Chancen und Risiken des biomedizinischen Fortschritts

Interdisziplinärer Studientag 2001

„Lasset uns den (neuen) Menschen machen“: Schüler des KvG diskutierten gestern über Chancen und Risiken der Biomedizin.

Wissenschaft kontra Ethik

Studientag am KvG-Gymnasium

Münster-Hiltrup. „Wir fühlen uns ein wenig von der Forschung und den Wissenschaftlern überrollt“, betonte ein Mitglied des Lehrerkollegiums zu Beginn der Podiumsdiskussion mit Nachdruck. „Wir möchten am liebsten ,Stopp' sagen, aber als einzelner fühlt man sich oftmals gegenüber der Politik, der Medizin und der Wissenschaft ohnmächtig“, fuhr der Redner fort. „Wenn es um das Thema Gentechnik und Biomedizin geht, schrecken viele auf und denken automatisch an Wissenschaftler, die wie Frankenstein Monster im Reagenzglas züchten - und das stimmt natürlich nicht“, betonte der CDU-Politiker Ruprecht Polenz (MdB).
Den gesamten gestrigen Schultag beschäftigten sich rund 200 Pennäler der Jahrgangsstufen 11 und 12 des Kardinal-von-Galen-Gymnasiums mit den Chancen und Risiken des biomedizinischen Fortschritts. Auftakt des interdisziplinären Studientages bildete ein Medienvortrag, bei dem verschiedene Standpunkte aus Medizin, Ethik und Wissenschaft den Schülern vorgestellt wurden. In Arbeitsgruppen beschäftigten sich die Schüler anschließend im Rahmen von Debatten und Diskussionsforen mit Unterthemen wie etwa dem Klonen von Menschen, der Abtreibung behinderter Embryonen und der Stellung der Kirche zum biomedizinischen Fortschritt.
Gegenüber acht Fachleuten aus Kirche, Politik und Wissenschaft brachten die Jugendlichen dann ihre Gedanken, Ängste und Anregungen zur Sprache. Viele Schüler befürworteten zwar die Biomedizin und die Gentechnik als Fortschritt in der Wissenschaft und werteten diese als große Chance, mahnten jedoch zugleich vor deren Manipulationspotenzial.
G. Sarkhosh, Westfälische Nachrichten 01. 05. 2001

Fortschritt der Biomedizin

Interdisziplinärer Studientag am KvG zu Chancen und Risiken

Hiltrup. „Lasset uns den neuen Menschen machen!“ - Der interdisziplinäre Studientag der Oberstufe des Kardinal-von-Galen-Gymnasiums (KvG) trug einen provokanten Titel.
Zunächst wurden die Schüler äm Montagmorgen mit einem Vortrag und einem kurzen Film in das Thema „Chancen und. Risiken des biomedizinischen Fortschritts“ eingeführt. Es referierte Dr. Wolfgang Schulte, Oberstudienrat an der Euregio-Gesamtschule Rheine. In kleinen Kursen erarbeiteten sich die Gymnasiasien anschließend weitere Informationen zu diesem Thema und bildeten sich auch eigene Meinungen. Gut vorbereitet nahmen die Schüler anschließend an der Diskussion in der Aula teil:
Prof. Dr. Ludwig Siep, Leiter der Forschungsstelle Bioethik der Uni Münster, der Biologe Dr. Jörg Gromoll, der Theologe Hartwig Trinn, CDU-Bundestagsmitglied Ruprecht Polenz, der FDP-Landtagsabgeordnete Joachim Schultz-Tornau, Birgit Geister von der „Lebenshilfe“, Humangenetiker Dr. Thomas Neumann und der Theologe Dr. Wolfgang Schulte diskutierten hier über Chancen und Risiken des biomedizinischen Fortschritts.
Dabei stießen gleich verschiedeneMeinungen aufeinander: Hartwig Trinn erklärte, jeder Mensch habe eine Würde als Ebenbild Gottes, die ihm nicht zu nehmen sei. Schultz-Tornau, Vorsitzender des Landtagsausschusses für Wissenschaft und Forschung, widersprach: „Politik kann nicht moralische Höchstforderungen zum Maßstab nehmen!“ Der FDP-Politiker schränkte seine eigene Einschätzung allerdings gleich ein und betonte, dass in den schwierigen ethischen Abwägungen beispielsweise die ökonomische Frage nach Forschungsstandorten keine Rolle spielen dürfe.
Der ehemalige CDU-Generalsekretär Ruprecht Pplenz nannte das Embryonenschutzgesetz als Beispiel für einen der Fälle, bei denen die Politik „rechtzeitig Grenzen“ gezogen habe.
So unterschiedlich die Meinungen in der Diskussion letztlich auch waren, Prof. Dr. Siep konnten dann schließlich wohl alle Diskussionsteilnehmer zustimmen: „Jede wichtige Abwägungsfrage auf diesem Gebiet stellt uns vor ein Dilemma: Man muss abwägen, ohne vorher zu glauben, die richtige Antwort schon zu kennen!“
Johannes Sturm, Münstersche Zeitung 02. 05. 2001