Kirchbau in Kretomino

Eine wunderbare Fügung


Neben der Aktion „Königsberg“ unterstütze ich seit 10 Jahren auch die Malteser in Ahlen, die unter der Federführung von Herrn Arnold Gailus und dessen Ehefrau Helga besonders den notleidenden Menschen im Gebiet von Koszalin (dem ehemaligen deutschen Köslin) helfen.
Die Arbeitslosigkeit in dieser Gegend beträgt teilweise über 30%, so dass viele Menschen auf Hilfe angewiesen sind. Für die gerechte Verteilung der von hier ankommenden Sachen sorgt der Caritas-Direktor der Diözese Koszalin, Paul Brostowicz, der auch gut Deutsch spricht. Von den Eheleuten Gailus wurde ich 2002 zu einer Fahrt nach Koszalin eingeladen, um selbst ein Bild von der dortigen Situation zu bekommen. Bei diesem Besuch konnten wir auch an der Grundsteinlegung einer Kirche in Kretomino, einem Vorort von Koszalin, teilnehmen.
Da es für den Neubau einer Kirche keinerlei Zuschüsse gibt, ist die dortige Gemeinde auf Spenden angewiesen. Auch für den Bau der Kirche habe ich die Mithilfe zugesagt, was ich den Mitbrüdern in Hiltrup erzählte. Hier konnten wir helfen und dies besonders mit mit sakralen Gegenständen, die von den in den letzten Jahren aufgegebenen Niederlassungen in unserem Haus lagerten. Von dieser Unterstützung hörte auch der Caritas-Direktor Paul Brostowicz, der besonders um Kelche bat, die dort dringend benötigt werden.
Von Hiltrup und Oeventrop konnten wir einige Exemplare schicken, wobei die Behälter der Kelche noch die Namen der inzwischen verstorbenen Mitbrüder trugen. Einer dieser Behälter war mit dem Namen unseres verstorbenen Mitbruders P. Anton Krähenheide bezeichnet. Und ausgerechnet dieser Kelch kommt in Polen zu einem Priester, der ein guter Freund des vor zwei Jahren verstorbenen Bischofs Jesch von Koszalin war. Dieser Bischof war als junger Priester von den Nazis verhaftet worden, und er kam mit den inhaftierten deutschen Seelsorgern in das KZ Dachau. Immer wieder habe der verstorbene Bischof von seinen Erlebnissen erzählt und dabei oft den Namen von P. Anton Krähenheide erwähnt. Nur weil die deutschen Priester ihre kärglichen Mahlzeiten mit den polnischen Priestern geteilt hätten, seien sie nicht verhungert, so sagte der Bischof immer wieder. Ist es nicht eine wunderbare Fügung, dass nun der Kelch von P. Krähenheide ausgerechnet dorthin kommt, wo ein Bischof immer wieder von ihm in brüderlicher Verbundenheit gesprochen hat?
Mit der Pfarrgemeinde St. Elisabeth Ahlen konnte ich Anfang August erneut nach Koszalin fahren und dabei auch sehen, wie der Neubau der Kirche in Kretomino vorankommt. Auch dank der Mithilfe aus Deutschland stehen die Außenwände, und es ist vorgesehen, noch vor Einbruch des Winters das Dach der Kirche fertig zu bekommen. Wenn die Spenden weiter wie bisher eingehen, so sagte mir der Pfarrer, könne die Kirche in drei Jahren eingeweiht werden. Dazu hat er mich jetzt schon eingeladen. Ich werde gern hinfahren, wenn es meine Gesundheit zulässt. Immerhin bin ich dann 85 Jahre alt!
Br. Theo Koening, Hiltruper Monatshefte Oktober 2008