Missionstag 2005


Am 18. September, dem Wahlsonntag, folgten ca. 180 Förderer der Einladung unserer beiden Gemeinschaften. In diesem Jahr trafen sie sich wieder im Missionshaus der MSC. Aus Platzmangel im Kloster feierten die Urlaubermissionare und Förderer mit Schwestern und Angehörigen die Messe in der Pausenhalle des Kardinal-von-Galen-Gymnasiums. Unter dem Bild des neuen Seligen zelebrierten neun Patres, die musikalische Gestaltung lag in den Händen des Ensembles Obade.
Pater Superior Manfred Simmich verlas zu Beginn das Grußwort von Pater Provinzial Hans Lamers, der auf dem Generalkapitel in Rom war. In seiner Predigt würdigte Pater Aloys Escher die Missionsarbeit und die erfreuliche Vitalität der einheimischen Ortskirche: „Die Einwurzelung, das Heimischwerden der Kirche in neuen Ländern und deren Kulturen wird in der Missionsgeschichte erzählt“. Die Einwurzelung der Kirche in einem bestimmten Land - Papua-Neuguinea -ist eng verbunden mit der Geschichte der Missionsschwestern vom Hlst. Herzen Jesu und der Hiltruper Missionare. In den vergangenen Jahre haben diese Gemeinschaften verschiedene Jubiläen gefeiert: 1997 100 Jahre deutsche MSC; 2000 100 Jahre Missionsschwestern vom Hlst. Herzen Jesu (Hiltrup); 2004 150 Jahre Herz-Jesu-Missionare weltweit.
In der verhältnismäßig kurzen Zeit von 100 Jahren hat die Kirche in Papua-Neuguinea tiefe Wurzeln geschlagen. Aus einer kleinen Gruppe von drei Missionaren, die am 29.9.1882 auf der Insel Neubritannien gelandet sind, ist heute eine blühende Ortsgemeinde geworden, die froh und dankbar ist für das Geschenk des Glaubens.

Messe in der Pausenhalle. V.l.: PP. Berges, Wacker, Biermann, Escher, Pittruff, Wittwer, Bäumer, Holz. Bild rechts: Zelebrant P. Escher
Ansprache von P. Dr. Berges Prozession durch das Schulgelände zurück zum Kloster

Auf eine für mich bewegende Weise hat das ein eingeborener Priester bei der Gedenkfeier der Bluttat von Baining zum Ausdruck gebracht. 1904 waren beim Stamm der Baining fünf Schwestern, drei Brüder und zwei Patres ermordet worden. Wenige Jahre vorher hatte dort die Mission begonnen. Über die genauen Hintergründe der Tat ist viel gerätselt und diskutiert worden, bis heute ergibt sich kein klares Bild. Bei dieser Feier sagte der einheimische Priester am Ende seiner Ansprache „I salute you.” „Ich grüße euch” wäre eine ungenaue Übersetzung. Es klingt vielmehr etwas von dem mit, was Papst Johannes Paul II bei einem Gedenken für die Opfer der Shoa gesagt hat oder Papst Benedikt XVI in der Synagoge von Köln beim Weltjugendtag: „Ich neige mein Haupt vor ihnen.” Keine Frage von Schuldzuweisung, kein Hinweis darauf, dass die Missionare vielleicht doch durch ihr Verhalten irgendwie den Tod verschuldet oder provoziert haben könnten. „Nein!”, sagt der Priester, „sie sind gekommen, um in unserem Land meinen Stammesangehörigen die Botschaft Christi zu verkünden und sie waren bereit, für diese Botschaft ihr Leben einzusetzen...Sie gingen in den Weinberg des Herrn und haben dort die Last und Hitze des Tages getragen“.
Hitze wörtlich gemeint – aus den angenehmen Temperaturen der gemäßigten Zone in die Hitze der Tropen, aus der Heimat der angeborenen Kultur in die Fremdheit einer völlig anderen Welt! „I salute you!” In diesem einfachen Wort kam ein tiefer Dank zum Ausdruck für das, was die Missionare gebracht haben. Der einheimische Priester hat den Anwesenden auch zeigen können: Seht, was aus der furchtbaren Tat geworden ist. Wir sind die Nachkommen und bekennen mit frohem und dankbarem Herzen, dass wir freie Kinder Gottes sind und nicht mehr wie vorher im Sklavendienst anderer Menschen...”
Nachmittags sprach P. Dr. Berges MSC über „Klage als Gebet. Leiderfahrungen aus biblischer Sicht”. Eindrucksvoll berichtete er von Begegnungen mit peruanischen Kindern, die unter schweren Brandverletzungen zu leiden haben. P. Berges zeigte an Psalm 88 auf, wie intensiv die Gläubigen im Alten Testament klagen und klagend mit Gott sprechen. Dagegen verschwindet die Klage fast ganz aus dem Neuen Testament und der heutigen Liturgie. Eindringlich lud er die Zuhörer ein, sich und Gott die Klage zuzumuten!
Anschließend feierten die Teilnehmer eine Andacht und gingen in schweigender Prozession zum Missionshaus. Mit einem gemütlichen „Kaffeeklatsch” endete der Missionstag.
P. Hans Pittruff MSC, Hiltruper Monatshefte Dezember 2005