Bruder Theo Koening


1926 geboren in Horstmar, Lehre als Industriekaufmann
1948 Noviziat in Hiltrup
1949 Erste Gelübde (30. Juni)
1952 Ausreise in die Südseemission, Leiter einer großen Pflanzung
1972 Rückkehr nach Deutschland, Sekretär im Kardinal-von-Galen-Gymnasium, Engagement für Menschen in der DDR
Ab 1978 regelmäßige Paketsendungen, 727 Briefpartner, Zusammenarbeit mit “Hilferufe von drüben”.
Von Stasi bespitzelt und 1985 zur Fahndung ausgeschrieben, Tausende von Seiten über ihn angelegt
1991 Bundesverdienstkreuz
Wachsendes Engagement für Bedürftige in Königsberg und Polen in Zusammenarbeit mit den Maltesern, regelmäßige große Transporte organisiert
Seit 1991 Pförtner und Verwalter im Missionshaus
Zahlreiche Vorträge, Film produziert vom Dokumentationszentrum des Bürgerkomitees Sachsen-Anhalt in Magdeburg
Diplomarbeit von Anne Schemann, veröffentlicht vom Landesbeauftragten für die Unterlagen des Staatssicherheitsdienstes der ehem. DDR in Sachsen-Anhalt
Hiltruper Monatshefte, Mai/Juni 2009

Helfen wo immer es geht

Bruder Theo Koening feiert Diamantenes Ordensjubiläum

Münster-Hiltrup. „Wenn Menschen mich um Hilfe bitten und ich verweigere sie ihnen, dann mache ich mich schuldig“, sagt Bruder Theo Koening. Dieser Leitgedanke hat sein Leben geprägt, sein Wirken bestimmt. Bis heute. Der Hiltruper Missionar feiert am Sonntag (28. Juni) sein Diamantenes Ordensjubiläum im Mutterhaus, und es wird eine etwas kleinere Schar an Gratulanten sein, die sich zur Feier einfindet, als vor zehn Jahren, als rund 100 Gäste gezählt wurden.

„Ich habe mich bei den Einladungen bewusst auf die Familie beschränkt“, erklärt der 83-Jährige. Kommen werden jedoch auch Vertreter von den Maltesern, einer Hilfsorganisation, die besonders in den vergangenen zwei Jahrzehnten eine wichtige Rolle bei den Hilfsaktionen von Bruder Theo gespielt hat. Auch Dankeschön möchte er bei dieser Gelegenheit sagen. „Ohne die Unterstützung von Verwandten und Freunden hätte auch ich nicht in dem Umfang helfen können“, betont er.

Für Bruder Theo war es ein einschneidendes Erlebnis, als er seine Stasi-Akten in Leipzig einsehen konnte. Die Kopien füllen ganze Aktenordner. Foto: na
Das zu sagen, liegt ihm am Herzen. So wie das Schicksal so vieler Menschen, für die er sich im Laufe der Jahrzehnte engagiert hat. Besonders setzte er sich für hilfesuchende Bürger in der damaligen DDR ein. Eng arbeitete er ab Ende der 70er Jahre bis zum Mauerfall mit der Aktion „Hilferufe von drüben“ zusammen. Er pflegte brieflichen Kontakte mit 228 Familien. Tausende an Briefen waren es, die ankamen, tausende, die er beantwortete, auf seiner Schreibmaschine, die im Keller des Missionshauses stand.

Und es waren nur die Wochenenden, die ihm aufgrund seiner Arbeit im Sekretariat des KvG-Gymnasiums dazu Zeit ließen. „Ich habe mir meist acht Briefe auf einen Stapel neben mich gelegt und mir vorgenommen, sie bis zum Kaffee erledigt zu haben“, beschreibt er seine Arbeitsweise und schmunzelt ein wenig. Aber es waren nicht nur hilfreiche Worte, die Bruder König verschickte. Er beanspruchte den deutsch-deutschen Postweg damals auch für die Versendung unzähliger Pakete mit Lebensmitteln.

Und die Empfänger dankten es ihm, luden ihn zu Familienfesten ein, die er allerdings nicht besuchen konnte. Längst war er bei der Stasi als unerwünschte Person registriert, deren Gefahrenpotenzial so hoch eingeschätzt wurde, dass sage und schreibe 16 so genannte „inoffizielle Mitarbeiter“ (IM) auf ihn angesetzt waren. Dass sein Deckname „Gast“ war, dass seine Hilfsaktion dabei als „Feindzentrale“ eingestuft wurde, dass er zur Fahndung ausgeschrieben worden war, das erfuhr Bruder Koening, dem 1991 das Bundesverdienstkreuz verliehen worden war, als er 1994 in Leipzig Einsicht in seine Stasi-Akten nahm. 8625 Seiten forstete er durch, zehn Tage von morgens bis abends.

Doch auch das Ende der DDR nach dem Mauerfall bedeutete nicht ein Ende des großen Engagements von Bruder Theo. Um die Not der Bevölkerung in Königsberg zu lindern, fuhren 13 Jahre lang bis 2006 mit Hilfsgütern schwer beladene Lkw in diese Region. Startpunkt immer das Missionshaus, wo viele hilfreiche Hände Bruder Koening dabei halfen, die Kisten zu verpacken und zu verladen.
Die Schreibmaschine, auf der er die für den anderen Teil Deutschlands bestimmten Briefe tippte, hat übrigens das Interesse der Historiker geweckt. Sie hat ihren Weg in eine Ausstellung im Haus der Deutschen Geschichte Bonn gefunden, als Dauerleihgabe.

Martina Schönwälder, Westfälische Nachrichten 24. 06. 2009