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Pater Manfred Simmich wird heute Abend dabei sein, wenn mit einem besonderen Gottesdienst in der Kapelle der Hiltruper Missionare das 150-jährige Bestehen der Ordensgemeinschaft, die in Frankreich gegründet wurde, gefeiert wird. Foto: -bl

Pater Simmich: Berufung ist ein Geschenk

Choräle bei den Missionaren

Münster-Hiltrup. „Wir singen ja nicht alle Tage Gregorianische Choräle“, mit diesen Worten hieß Pater Manfred Simmich alle Besucher des Gottesdienstes in der Kapelle der Hiltruper Missionare willkommen. Angesichts des 150-jährigen Bestehens der Ordensgemeinschaft der Herz-Jesu-Missionare feierten die Patres und Brüder ein Choralamt, in dem die Patresschola Gregorianischen Gesang präsentierte.
Neben den zahlreichen Gästen begrüßte Pater Manfred Simmich auch neun zum Teil aktive Südsee-Missionare. Feierlich und besinnlich zugleich wurde die Gemeinde in die Gesänge eingebunden. „Gott hat ein Herz für die Menschen“, verkündete Pater Simmich in seiner Predigt. Die Berufung in die Gemeinschaft „Herz Jesu“ sei ein Geschenk. „Wir sind dankbar, dass wir noch gebraucht werden“, erklärte der Pater weiter. Auch für die Zukunft wünsche er sich, dass Menschen den Weg in die Gemeinschaft finden.
kri, Westfälische Nachrichten 21. 06. 2004

150 Jahre und 33 Kinder im Kloster

Keine große Feier zum Ordensjubiläum

Münster-Hiltrup. Pater Simmich lacht. Die Benediktiner hätten ihn schon interessiert, sagt er. Aber es waren eben nicht sie, es waren die Herz-Jesu-Missionare, die es Pater Manfred Simmich, heute 71 Jahre jung, als Junge aus einer armen Familie ermöglichten, die Schule zu besuchen. 150 Jahre wird die Herz-Jesu-Gemeinschaft, die Jules Chevalier im französischen Issoudun gründete, in diesem Jahr alt. Eigentlich ein Grund, groß zu feiern. Aber genau das werden die Hiltruper nicht tun.
„Wir sind eine sterbende Gemeinschaft“, sagt Pater Simmich. Keiner der Patres und Brüder im Hiltruper Missionshaus sei jünger als 65. Gilt das weltweit? „Nein“, antwortet Simmich und fügt hinzu: „Es gilt aber europaweit.“ Die einzige Ausnahme bilde Süddeutschland/Österreich. „Dort wurden zehn junge Leute aufgenommen.“ Die größte Gemeinschaft, erzählt Pater Simmich, sei heute in Indonesien - „und das, obwohl in Indonesien nur drei Prozent Christen leben.“
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Gregorianische Choräle brachten die Hiltruper Missionare zu Gehör.
Foto: kri
Traurig, räumt Simmich ein, sei er über die Situation in Hiltrup einerseits schon. „Ich nehme das aber als Realität hin. Wir arbeiten so gut wie wir können und so lange wie wir können - alles andere muss der liebe Gott tun.“ Anfang der 80er Jahre, erinnert er sich, hätten acht junge Leute ein Probejahr im Hiltruper Missionshaus absolviert. „Zwei haben sich für uns entschieden.“ Doch sie leben heute nicht mehr in Hiltrup: „Sollen wir sie hier festhalten?“
Wenn auch nicht groß, gefeiert wird das 150-jährige Bestehen der Ordensgemeinschaft aber auch in Hiltrup: Um 18.15 Uhr beginnt am heutigen Freitag (18. Juni) in der Kapelle, Am Klosterwald 40, ein Choralamt, in dem die Patresschola den Oregorianischen Gesang zu Gehör bringen wird. Jeder ist zu dieser Feier eingeladen.
„Das 100-jährige Bestehen unseres Missionshauses in Hiltrup vor sieben Jahren, das haben wird groß gefeiert“, erinnert sich Simmich. „Wir haben damals 400 bis 500 Leute bewirtetet.“ 1897 wurde nicht nur das Haus Hiltrup der Deutschen Provinz der Herz-Jesu-Gemeinschaft gegründet, sondern auch eine Schule, ein Internat: Die Antwerpener Schule siedelte damals nach Hiltrup um. Das Internat war in dem Gebäude untergebracht, in dem - inzwischen auch schon seit 20 Jahren! - Studenten wohnen. 1984 wurde das alte Missionshaus mit dem schönen Türmchen verkauft und peu à peu zu einem Studentenwohnheim umgebaut. Der Orden baute das moderne bungalowähnliche Haus hinter der Kardinal-von-Galen-Schule. Dieses Gymnasium war 1946 aus dem Internat der Herz-Jesu-Missionare hervorgegangen, ein Jahr nach Kriegende wurde die Schule staatlich anerkannt und erhielt die Abiturberechtigung. 1975 übernahm das Bistum Münster die Schulträgerschaft.
Die Kontakte zwischen Schule und Herz-Jesu-Missionaren sind nach wie vor gut. Erst in dieser Woche übernachteten 33 Kinder des KvG im Kloster. Betreut wurden sie von ihren Lehrern, „das Klosterleben bekommen sie nur am Rande mit“, erzählt Simmich. Auch Pater Simmich, der 35 Jahre am Kardinal-von-Galen-Gymnasium Religion und Musik unterrichtet hat, hat noch enge Bindungen zur Schule und zu seinen ehemaligen Schülern. Immer wieder kommen bis heute Schüler, die sich von ihm trauen lassen möchten oder ihn bitten, ihre Kinder zu taufen...
Bettina Laerbusch, Westfälische Nachrichten 18. 06. 2004