Sammlung in der Pausenhalle

Mit Weihwasser fährt kein Lkw

Bruder Koening startet im Januar nächsten Hilfstransport nach Kaliningrad

Münster-Hiltrup. Gleich im Januar will Bruder Theo Koening den nächsten Hilfstransport nach Kaliningrad (Königsberg) schicken. Denn die Not ist in Russland weiterhin so groß, dass die ständigen Transporte unbedingt fortgesetzt werden müssen. Erst vor wenigen Tagen ist im Hiltruper Missionskloster ein weiterer Hilferuf eingetroffen, dass die bisherigen Rücklagen allesamt aufgebraucht sind. Besonders bitter ist das, weil viele Familien kaum genug zum Leben haben.
Zugleich enthält das Schreiben eine Bilanz der Hilfsaktionen des vergangenen Jahres. So sind von der Nordelbischen Kirche zwölf Lastzüge vorwiegend mit gebrauchter Kleidung und Schuhen aus nahezu allen Regionen Deutschlands eingetroffen und an verschiedene soziale Einrichtungen in Kaliningrad verteilt worden. „Wenn man kalkuliert, dass mit etwa 12 500 Bananenkartons Kleidung und Schuhe 25 000 Menschen versorgt werden konnten, sind die Transport- und Zollkosten von 25 000 Euro sehr gut angelegt", heißt es in dem Schreiben der Gemeinschaft Lumen Christi.
Ein Teil dieser Hilfsgüter stammt aus Hiltrup und ist von dem 76-jährigen Bruder Koening und seinen Mitstreitern auf die Reise geschickt worden. Während sich Bruder Koening der Flut an Sachspenden kaum erwehren kann, liegt es ihm am Herzen, über Geldspenden möglichst die Transportkosten bestreiten zu können. Dass ein Lastwagen nicht mit Weihwasser fährt, wie der Ordensmann zu sagen pflegt, ist längst ein geflügeltes Wort geworden.
Unterstützt werden in Kaliningrad gleich mehere Projekte. Kleidung und Schuhe werden täglich in der medizinischen Ambulanz ausgegeben. Vor allem die Obdachlosen werden hier - nach einem reinigenden Bad - neu eingekleidet. Die Ärztin Elisabeth Winter hat mehr als 600 Patienten in ihrer Kartei, die seit Jahren auf der Straße leben. In der Suppenküche des Malteser Hilfsdienstes werden täglich bis zu 170 Bedürftige mit einem warmen Mittagessen versorgt. Weitere Schwerpunkte der Lumen-Christi-Gemeinde sind Kinderheime und Einrichtungen für Kinder. Grundsätzlich spüren die Helfer derzeit einen stärkeren Gegenwind, der ihnen vom russischen Staat entgegen weht.Vor allem beklagen sie die verschärften Zollbestimmungen für Hilfsgüter. Auch die Visabeschaffung sei schwieriger geworden.
Schüler des Kardinal-von-Galen-Gymnasiums packten gestern mit an, bevor der Hilfstransport nach Kaliningrad auf die Reise geschickt wurde. Foto: gro
Michael Grottendieck, Westfälische Nachrichten 18. 12. 2002

„Das passt alles gar nicht in den Lastwagen“


Münster-Hiltrup. Bruder Theo Koening ist schlichtweg überwältigt: Nach dem Artikel in den Westfälischen Nachrichten konnte er sich vor gespendeten Schuhen gar nicht mehr retten. Jetzt hat er sogar zu viele davon. „Das passt alles gar nicht mehr in den Lastwagen“, glaubt Bruder Theo, als er gemeinsam mit Schülern des KvG den Spendenberg in den Sattelschlepper verlädt. Dabei hat der Lastwagen der Ostelbischen Landeskirche ein Fassungsvolumen von 1300 Bananenkisten.
„Über Finanzspenden sind wir auch dankbar“, ergänzt Heinrich Lanfer, der Auslandsreferent der Diözese Münster des Malteser-Hilfsdienstes, angesichts der überwältigenden Spendenfreudigkeit der Hiltruper. „Ich sage immer, der Lastwagen fährt auch nicht mit Weihwasser“, meint Lanfer schmunzelnd. In der Tat: Bei den hohen Spritpreisen kostet allein der gestern abgefertigte Hilfstransport nach Kaliningrad stolze 1800 Euro.
Michael Grottendieck, Westfälische Nachrichten, 09. 04. 2002