Aufruf Br. Koenings im KvG-Infoheft 1988/89

Nächstenliebe stärker als Polizeistaat

Vortragsthema: „Feindzentrale Onkel Theo“

Münster. „Sein Christsein leben!“ Dazu forderte Vorsitzender Pfarrer Hans Bachmann vom Bezirksverband des Evangelischen Arbeitskreises der CDU vor dem bevorstehenden Weihnachtsfeste auf. Im Saal des Mauritzer Johannes-Busch-Hauses verdeutlichte der Studiendirektor i. R. Peter Riegelmeyer, dass ein Polizeistaat tätige Nächstenliebe nicht besiegen kann, heißt es in einer Pressemitteilung. Er begründete seine These mit dem Beispiel des Bruders Theo Koening von den Hiltruper Missionaren.
Riegelmeyer stützte sich in seinem Vortrag auf ein Buch der aus Münster stammenden Autorin und Journalistin Anne Schemann*, das die „FeindzentraleOnkel Theo“ aus DDR-Zeiten behandelt. Dies war die offizielle Stasi-Bezeichnung der über viele Jahre währenden Hilfsaktionen des Hiltruper Ordensmannes für Bürger der DDR.
Die Auseinandersetzung mit der nationalsozialistischen Diktatur habe Koening zu der Entscheidung geführt, künftig zu Unrecht nicht mehr zu schweigen. So habe er sich entschlossen, notleidenden Menschen in der damaligen DDR über Postsendungen zu helfen. Mitte der 80er Jahre seien es 200 gewesen, mit denen der Hiltruper als „Onkel Theo“ in Verbindung gestanden habe.
Obwohl Koening, so Riegelmeyer weiter, sich lediglich auf unpolitische praktische Hilfe beschränkte, sei das Ministerium für Staatssicherheit auf den Plan getreten.
Westfälische Nachrichten 20. 12. 2005
*Anne Schemann ist KvG-Abiturientin des Jahres 1997.
Br. Theo Koening MSC
Leiter des Sekretariats des KvG bis 1991

Rundbrief Bruder Koenings

Dezember 2005

Liebe Freunde der Hilfsaktion Königsberg,
die Spendenfreudigkeit für dieses Hilfswerk, von der ich im Brief zum letzten Weihnachtsfest berichten konnte, hat auch in diesem Jahr angehalten, wie wir es niemals für möglich gehalten hätten. Wir, das sind mit mir wie bisher Sr. Theolinde, Frau Altmann und Br. Spellmeyer, konnten in diesem Jahr in 15 Sattelschleppern fast 20.000 Kartons mit Kleidung, Schuhen, Bettwäsche etc. in das Gebiet von Königsberg schicken. Dieses Gebiet ist jetzt ganz von Russland getrennt, nachdem Polen und Litauen der EG beigetreten sind. […]
Während privat Reisende und LKWs oft 12 Stunden und mehr auf Abfertigung an der Grenze warten müssen, werden humanitäre Hilfstransporte relativ schnell abgefertigt. Den Transport und die Verteilung der von hier ankommenden Sachen übernehmen weiterhin die Malteser, und ich kann sagen, dass die Zusammenarbeit vorzüglich klappt. Mit mir konnte das im August auch Br. Spellmeyer sehen, waren wir doch auf Einladung der Malteser für 5 Tage im Gebiet von Königsberg. „Helfen sie uns bitte weiter“, so wurde es uns immer wieder gesagt.
Wir haben beide zugesagt, und wir werden das im Rahmen unserer Möglichkeiten auch tun. Möglich ist das aber nur, wenn viele Freunde, Arbeitsgemeinschaften, Vereine etc. uns wie bisher unterstützen. Da sind wir dann besonders dankbar, wenn die Kleidung schon verpackt in Kartons (möglichst Bananen-Kartons) hier abgegeben wird. Dabei möchte ich darauf hinweisen, dass bitte dann nur Kleidung verpackt wird. Wenn die Zollbeamten nämlich andere Sachen in den Kartons finden, gibt es die größten Schwierigkeiten, Falls eine Beschaffung von Kartons nicht möglich ist, kann auch alles in Plastiktüten bzw. -säcken abgegeben werden. Dann wäre es aber gut, wenn die saubere Kleidung schon gefaltet zu uns kommt. Das erspart uns sehr viel Arbeit, kostet es doch eine Unmenge an Zeit, einen solchen Berg an Kleidung auch menschenwürdig zu verpacken.
Allen, die uns im vergangenen Jahr unterstützt haben, möchte ich auch im Namen der notleidenden Menschen im Gebiet von Königsberg für diese Hilfe ein ganz herzliches Dankeschön sagen. Hier will ich keine Namen nennen, denn bei weit über 1000 Freunden ist es unmöglich, alle Spender/innen aufzuführen. Einen besonderen Dank möchte ich aber doch sagen; nämlich denen, die mir immer wieder eine Geldspende geben. So konnte ich auch in diesem Jahr alle Transportkosten (€ 1.600,- für einen Transport) selbst bezahlen.
„Helfen macht froh“, so lese ich es immer wieder in der Kleiderstube in Neubeckum, die von einer 85-jährigen Dame geleitet wird, und wo ich regelmäßig gut verpackte Kartons abholen kann. Mögen alle, die diese Aktion unterstützen, auch durch ihre Hilfe froh werden.
Bruder Theo Koening, Schwester Theolinde, Herta Altmann und Bruder Herbert Spellmeyer (v. l.) sind dreimal in der Woche damit beschäftigt, Pakete für die Hilfstransporte nach Königsberg zu packen. Foto: jl
Mit frohen Grüßen und den besten Wünschen für ein gnadenreiches Weihnachtsfest und ein gesegnetes neues Jahr
Ihr Bruder Koening

Ein eingespieltes Team

Bruder Koening und seine Helfer packen bis zu 100 Hilfspakete pro Abend

Münster-Hiltrup. Als ihn 1993 ein Freund aus Hamburg bei seiner Hilfsaktion gegen Armut in Königsberg, heute Käliningrad, um Hilfe bat, musste Bruder Theo Koening von den Hiltruper Missionaren nicht, lange nachdenken, sondern sagte direkt zu. Heute, zwölf Jalire später, ist Koening noch immer aktiv, allerdings in einem viel größeren Umfang als damals. Drei Mal in der Woche trifft sich das vierköpfige Hilfsteam, bestehend aus Schwester Theolinde, Bruder Herbert Spellmeyer, Herta Altmann und natürlich ihm selbst, um die abgegebenen Spenden zu verpacken.
80 bis 100 Kartons werden an einem zweistündigen Abend gepackt. „Ohne meine Hilfskräfte wäre diese ganze Aktion nicht möglich“, lobt der 79-Jährige, „wir sind ein eingespieltes Team.“ Und das macht sich bei der Bearbeitung der Spenden auch eindeutig bemerkbar. Die Damen, Herta Altmann und Schwester Theolinde, kontrollieren die Kleidungsstücke nach Löchern oder Schmutz. „Kleidung, die dreckig oder kaputt ist, wird von uns direkt entsorgt“, erläutert Schwester Theolinde. Und Koening erklärt: „Wir schicken die Spenden zu Menschen, also sollen sie auch menschenwürdig sein.“ Nachdem die Kleidung überprüft wurde, wird sie gefaltet und in Kartons verpackt.
Koening und Spellmeyer verstauen diese dann mit Hilfe einer Sackkarre in den Kellerräumen. Bis jetzt sind schon 10 800 Pakete in die russische Exklave gegangen, und es werden immer mehr. Trotz der Ferien gebe es eine große Fülle an Spenden. Ungefähr 300 Pakete pro Woche nehmen die Helfer entgegen. Jeden Monat bringt der Malteser-Hilfsdienst mit einem Sattelschlepper die Pakete nach Königsberg, doch eigentlich ist der Lastwagen mit einem Laderaum von 96 Kubikmetern noch immer zu klein.
Die Malteser arbeiten schon seit ungefähr sechs Jahren mit Koening zusammen. Sie verteilen die Spenden auch vor Ort, damit sie in die richtigen Hände geraten. Ihnen ist der Mönch auch sehr dankbar, denn auch ohne sie wäre das gesamte Unternehmen nicht möglich.
Am Montag fahren Koening und Spellmeyer jedoch erstmalig seit drei Jahren wieder selbst Richtung Osten, um an Ort und Stelle zu sehen, wie und an wen die Sachen verteilt werden. Die Dankbarkeit der Menschen bekommen sie immer wieder erneut zu spüren, da sie zahlreiche Dankesbriefe erhalten. So schreibt die Verwaltung eines Landkreises: „Im Namen der Einwohner noch einmal vielen, vielen Dank für die Hilfe, für die ankommende Kleidung und andere Sachen. Sie werden von hier in die Familien verteilt.“ Spenden kommen hauptsächlich von Privatpersonen, aber auch von Altersheimen und anderen öffentlichen Einrichtungen. Das Team freut sich sehr darüber, wenn die Kleidung schon vorher gefaltet ist, weil ihnen so viel Arbeit erspart wird. Es können auch Kinderwagen, Spielzeug oder Schulranzen gespendet werden.
„Nur kein Holz“, berichtet Koening, „warum, frage ich mich allerdings auch.“
Julian Lenz, Westfäliscbe Nachrichten 18. 08. 2005