„Total global – weltweit vor Ort“ - Die vielen Gesichter der Globalisierung
3. Interdisziplinärer Studientag am KvG 2003
Die einen fragen sich: „Wird unser Globus zum Spielball politischer oder wirtschaftlicher Interessen einzelner Mächtiger?“ – Und andere halten dagegen: „Begreifen wir die Chancen, die uns das weltumspannende Geflecht von Beziehungen für die Erhaltung unseres Planeten Erde und der darauf lebenden Menschen bietet?“ Von den Kritikern wird die Globalisierung als Ursache von Armut, Verelendung, Arbeitslosigkeit und neuen Kriegen abgelehnt; von ihren Befürwortern wird sie als Grundlage einer fortschrittlichen Welt- und Wirtschafts-Ordnung angesehen: Die Globalisierung hat viele Gesichter.Schon Anfang des Schuljahres wurde das Thema dieses dritten interdisziplinären Studientags für die Sekundarstufe II in einer Arbeitsgruppe der Initiative Schulprogramm, in der Eltern, Schüler und Lehrer zusammenarbeiten, vorgeschlagen, schließlich auf dem SV-Seminar beraten und für diesen Tag festgelegt. Das Thema bleibt aktuell, es führt nicht selten auch zu einer Polarisierung. Angesichts von Überlegungen, wie sie zum Beispiel bei der Welthandelsorganisation (WTO) anstehen, ist es nötiger denn je, durch Informationen den vielen Vorurteilen und Klischees den Boden zu entziehen.
Nach einer Begrüßung durch Herrn Hühn als Vertreter der Vorbereitungsgruppe begann der Studientag mit einem einführenden Referat durch den Schulleiter, Herrn Thelosen. Schülerinnen und Schüler des Grundkurses Sozialwissenschaften und Herr Voß brachten in einer anschließenden szenischen Darstellung mit „Familie Mustermann“ den Bezug der Globalisierungsdebatte zum Alltag bei uns auf den Punkt.
Die folgenden zweieinhalb Stunden standen ganz im Zeichen der Arbeit in den Kleingruppen. Die Schülerinnen und Schüler konnten sich einem der neun angebotenen Fragenkomplexe zuwenden und Antworten suchen. Fachkundig unterstützt wurden sie dabei von Referentinnen und Referenten, die wichtige Impulse aus ihren Arbeitsbereichen einbrachten: Diskutiert wurden Fragen zu Börse und Weltwirtschaft, zu Terrorismus, Umweltschutz und Informationsgesellschaft; der Rassismus und die Auswirkungen der Globalisierung auf die weltweite Situation der Frauen, die Frage der Verantwortung der Kirche in diesem Prozess sowie der Blick auf die eigenen Ausbildungschancen im Globalisierungszeitalter standen ebenfalls im Mittelpunkt.
In der Aula diskutierten anschließend die Fachleute auf dem Podium und gingen auf Fragen der Schülerschaft ein: Die Runde mit Herrn Basar (Bonner Politikwissenschaftler zum Thema Migration), Sr. Leonie Beving MSC (Frauenberatungsstelle SOLWODI Duisburg), Herrn Bickmann (Vorstand Darlehnskasse Münster), Frau Dr. Fernandez-Gonzales (BASF Ludwigshafen),
Herrn Loroch (Leiter des „Zentralen Competence Center Multimedia und Bildung“), Herrn Prof. Dr. Mette (kath. Theologe), Herrn Neidhardt (Präsident der PFA), Herrn Prof. Risch (IHK Münster) und Herrn Dr. Schukalla (Gesellschaft für bedrohte Völker) wurde moderiert von Herrn Jost-Blome (Akademie Franz-Hitze-Haus).
Nach diesem informativen Vormittag werden die Oberstufenschüler sicher mit erweitertem Horizont und Sachkunde an der öffentlichen Diskussion teilnehmen und zu verschiedenen Aspekten der Globalisierung eine begründete eigene Meinung bilden können.
Udo Hühn
Segen oder Sackgasse?
Studientag des KvG: Diskussion über Globalisierung
Münster-Hiltrup. Globalisierung ist nur ein Plastikwort, sagen die einen. Andere - sie nennen sich Globalisierungsgegner - demonstrieren dagegen, wo sie nur können. Wieder andere sehen in der Globalisierung Chancen und Perspektiven. „Die vielen Gesichter der Globalisierung“ war dann auch der treffende Untertitel des Studientages für die Jahrgangsstufen 11 und 12 am Kardinal-von-Galen-Gymnasium. Für einen Tag war die Schule „Total Global“: In Gruppen erarbeiteten die Schüler Thesen und Fragen zu neun Themen.Vom „Kapital ohne Grenzen über globalen Umweltschutz bis zu Fragen zur Bildung und Weiterbildung in der globalen Welt reichte die Themenpalette. Auswärtige Referenten unterstützten die Gymnasiasten mit ihrem Expertenwissen und gaben Impulse.
Nach der Gruppenarbeit fanden sich die Oberstufenschüler zur Podiumsdiskussion in der Aula ein. Moderator Ulrich Jost-Blome vom Franz-Hitze-Haus stellte die zehn Experten vor und leitete die Fragerunde, in der die Schüler ihre brennendsten Fragen loswerden konnten. Ob die Globalisierung nun „Segen oder Sackgasse“ ist, wie Jost-Blome zu Beginn fragte, hängt von den betroffenen Personen ab - so viel wurde im Verlauf der Diskussion klar.
So belegte Schwester Leonie Beving von der Frauen-Beratungsstelle SOLWODI in Duisburg mit einer Statistik der UNO, dass Frauen weltweit Opfer der Globalisierung sind: „Frauen verrichten 65 Prozent der Arbeit, erhalten aber nur zehn Prozent des Einkommens und haben ein Prozent des Besitzes.“
Für junge, wissbegierige und flexible Menschen ist der globale Markt auf jeden Fall eine Perspektive, wie Dr. Monica Fernandez-Gonzales vom weltweit agierenden BASF-Konzern berichten konnte. Plastikwort hin oder her: Die KvG-Schüler werden die „vielen Gesichter der Globalisierung“ im Auge behalten.