„Zuhause ist da, wo deine Freunde sind“!? – Was ist Heimat?

12. Interdisziplinärer Studientag am KvG 2015

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Der Sänger Adel Tawil lieferte mit seinem Lied „Zuhause ist da, wo deine Freunde sind“ eine musikalische und gleichzeitig gedankliche Vorlage zum Thema des interdisziplinären Studientages der Jahrgangsstufe Q1 am Mittwoch, dem 4. Februar 2015, auf dem die Schülerinnen und Schüler der Frage nachgingen „Zuhause in der globalisierten Welt - was ist Heimat?“

Bereits zum zwölften Mal fand der Interdisziplinäre Studientag des Kardinal-von-Galen-Gymnasiums statt. Dort gibt es seit vielen Jahren eine Initiative, bestehend aus Eltern, Lehrkräften und Schülern, die sich mit Fragen der Wertevermittlung auseinandersetzt. Anliegen ist es, Schülerinnen und Schüler mit politisch, gesellschaftlich, theologisch und ethisch relevanten Themen zu konfrontieren, ihnen fundiertes Sachwissen zu vermitteln und sie zu sensibilisieren für menschen-, umweltorientierte und nachhaltige Entscheidungen. In diesem Kontext steht auch der Studientag, bei dem die Schülerinnen und Schüler über den Tellerrand schauen und sich mit Themen beschäftigen können, die im Schulalltag oft zu kurz kommen.

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Seit dem Frühjahr des vergangenen Jahres arbeitete eine für diesen Zweck eigens zusammengesetzte Gruppe intensiv an den Planungen für den Studientag des Jahres 2015. Wie auch in den Jahren zuvor konnten diesmal wieder spannende Referentinnen und Referenten für das Anliegen gewonnen werden, die sich bereiterklärt hatten, ihre Expertise und ihre Zeit unentgeltlich zur Verfügung zu stellen. Einen ganzen Tag lang widmeten sich die Oberstufenschüler – abseits vom regulären Unterrichtsbetrieb – in einem Wechsel von Vortrag, Workshops, Podiumsgespräch und Plenumsdiskussion dem Thema, das aufgrund den aktuellen Missbrauch des Heimatbegriffs durch die Pegida-Bewegung eine zusätzliche Aktualität erhalten hatte.

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Nach der Begrüßung durch Matthias Hagemann rangen die Schülerinnen und Schüler zunächst mal um treffende Worte, um ihr Vorverständnis vom Begriff „Heimat“ durch die individuelle Ergänzung des Satzes „Heimat bedeutet für mich…“ zu Papier zu bringen. Der Philosophiekurs TW bot im Anschluss daran einen kreativen Einstieg in die Thematik mit einer fiktiven Talkshow, in der unterschiedlichste Positionen zum Heimatbegriff deutlich wurden, sowie mit dem durch Schülerinnen und Schüler interpretierten Song „Home“. Schwerpunkt der Auftaktveranstaltung war der Vortrag von Heinz Heidbrink, Stadtheimatpfleger der Stadt Münster, der in einer für Schülerinnen und Schüler ansprechenden und gut zugänglichen Form das zu behandelnde Feld aufspannte und so die weitere Arbeit auf eine breite Grundlage stellte.

Diese wurde nach einer Pause in den von den Schülerinnen und Schülern im Vorfeld angewählten Workshops noch verbreitert. Acht unterschiedliche Zugänge gaben ihnen die Möglichkeit, das Themengebiet „Heimat“ aus verschiedensten Blickwinkeln zu betrachten.

- So stellte Journalist und Autor Wolfgang Schemann die Frage „Ist Masematte tofte oder jovel – oder beides?“ und spornte die Schüler zur Produktion eigener kleiner Texte in dieser Münsteraner Sondersprache an.

- Biologin und Geographin Dr. Britta Linnemann stellte zusammen mit Esther Krause und den AG-Teilnehmern heraus, dass Heimat immer auch ein Lebensraum ist, den die Menschen sich mit anderen teilen.

- Meinhard Schulte, Kunstlehrer am KvG, suchte mit den Schülerinnen und Schülern nach kreativen Zugängen zum Thema, die in der anschließenden Plenumsrunde ebenso überzeugend präsentiert wurden wie die Ergebnisse des Masematte-Workshops.

- Die Leiterin von Münster Marketing, Bernadette Spinnen, gewährte in ihrem von Franz Bertram Voß moderierten Workshop Einblicke in die Fülle dessen, was für sie der besondere Klebstoff Münsters ist, der diese Stadt zusammenhält und sie für immer mehr Menschen zur (Wahl-) Heimat werden lässt.

- Unter dem Stichwort „Fankultur und Heimatbegriff“ setzten sich die Fußballinteressierten in Carsten Gockels (Sportvorstand und Geschäftsführer des SC Preußen Münster) Arbeitsgemeinschaft mit dem Thema des Studientages kritisch auseinander.

- Als „Amelsbürener Urgestein“ widmete sich Richard Vennemann dem wohl traditionellsten Teilbereich des Stichwortes Heimat. Ausgehend von seinen Erfahrungen ging er gemeinsam mit den Schülerinnen und Schülern der Frage nach der heimatstiftenden Identität (s)eines kleinen Stadtteils nach.

- Die Frage nach der Heimat in der Fremde konnten die Teilnehmer der AG von Dr. Ömer Lütfü Yavuz, Vorsitzender des Integrationsrates der Münster, erörtern.

- Dass der Begriff Heimat auch missbraucht werden kann, zeigte Christoph Spieker, der Leiter der NS-Gedenkstätte Villa ten Hompel, auf und zog dabei auch Parallelen zur aktuellen Pegida-Bewegung.

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Der dritte Teil des Studientages wurde als Podiumsdiskussion mit einigen der Referenten gestaltet. Mechthild Theilmeier-Wahner und die Schülerin Jule Schmidt moderierten das Gespräch mit den Gästen und konnten auf diese Weise nochmals die unterschiedlichen Perspektiven gegenüberstellen und auch zusammenführen. Hierbei konnten sie auch auf die Auslandserfahrungen von Nikita Drössel und Maike Krützmann zurückgreifen. Am Ende dieses Tages stand die Erkenntnis, dass „Heimat“ ein überaus vielfältiger Begriff ist, den jeder für sich und auf seine Weise mit Inhalt füllen mag. Wenn die Schülerinnen und Schüler im Anschluss an die Veranstaltung gemäß dem Sprichwort „A house is just a house - friends and family make it home“ sich damit auseinanderzusetzen beginnen, in welcher Heimat sie leben möchten und was sie dazu beitragen können, dass ihre Heimat lebenswert und weltoffen bleibt, dann wäre dies ein wichtiges Ergebnis des interdisziplinären Studientages 2015, der damit seinen Anspruch voll erfüllt hätte.

Westfälische Nachrichten 05.02.2015