Konsequenzen des Klimawandels - Wege aus der Klimafalle

7. Interdisziplinärer Studientag am KvG 2008

Zehn Experten kamen am 22. 10. 2008 zum KvG, um einen ganzen Schulvormittag mit Schülerinnen und Schülern der Jahrgangsstufen 11 und 12 über „Konsequenzen aus dem Klimawandel und Wege aus der Klimafalle“ zu diskutieren.
Mit einem engagierten Impulsreferat rüttelte Dr. Hermann E. Ott, Klimapolitik-Experte und Leiter des Berliner Büros des Wuppertal Instituts für Klima, Umwelt, Energie, die Anwesenden auf: „Die Zeit drängt, denn die weltweiten Treibhausgas-Emissionen müssen spätestens zwischen 2015 und 2020 sinken. Engagiert euch, macht was, z. B. in der Politik, im Stadtrat, bringt euch ein in die Gemeinschaft!... Unsere Lage ist vergleichbar mit dem Aufräumen. Wenn wir nicht permanent saubermachen, geht alles den Bach hinunter.“
In Arbeitsgruppen und bei der Podiumsdiskussion diskutierten die Schüler z. B. über die Frage, was Klimawandel mit Menschenrechten zu tun hat. Ferner ging es um eine neue Basis für die Beziehungen zu den Entwicklungs- und Schwellenländern, denn nur im gemeinsamen Zusammenwirken wird globaler Klimaschutz möglich sein.
Bioenergien zur Erzeugung von Strom, Wärme und Kraftstoffen sind Teil der globalen Klimaschutzstrategie. Aber sind sie auch zukunftsfähig? Kann den Energierohstoffen wie Raps, Mais, Zuckerrohr oder Kokospalmen ein Öko-Freibrief ausgestellt werden, und verdienen sie das Prädikat „nachhaltig“?
Was können wir tun? – Drei Dinge sind notwendig, so H. Ott:
Effizienz – Wir müssen 1000-fach besser werden, z. B. im Blick auf zukunftsfähige Innovationen, Kreativität ist gefragt, auch Tüftelei.
Konsistenz – Wir sollten im Einklang mit den Erdprozessen leben. Tatsächlich sind wir nicht nur Schmarotzer, sondern sogar Schädlinge dieser Erde. In der Natur gibt es keine Abfälle. Nur der Mensch schafft das nicht. Er vermüllt die Erde.
Suffizienz – Wir sollten mit dem zufrieden sein, was wir haben oder mit weniger nach dem Motto „Besser leben statt mehr haben“. „Es geht“, so H. Ott, „aber es geht nicht, wenn wir so weitermachen wie bisher.“ Neue Leitbilder müssen entwickelt werden.
Hildegard Rickert
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Ernsthafte Diskussionen schließen herzhaftes Lachen nicht aus. Bild unten Mitte: Moderator Uli Jost-Blome vom Bischöflichen Generalvikariat, Dr. Norbert Allnoch vom Institut für Regenerative Energiewirtschaft sowie der ehemalige KvG-Schüler und jetzige Landesvorsitzende des Nabu, Josef Tumbrinck (v. l.) beim KvG-Studientag zum Klimawandel. Foto: gro
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Jede Menge Hausaufgaben

Debatte zum Klimawandel: Das KvG-Gymnasium will aktiv Energie einsparen

Münster-Hiltrup. Diskutiert wird über den Klimawandel und seine Folgen nahezu pausenlos. Selten jedoch mit konkreten Ergebnissen. Den Studientag am Kardinal-von-Galen-Gymnasium nutzte Schulleiter Paul Thelosen dazu, ganz konkrete Schritte zur Energieeinsparung anzukündigen. Ab 2009 könne man endlich mehr tun, erläuterte er. Bislang seien der Schule die Hände gebunden gewesen. [...]
Ab 2009 werden die Schulen pauschaliert, wie Thelosen erläuterte. Das heißt: Künftig können auch die bischöflichen Schulen wie das KvG eigenverantwortlicher wirtschaften und investieren, um die eigenen Energiekosten zu senken und etwas für die Umwelt zu tun. „Das Umdenken ist da“, begrüßte Thelosen die Entscheidung des Generalvikariats. Energiesparen soll sich künftig für die Schule rechnen, da sie das eingesparte Geld behalten darf.
„Ab 2009 können wir als Schule mehr machen, und wir wollen das auch“, sagte der Schulleiter unter dem Applaus der Schülerschaft und der Experten auf dem Podium. Und dabei wird nicht nur über eine Fotovoltaikanlage nachgedacht. [...]
Den kompletten Schultag diskutierten Schüler der Jahrgangsstufen 11 bis 13 über „Konsequenzen des Klimawandels - Wege aus der Klimafalle“. Es war bereits der 7. interdisziplinäre Studientag am KvG - wie gewohnt mit hochkarätigen Experten, die mit den Schülern zunächst in kleineren Gruppen arbeiteten und anschließend auf dem Podium das Thema vertieften und debattierten.

Palmen an Münsters Promenade
Was die Experten auf dem Podium des KvG sagen: Im Jahre 2018 ist der Klimawandel ...
Münster-Hiltrup. Bitte vervollständigen Sie den Satz. Talkmaster lieben dieses Spielchen. Moderator Uli Jost-Blome ebenfalls. Hier die Antworten der KvG-Podiumsteilnehmer.
„Im Jahre 2018 ist der Klimawandel ...
... zwar noch nicht gestoppt, aber verlangsamt. In Deutschland beträgt der Anteil der erneuerbaren Energien 40 Prozent.“ (Moritz Hegemann, Vertreter der Gemeinde Nottuln, die heute einen sieben Hektar großen Fotovoltaik-Park in Betrieb nimmt.)
... so weit, dass wir in Münster nicht nur am Hafen, sondern auch an der Promenade Palmen haben.“ (Georg Knipping, Arbeitskreis Eine Welt)
... so weit, dass wir in Münster Klimaschutzpatenschaften mit anderen Schulen haben.“ (Edgar Boes-Wenner, Vorstand von FairPlanet e. G.)
... so, dass viele von Euch Schülern im Klimaschutz tätig sind“. (Dr. Hermann Ott, Wuppertal-Institut für Klima, Umwelt, Energie)
... so weit, dass wir nicht mehr diskutieren, ob es einen Klimawandel gibt. Wir wer den ihn gemeinsam stoppen.“ (Josef Tumbrinck, Nabu-Landesvorsitzender NRW)
... so weit, dass hoffentlich keine Klimakriege mehr geführt werden.“ (Dr. Kajo Schukalla, Gesellschaft für bedrohte Völker)
... so weit, dass wir durch die Globalisierung nicht nur freien Warenverkehr haben, sondern auch Bewegungsfreiheit für alle Menschen.“ (Heiko Thiele, Zwischenzeit e. V.)
... für viele von Euch der Grund, für erneuerbare Energien zu arbeiten.“ (Dr. Norbert Allnoch, Institut für Regenerative Energiewirtschaft)
Michael Grottendieck, Westfälische Nachrichten 23. 10. 2008

Programm

7.55 -
9.25 Uhr
Auftakt – Plenum – Aula
- Begrüßung / Einführung Udo Hühn / Astrid Köhnsen, KvG
- Impulsreferat (ca. 50 – 60 Min.) mit anschließender Diskussion Dr. Hermann E. Ott, Klimapolitik-Experte und Leiter des Berliner Büros des Wuppertal Instituts für Klima, Umwelt, Energie
9.45 -
11.20 Uhr

Arbeits- gruppen


(die von den Schülern gewählt wurden)

- Szenarien internationaler Klimapolitik für das 21. Jahrhundert – Neue Ziele, neue Politik, neue Technologien Dr. Hermann E. Ott (s. o.) und Paul Thelosen, Schulleiter des KvG
- Was hat Klimawandel mit Menschenrechten zu tun? Dr. Kajo Schukalla, Geograph und Ethnologe, Mitarbeiter der Gesellschaft für bedrohte Völker, seit 30 Jahren in der Menschenrechtsarbeit tätig, und Mechthild Theilmeier-Wahner, KvG
- Mais – nicht mehr auf den Tisch, sondern in den Tank? - Diskussion um Bio-Sprit aus Raps, Mais, Zuckerrohr oder Palmöl Hildegard Rickert, KvG
- Fairer Handel schafft gutes Klima! – Wie?? Georg Knipping, Theologe, Mitarbeiter im Münsteraner Weltladen „Weltwinkel", Arbeitskreis Eine Welt e.V., und Bruder Konrad, Schulseelsorger am KvG
- Klimaschutz braucht globale Partnerschaft: Projekte für erneuerbare Energien in Deutschland und in Partnerländern des Südens und Ostens (von Fairpla.net, der Internationalen Genossenschaft für Klima, Energie und Entwicklung) Edgar Boes-Wenner, Vorstand von fairPla.net e.G., Internationale Genossenschaft für Klima, Energie und Entwicklung (Vater v. zwei Schülern), und Sarah Uckelmann, KvG
- „Land unter Strom“: Staudämme – Millionengewinne auf Kosten von Mensch und Natur. - Gibt es Alternativen? Heiko Thiele, Zwischenzeit e.V., Initiative für soziale, interkulturelle und ökologische Forschung, Analyse, Bildung. Mitproduzent des Films „Land unter Strom", und Udo Hühn, KvG
- Energie aus Biomasse für die Landwirtschaft – Sind Bioenergien zukunftsfähig? Carsten Ritter, KvG, und Bernhard Buschhoff, Landwirt, Klimahof mit Biogas-Anlage in Drensteinfurt (Vater eines Schülers)
- „Klima sucht Schutz in Münster“ – Münster: Bundeshauptstadt im Klimaschutz 1997 und 2006 - Das Klimaschutzkonzept Münsters bis 2020 Anja Karner vom Amt für Grünflächen und Umweltschutz der Stadt Münster, Fachstelle für vorsorgenden Umwelt- und Klimaschutz, und Andreas Klomfass, KvG
- Was bedeutet der Klimawandel – nach den bisherigen Projektionen – für den Naturschutz? - Welchen Herausforderungen wird sich der Naturschutz stellen müssen? Josef Tumbrinck, NABU-Landesvorsitzender NRW, ehemaliger Schüler des KvG, und Astrid Köhnsen, KvG
- Sonne – Kraft im Überfluss - Der neue Fotovoltaik-Park in Nottuln (Inbetriebnahme 23.10.08!) – Ziele des Projekts, die Technologie und Wirtschaftlichkeitsberechnung – Übernimmt die Gemeinde Nottuln eine Vorreiterrolle? Moritz Hegemann, Vertreter des Rates der Gemeinde Nottuln und Franz-Bertram Voß, KvG
- Forschungen zur Zukunft regenerativer Energien, insbesondere der Windkraft in NRW Dr. Norbert Allnoch, Geschäftsführer des Instituts für Regenerative Energiewirtschaft (Forschung und Beratung), Internationales Wirtschaftsforum Regenerative Energie, und Dr. Jürgen Klomfass, KvG
- Sky Sails – Windkraft profitabel genutzt – Windantriebssysteme auf der Basis von großen Zugdrachen für die Schifffahrt Ulrich Kaspar, KvG
11.45 -
13.10 Uhr
Podiumsdiskussion mit eingeladenen Experten – Aula Moderation: Uli Jost-Blome, Bischöfliches Generalvikariat Münster, Referat Weltkirche
Schlusswort Paul Thelosen, Schulleiter des KvG