterermäßigung verwandt. Unter den 209 Schülern waren 24 Flüchtlingskinder, vier Vollwaisen, sechzehn Halbwaisen, neun Totalausgebombte, 50 stammten aus Arbeiter- und Handwerkerfamilien ohne wesentliches Einkommen, d. h. 100 von 209 Schülern waren bedürftig. Hinzu kamen die Kosten, die die jetzt notwendigen weltlichen Lehrkräfte verursachten. Die ordenseigenen Lehrer erhielten, abgesehen von der bis 1949 generell verhängten Kürzung von 6%, nur 50% des Gehaltes eines Studienrates […].

Das bedeutete, trotz staatlicher Zuschüsse, dass der Orden jedes Jahr Fehlbeträge ausgleichen musste […]

Der Einzugsbereich der Schüler legte nahe, dass sich die Gemeinde Hiltrup und der Kreis Münster an den Kosten beteiligten. Die Gemeinde Hiltrup aber war, durch eigene Baumaßnahmen stark beansprucht, über Jahre hin nicht in der Lage, einen Anteil zu tragen. […]

Dr. Wolfgang Knackstedt: Die Geschichte der Kardinal-von-Galen-Schule von 1946 bis 1986. In: Kardinal-von-Galen-Schule 1946-1986, Münster 1986