KvG-Schüler Tim Diekmann (l.) freut sich, dass er Zoodirektor Jörg Adler für einen Vortrag an seiner Schule gewinnen konnte.

Ein Restaurant für Geier

Zoodirektor Jörg Adler im KvG

Münster-Hiltrup. Tim Diekmann ist zwar erst 17, doch schon seit Jahren in Sachen Artenschutz sehr engagiert. Speziell bei den Projekten, die der münsterische Allwetter-Zoo ins Leben gerufen hat. Auch in der „BioCity“, der Forscherwerkstatt des Zoos, gehört der KvG-Schüler zu den Aktivposten. „Ich hatte einfach den Wunsch, meinen Mitschülern den Artenschutz, den der Zoo betreibt, einmal vorzustellen“, erklärte er. Und da er nicht zuletzt durch sein Praktikum, das er bei der Stiftung Artenschutz im Zoo absolviert hatte, auch einen kleinen Draht zu Zoodirektor Jörg Adler entwickelt hat, fragte er diesen kurzerhand, ob er eines der Projekte seinen Mitschülern einmal vorstellen könne. Und die Zusage kam prompt.

„Ihr wisst vielleicht nicht, dass in jedem Jahr mindestens 10 000 Arten aussterben, wisst vielleicht nicht, dass in den letzten 50 Jahren die Vielfalt der Arten so zerstört worden ist, dass sie nicht mehr reparabel ist.“ Jörg Adler versuchte gleich zu Beginn seines Vortrages die Schüler mit der aktuellen, dramatischen Situation in der Tierwelt zu konfrontieren. „Und ihr seid diejenigen, die die Natur in Zukunft in den Händen haben werden. Ein schweres Erbe wird Euch hinterlassen.“

Besonders bedroht sind die Amphibien. „Hier herrscht das größte Massensterben seit dem Verschwinden der Dinosaurier“, erklärte Adler, als er auf das Zoo-Projekt „Das Schweigen der Frösche“ zu sprechen kam. Von den 6500 Arten seien zehn Prozent hochgradig gefährdet, nur 37 Prozent fielen in die Kategorie, nicht gefährdet zu sein. Der Verlust an Lebensraum, aber auch ein aggressiver Hautpilz seien für das massenhafte, ja flächendeckende Verschwinden so vieler Amphibienarten verantwortlich. Wobei die Anfälligkeit für diesen Pilz - wiederum nachweislich mit dem Klimawandel zusammenhänge.

Doch Adler beschränkte sich nicht nur auf Amphibien, sondern machte auch anhand beängstigender Zahlen deutlich, wie sehr die Geier in Asien bedroht seien: „Innerhalb von 30 Jahren ging die Zahl von 100 Prozent auf 15 Prozent zurück.“ Verantwortlich dafür: das Schmerzmittel Diclofenac. „Die Bauern füttern dieses Mittel an ihre Kühe. Da hat es keine Nebenwirkungen, frisst ein Geier dagegen ein Stück Fleisch von einer mit Diclofenac gefütterten Kuh, stirbt er innerhalb kürzester Zeit“, berichtete Adler. Und auch hier greift ein Projekt des Zoos: In einem „Geierrestaurant“ in Kambodscha wird dafür gesorgt, dass die Vögel ausschließlich Fleisch von unverseuchten, toten Kühen bekommen.

na, Westfälische Nachrichten 19. 06. 2009