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Bruder Theo Koening: ein Helfer mit viel Humor.
Foto: wsch |
Der Ordensbruder und die Frau vom Checkpoint Charlie
„Wir tricksen die Stasi aus“
Münster. Nein, sagt Bruder Theo Koening und lächelt milde, Spielfilme sind normalerweise nicht sein Ding. Aber wenn am Wochenende „Die Frau vom Checkpoint Charlie“ gezeigt wird, daran lässt er keinen Zweifel, dann wird der Fernseher im Haus der Hiltruper Missionare angestellt. Nicht wegen der Hauptdarstellerin Veronica Ferres. Sondern wegen der Frau, die sie in diesem Film darstellt: Jutta Gallus. Die Frau, die jahrelang mit der DDR um ihre beiden Kinder kämpfte, ist eine alte Bekannte von Theo Koening – der Ordensmann aus Hiltrup hat mit ihr gemeinsam gekämpft.
Theo Koening hatte es sich Ende der 70er Jahre zur Aufgabe gemacht, „den Leuten drüben“ zu helfen. Mit Briefen, mit Päckchen, mit Zuspruch – und wenn es angebracht war, auch mit Eingaben und Petitionen. Im Laufe der Jahre hat er mit mehr als 700 DDR-Bürgern korrespondiert, an manchen Wochenenden schrieb er bis zu 90 – persönliche – Briefe. Solche Aktivitäten blieben der Stasi natürlich nicht verborgen. Und weil sich dort niemand vorstellen konnte, dass ein einzelner Mensch soviel Engagement an den Tag legt, wurde er als „Feindorganisation“ gehandelt.
1984 traf Theo Koening auf einer Veranstaltung der Organisation „Hilferufe von drüben“ in Lippstadt Jutta Gallus, die gerade vom Westen freigekauft worden war, aber ihre Kinder in der DDR zurücklassen musste. „Sie schilderte da ihr Leid.“ Und Koening beschloss, ihr zu helfen.
Was er im Einzelnen unternommen hat, kann er nicht mehr genau rekonstruieren – zum einen, weil es 23 Jahre her ist, und zum anderen, weil er zu viele „Klienten“ hatte. Aber er hat, wie immer, das getan, was er konnte: Briefe an die Bundesregierung, Eingaben an den Petitionsausschuss – „und ich hatte ja inzwischen so meine Kanäle“.
Auf diesen „Kanälen“ fanden Mutter und Töchter zumindest postalisch schon mal wieder zueinander. In dem Buch „Gebt mir meine Kinder zurück“, das Ines Veith Anfang der 90er Jahre über das Schicksal der Familie Gallus schrieb, liest sich das so: „Außerdem war ihr über ,Hilferufe von drüben‘ ein Mann vermittelt worden, der in der DDR ein Netz von Deckadressen aufgebaut hatte und einen reibungslosen Postverkehr garantierte. Er war Mönch in Münster und nannte sich Bruder Theo. Ein gemütlicher Mensch mit sehr viel Schalk und Humor. ,Lass mal, wir tricksen die vom Stasi schon aus, wir sind besser als die‘, tröstete er Jutta.“ Ein Exemplar dieses Buches liegt auf Koenings Schreibtisch. Mit einer persönlichen Widmung von Jutta Gallus: „Für unseren lieben Onkel Theo in lieber Erinnerung an unseren gemeinsamen Kampf.“
Die Frau, die Theo Koening bei der ersten Begegnung als „mager und verhärmt“ wahrnahm und die doch so viel Energie im Kampf um ihre Kinder entwickelte, gehört zu den rund 80 Briefpartnern, mit denen der Münsteraner auch heute noch korrespondiert. Jutta Gallus, die jetzt Fleck heißt, hat ihn auch einige Male in Hiltrup besucht.
Vor einiger Zeit hatte Bruder Koening überdies zweimal Besuch von der Filmfirma, für die „Frau vom Checkpoint Charlie“ wurde auch im Kloster recherchiert. Auch deshalb wird man dort mit besonderem Interesse die Fernsehsendungen verfolgen. Vor allem die Dokumentation, sagt Koening. Denn Spielfilme sind, wie gesagt, nicht so sein Ding.
Wolfgang Schemann, Münsterländische Volkszeitung 27. 09. 2007
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Veronica Ferres spielt die Rolle der Jutta Gallus – die im Film „Die Frau vom Checkpoint Charlie“ allerdings Sara Bender heißt.
Foto: MDR/UFA/Stefan Falke |
Mutters Courage
Veronica Ferres spielt die „Frau vom Checkpoint Charlie“
„Gebt mir meine Kinder zurück!“ Mit dieser Aufschrift auf dem Papp-Plakat steht Sara Bender im Film bei Wind und Wetter am Westberliner Grenzübergang, um couragiert für ihre Rechte einzutreten.
Das Vorbild für diese Filmfigur lieferte die Dresdnerin Jutta Gallus. In den 1980er Jahren wurde sie nach missglücktem Fluchtversuch aus der DDR, Anklage auf Republikflucht und sechs Jahre währendem Kampf um ihre beiden Töchter zum Symbol für das Unrecht in der DDR.
Der Mitteldeutsche Rundfunk hat aus Gallus' Lebensgeschichte den TV-Zweiteiler „Die Frau vom Checkpoint Charlie“ mit Veronica Ferres in der Titelrolle gedreht, der Ende September - zunächst komplett bei Arte und kurz darauf an zwei Abenden bei der ARD - gesendet wird, komplettiert durch eine vertiefende Dokumentation.
Ferres - gefragte Akteurin besonders dann, wenn es an die Verkörperung von starken Frauen geht, die vom Schicksal schwer gebeutelt werden - kann sich gut an „aufwühlende Zeitungsberichte“ über Gallus' einsamen Kampf erinnern - wie sie Ines Veith, der Autorin der Romanvorlage zum Film, in einem Interview für das Arte-Magazin verraten hat. Gallus, sie lebt heute in Oberbayern, wurde nach ihrem gescheiterten Fluchtversuch vom Westen freigekauft. 1982 wurde sie von ihren Kindern getrennt, fortan beklagte sie immer wieder die von der DDR vorgenommene „faktische Zwangsadoption“.
Die bundesdeutschen Behörden, so sagt Gallus im Nachhinein, waren über ihren Alleingang nur mäßig erfreut, sahen in ihr eher einen Störenfried, der die deutsch-deutsche Diplomatie erschwerte. Doch ihr Wille war stärker als der Eiserne Vorhang. Gallus machte ihr Schicksal zum Thema internationaler Menschenrechtskonferenzen, kettete sich zudem in Helsinki vor dem Konferenzgebäude an und störte die Kanzlerrede zur Gedenkfeier des Berliner Mauerbaus. Im Sommer 1988 dann die Erlösung: Nach sechs Jahren der Trennung durfte sie ihre Töchter wieder in die Arme schließen.
Ferres hat sich bei der Vorbereitung auf die Rolle der Sara Bender vorgestellt, „wie grausam es ist, wenn dir jemand das Liebste, was du hast im Leben, deine Kinder, gewaltsam wegnimmt“. Ob sie wie Gallus' gehandelt hätte? „Wenn ich ehrlich bin, ich hätte es nicht ausgehalten“, sagt Ferres im Arte-Interview. „Es hat mich schon sehr viel Kraft gekostet, diese Rolle über Wochen zu spielen.“
Petra Noppeney, Westfälische Nachrichten 31. 08. 2007
Malteser Hilfsdienst
Nothilfe Aktion Königsberg
Theodor Große Starmann, Projektleiter
März 2007
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Dankesschreiben des Malteser-Hilfsdienstes an Br. Koening
Herzliche Dankesgrüße aus Königsberg!
Lieber Br. Koening, lieber Theo,
für die Unterstützung im Februar diesen Jahres möchten ich/wir Malteser ganz herzlich Danke sagen. So konnten wir wieder vielen Menschen - wie im folgenden Situationsbericht zu ersehen ist - helfen.
In Kaliningrad/Königsberg hat sich einiges verändert, die Straßen sind noch voller mit Autos geworden. Viele junge Menschen haben ein Auto, einige Menschen, vor allen junge Frauen, sind aufs Modernste gekleidet; man versteht nicht, woher sie das Geld haben. Das andere Bild von der Straße hat sich nicht geändert, das alte Mütterchen sitzt nach wie vor an der Straße, versucht ein paar Rubel aus ihren Datscha-Erzeugnissen zu bekommen.
Die alten Menschen in der Stadt und besonders in den Dörfern haben sehr oft nicht einmal das Nötigste zum Leben, geschweige denn zum Essen. Die jungen Menschen sind abgezogen oder haben keine Arbeit. Was dann passiert, wissen wir alle: Trennung vom Partner, Alkohol, Gefängnis und was sich sonst anbietet. Die Kinder landen in den Heimen oder auch auf der Straße. Wie wir in den Medien lesen können, sollen es mehrere Tausende sein!
Die Zahl der Besucher in der Suppenküche hat sich nicht geändert. Nach wie vor kommen um die 120 Personen zu uns. Sie sind uns immer sehr dankbar, wenn wir vor Ort sind.
Die Versorgung der Straßenkinder im Malteser-Haus und auf der Straße an den drei Ausgabestellen wird von ans täglich weitergeführt. Die Zahl der Kinder/Jugendlichen ist sehr unterschiedlich: an manchen Tagen 20, dann wieder 35-40 Kinder. Einerseits freuen wir uns, so vielen Kindern helfen zu können, andererseits ist es schlimm, dass es so viele - und noch weit mehr - Straßenkinder in der Stadt gibt. Dank Deiner Hilfe konnten wir diese Gruppe von Kindern versorgen.
In unsere Armenambulanz und Zahnarztstation kommen an Vormittag immer 25 bis 35 Menschen und bitten um Hilfe. Frau Dak, unsere Mitarbeiterin, die die Sozialstation in Rasdolnoje leitet, berichtete mir, dass wir 2006 über 174 Institutionen - Krankenhäuser, Altenheime, Behindertenvereine, Kriegsveteranen, Kinderheime, Kindergärten, Sozialstationen, Caritasverbände - dazu viele, viele Einzelpersonen usw., oft mehrfach, mit Hilfsgütern wie Kleidung und Schuhen versorgt haben. Alles, was wir an Hilfsgütern von Deutschland aus mit Lastzügen ins Königsberger Gebiet bringen, wird gerne genommen und findet überall Verwendung. Seit Jahresbeginn 2007 haben wir schon wieder 7 Lkw geschickt.
Man sollte das Danken nicht vergessen!
Bernadette Soubirous |
Ich hoffe, ich konnte Dir einen kleinen Überblick von der Malteserarbeit, die von uns in der Stadt und im Gebiet Königsberg angeboten wird, geben.
Für die finanzielle und materielle Zuwendung danken wir ganz herzlich und hoffen, dass Du uns auch weiterhin unterstützen kannst. „Die Not der Menschen ist nach wie vor groß."
Dir und deinen Mitstreitern wünsche ich schöne Ostertage und vor allen Dingen Gesundheit.
Mit freundlichen Grüßen
Dein Theodor