Menschenwürde an den Grenzen des Lebens

6. Interdisziplinärer Studientag am KvG 2007

Mit dieser Thematik beschäftigten sich die Schülerinnen und Schüler der Jahrgangsstufen 11 und 12 beim diesjährigen Interdisziplinären Studientag am 11. Oktober 2007. Eltern, Lehrer und Schülerinnen aus der Arbeitsgruppe 4 („Werte und Wertevermittlung“) der Initiative Schulprofil hatten diesen Tag vorbereitet und Referenten für die 14 Workshops eingeladen. Margot von Renesse, ehemalige Bundestagsabgeordnete und Richterin, hielt den Einführungsvortrag: „Wer entscheidet über Tod und Leben?“. In den anschließenden Kleingruppen ging es um theologische, medizinische und juristische Fragen am Ende des Lebens, man konnte mit Krankenhausseelsorgern, einem Bestatter, Vertretern der Hospizarbeit und mit einem Kirchenmusikdirektor (zum Thema „Requiem“) ins Gespräch kommen oder über Werke der Bildenden Kunst zum Thema „Tod und Sterben“ nachdenken. Weil sicher einige auch persönlich berührt sein würden, standen an diesem Vormittag im Meditationsraum zwei Mitarbeiterinnen vom „Trauercafé“ für Gespräche bereit.
Bei der abschließenden Podiumsdiskussion, moderiert von Domkapitular Dieter Geerlings, dem Vorsitzenden des Caritasverbandes für die Diözese Münster, wurde nach kurzen Statements und Fragestellungen aus den Workshops mit den weiteren Experten Dr. Wolfgang Clasen (Ärztlicher Direktor des Herz-Jesu-Krankenhauses), Michael Roes (Leiter des Johannes-Hospizes), Klaus Willmer (Seelsorger der UKM), Dr. Franz-Josef Dömer (Allgemeinmediziner), Hans-Harald Stokkelaar (Bestatter) und Gerd Felder (Theologe und freier Journalist) diskutiert. Gleichzeitig war dies die Auftaktveranstaltung des medienpädagogischen Hospiz-Projekts „Zwischen Anfang und Ende“, an dem allein am KvG 6 Kurse bzw. Klassen teilnahmen.
Ein meditativer Abschluss nahm die Gedanken des Tages auf: ca. 200 Teelichter wurden entzündet, in die Stille hinein erklang Klarinettenmusik, Textzitate aus Fulbert Steffenskys Buch „Mut zur Endlichkeit“ ließen einen von allen Beteiligten als ungemein wichtig und bereichernd empfundenen Studientag nachdenklich ausklingen.
Udo Hühn
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Der Tod als Freund

KvG-Schüler beschäftigten sich mit „Fragen am Ende des Lebens“

Hiltrup. Damals im Kreißsaal, als sie ihr Kind gebar, da lag neben ihr eine Frau, die unheimlich gelitten hat, bei der eigenen Niederkunft jedoch kaum mithalf. „Dringeblieben ist noch keins“, soll der Arzt damals mit trockenem Humor gesagt haben. In dem Moment, so sagt Margot von Renesse, habe sie entschieden, den Schmerz zu akzeptieren, zu pressen und dem Arzt zu helfen. „Vielleicht können wir so auch eines Tages den Tod als Freund akzeptieren.“ Applaus. Das Schlusswort in der Aula des Kardinal-von-Galen-Gymnasiums hat gesessen, den interdisziplinären Studientag treffend zusammengefasst.
Den ganzen Schultag über haben sich 220 Schüler der 11. und 12. Klassen in Projektgruppen und einer Podiumsdiskussion mit ethischen, theologischen, medizinischen und juristischen Fragen am Ende des Lebens auseinander gesetzt. Titel der Veranstaltung: „Menschenwürde an den Grenzen des Lebens.“ Schon zu Beginn beeindruckte von Renesse, ehemalige Richterin, Bundestagsabgeordnete und Mitglied der Enquete-Kommission „Recht und Ethik der modernen Medizin“, mit einem beeindruckenden Vortrag zu der Frage „Wer entscheidet über Tod und Leben“.
Mit hochkarätigen Experten diskutierten die Schüler dann über Krankheit und Tod, Patientenverfügung, Organspende und Sterbehilfe, Bestattung und Hospizarbeit. Harter Tobak - nicht nur für Schüler, die das erste Viertel ihres jungen Lebens hoffentlich noch nicht einmal vollendet haben. Und doch, das zeigte nicht zuletzt die Podiumsdiskussion, haben sich die Schüler ernsthafte Gedanken zu dem oft zum Tabu erhobenen Thema Tod gemacht.
Nebenbei zeigte die Abschlussveranstaltung auch, dass am KvG eine lebendige und faire Diskussionskultur herrscht: Da wurde weder gegrölt noch gepfiffen, nicht einmal getuschelt, während ein Schüler einen Wortbeitrag brachte. Nein, am Ende jedes Beitrags spendeten die Mitschüler gar Applaus. Das nötigte nicht nur dem Moderator Dieter Geerlings Respekt ab.
Die Veranstaltung war gleichzeitig Auftakt zu einem Hospiz-Projekt, bei dem sich Schüler journalistisch mit dem Thema Tod auseinandersetzen.
bbe, Münstersche Zeitung 12. 10. 2007

Fragen am Ende des Lebens

Interdisziplinärer Studientag am Kardinal-von-Galen-Gymnasium

Münster-Hiltrup. „Wir müssen lernen, den Tod als Freund zu begreifen.“ Mit diesem Schlusswort setzte die Bundestagsabgeordnete Margot von Renesse noch einmal einen deutlichen Akzent zum Ende der Podiumsdiskussion. Deren Teilnehmer hatten sich einem Thema gestellt, das in unserer Gesellschaft nach wie aus dem Lebensalltag möglichst verdrängt wird: den Fragen zum Ende des Lebens.
Margot von Renesse, Mitglied der Enquete-Kommission „Recht und Ethik in der modernen Medizin“, war eine von mehreren Experten, die die beiden Religionslehrer Hildegard Rickert und Udo Hühn für den gestrigen „Interdisziplinären Studientag“ am KvG-Gymnasium hatten gewinnen können. Was für die Fachleute nicht nur einen Platz auf dem Podium bei der Diskussion bedeutete, sondern auch zuvor die Betreuung einzelner Arbeitsgruppen, in die sich die rund 220 Oberstufenschüler aufgeteilt hatten.
Sterbehilfe, Trauerbegleitung, Transplantation und Organspende, Leben im Hospiz, Patientenverfügung, der Tod im Spiegel der Kunst, Bestattungskultur, Beschäftigung mit einem Requiem - die Bandbreite der Themen war beträchtlich, ihre Diskussion, die Dieter Geerlings, Domkapitular und Vorsitzender des Caritasverbandes moderierte, nicht selten brisant.
„Die größte Sehnsucht, die es gibt, ist die, leben zu wollen“, berichtete Klaus Willmer, Diakon in der Klinikenseelsorge in Münsters Uni-Klinik, aus seinem Erfahrungsschatz und brachte sich damit in die Diskussion um die Sterbehilfe ein, unterschieden zwischen aktiver und passiver, und aktiv in Deutschland im Gegensatz zu beispielsweise den Niederlanden gesetzlich untersagt. „Ich könnte mir nie vorstellen, aktive Sterbehilfe zu leisten, auch wenn der juristische Weg frei wäre“, so die klare Stellungnahme von Allgemeinmediziner Dr. Franz-Josef Dömer.
Mit Nachdruck wies Dr. Wolfgang Clasen, Ärztlicher Direktor des Herz-Jesu-Krankenhauses, auf die viel zu hohe Skepsis in der Bevölkerung gegenüber der Organspende hin. Allerdings sehe er in der Organspende nur einen Notbehelf und nicht die Lösung für die Zukunft. Er teile die Vision, dass in 50 Jahren bei entsprechenden Fortschritten in der biologischen Forschung Organe zu züchten seien. Ein kurzer Moment der Stille am Ende des Studientages - bei Kerzenschein für jeden die Möglichkeit, über den einen oder anderen Satz noch einmal nachzudenken, in sich zu gehen. Und es war nicht nur der gelungene Abschluss dieses Studientages, den Hildegard Rickert zu einen positiven Resümee bewog. „Es war schon enorm, wie sich die Schüler insgesamt auf das Thema eingelassen haben.“
na, Westfälische Nachrichten 12. 10. 2007
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Menschenwürde an den Grenzen des Lebens

Ethische, theologische, medizinische und juristische Fragen am Ende des Lebens

Interdisziplinärer Studientag 2007 am Kardinal-von-Galen-Gymnasium für die Jahrgangsstufen 11 und 12
Gleichzeitig Auftakt des Hospiz-Projekts „Zwischen Ende und Anfang – ein medienpädagogisches Projekt zum Thema Tod“
Donnerstag, 11.10. 2007
7.55 - 9.25 Auftakt (in der Aula)
Begrüßung und Einführung in das Thema des Studientags Hildegard Rickert
Kooperation mit dem medienpädagogischen Hospiz-Projekt „Zwischen Ende und Anfang“ Markus Breuer
Zur Organisation des Studientags Udo Hühn
Einstiegsreferat „Wer entscheidet über Tod und Leben?“ Margot von Renesse
9.25 - 9.45 Pause
9.45 - 11.20 Arbeit in Gruppen
Umgang mit Sterben und Tod – Gespräch mit einem Krankenhausseelsorger Klaus Willmer, Diakon in der Klinikenseelsorge, Uni-Klinik Münster, und Manuela Rossel
Wie trauern Menschen? Trauerwege – Trauerphasen – Trauerbegleitung Norbert Brockmann, Krankenhausseelsorger in Rheine, und Marius Stelzer
Medizinische Fragen am Ende des Lebens: Begegnung mit Ärzten aus den Bereichen Intensivmedizin, Geronto-Psychiatrie, Psychosomatik Freiherr v. Ketteler, Arzt f. gerontopsychiatrische Erkrankungen, Clemens-Wallrath-Haus (Alexianer), und Santa Bitter (1. Gruppe); Dr. Bernd Bauer, Johannes-Hospiz, und Katrin Nacke (2. Gruppe)
Wie weit darf der Mensch selbst mitbestimmen? Diskussion um Patientenverfügungen Dr. Franz-Josef Dömer, Allgemeinmediziner; Margot von Renesse, ehemalige Richterin und Bundestagsabgeordnete, und Mechthild Theilmeier-Wahner
Transplantation und Organspende – Aktuelle Aspekte mit Brisanz Dr. Wolfgang Clasen, Herz-Jesu-Krankenhaus, und Paul Thelosen
Leben im Hospiz – Sterbebegleitung Michael Roes, Leiter des Johannes-Hospizes, und Kerstin Brinker
Die ambulante Hospizbewegung Nike Müller, ambulante Hospizbewegung, und Frank Bennemann
Grauzone am Ende des Lebens? Kontroversen um Sterbehilfe in Deutschland und in den Nachbarländern (u. a. juristische Aspekte) Hildegard Rickert
Auseinandersetzung mit einem Film: „Ich will leben – Meikes Kampf gegen den Krebs“ Udo Hühn, Berti Voß und Gregor Osthues (3 Gruppen)
Musik – Beschäftigung mit einem Requiem Winfried Berger, Kirchenmusikdirektor, ehemaliger Schüler des KvG, und Sabine Traud
Kunst – der Tod im Spiegel der Kunst Michael Rickert
Bestattungskultur: Gespräch mit einem Bestatter Herr Stokkelaar und Martina Fritzen-Hillebrand
Zeitgleich zu den Arbeitsgruppen:
Raum der Stille, Angebot des Gesprächs im Meditationsraum
Frau Reckfort-Möller, ambulante Hospizbewegung
11.20 - 11.40 Pause
11.40 - 12.50 Podiumsdiskussion (in der Aula) Margot von Renesse, ehemalige Richterin, Bundestagsabgeordnete und Mitglied der Enquete-Kommission „Recht und Ethik der modernen Medizin“
Dr. Wolfgang Clasen, Ärztlicher Direktor des Herz-Jesu-Krankenhauses in Hiltrup, Internist, Leiter der Palliativstation; Schwerpunkt in der AG: Organspende und Transplantation
Michael Roes, Leiter des Johannes-Hospizes
Gerd Felder, Theologe, Chefredakteur der Kirchenzeitung von Paderborn a. D., freier Journalist, „Anwalt des Publikums“
Klaus Willmer, Diakon in der Klinikenseelsorge, Uni-Klinik MS
Dr. Franz-Josef Dömer, Allgemeinmediziner
Herr Stokkelaar, Bestatter
Moderation: Dieter Geerlings, Domkapitular und Vorsitzender des Caritasverbandes für die Diözese Münster
12.50 – 13.00 Meditativer Abschluss
Kerzenaktion, Klarinette Andreas Klomfaß
Text aus: Fulbert Steffensky, Mut zur Endlichkeit, Sterben in einer Gesellschaft der Sieger Udo Hühn
Abschlussworte Paul Thelosen