Literaturtreff 2018/19


Unser nächstes Literaturgespräch findet statt Mittwoch, dem 10. Juli 2019 um 20.00 Uhr im Selbstlernzentrum des KvG, Zum Roten Berge 25.

Buch des Abends:
Julian Barnes: Der Lärm der Zeit


(256 S. 10,-- € btb-Verlag ISBN-978-3442716524)
Gesprächsleitung: Christina Holschermann
Neue Gesprächsteilnehmer sind jederzeit herzlich willkommen! Mechthild Theilmeier-Wahner
10.7.
2019

Der Lärm der Zeit. Deutsch von Gertraude Krueger

Im Mai 1937 wartet ein Mann jede Nacht neben dem Fahrstuhl seiner Leningrader Wohnung darauf, dass Stalins Schergen kommen und ihn abholen. Der Mann ist der Komponist Schostakowitsch, und er wartet am Lift, um seiner Familie den Anblick seiner Verhaftung zu ersparen. Die Gunst der Mächtigen zu erlangen, hat zwei Seiten: Stalin, der sich plötzlich für Schostakowitsch' Musik zu interessieren scheint, verlässt noch in der Pause die Aufführung seiner Oper »Lady Macbeth von Mzensk«. Fortan ist der Komponist ein zum Abschuss freigegebener Mann. Durch Glück entgeht er der Säuberung, doch was bedeutet es für einen Künstler, keine Entscheidung frei treffen zu können?

Julian Barnes,

geboren 1946 in Leicester, England, ist einer der wichtigsten zeitgenössischen britischen Autoren. Bis 1968 studierte er am Magdalen College in Oxford Moderne Sprachen. Drei Jahre lang arbeitete er als Lexikograph für das »Oxford English Dictionary supplement«, trat dann eine Stelle als Redakteur bei der »New Review« und dem »New Statesman« an, bevor er von 1979 bis 1986 erst als Fernsehkritiker für den »New Statesman« und den »Observer« tätig war. 1979 heiratete Barnes seine Agentin Patricia Olive Kavanagh, die 2008 den Folgen eines Gehirntumors erlag. Julian Barnes setzt sich mit dem plötzlichen Tod seiner Frau in seinem Buch »Lebensstufen« auseinander. Er widmet ihr den Großteil seiner Werke. Julian Barnes lebt und arbeitet in London.
10.4.
2019
Americanah. Deutsch von Anette Grube

Chimamanda Adichie erzählt von der Liebe zwischen Ifemelu und Obinze, die im Nigeria der neunziger Jahre ihren Lauf nimmt. Dann trennen sich ihre Wege: Die selbstbewusste Ifemelu studiert in Princeton, Obinze strandet als illegaler Einwanderer in London. Nach Jahren stehen sie plötzlich vor einer Entscheidung, die ihr Leben auf den Kopf stellt. Adichie gelingt ein eindringlicher, moderner und hochpolitischer Roman über Identität und Rassismus in unserer globalen Welt.
Chimamanda Ngozi Adichie

ist eine der großen jungen Stimmen der Weltliteratur. Ihr Werk wird in 37 Sprachen übertragen. Für »Americanah« erhielt sie 2013 den Heartland Prize for Fiction und den National Book Critics Circle Award. Ihr Roman »Blauer Hibiskus« war für den Booker Prize nominiert, »Die Hälfte der Sonne« erhielt den Orange Prize for Fiction 2007. Mit ihrem TED-Talk »We should all be Feminists« verankerte die Nigerianerin den Feminismus fest in der Popkultur. Auf Deutsch liegt der Text im FISCHER Taschenbuch vor: »Mehr Feminismus! Ein Manifest und vier Stories«. Zuletzt erschien 2017 im FISCHER Taschenbuch »Liebe Ijeawele. Wie unsere Töchter selbstbestimmte Frauen werden«. 2018 wurde Chimamanda Ngozi Adichie mit dem PEN Pinter Prize und dem Everett M. Rogers Award ausgezeichnet. Chimamanda Ngozi Adichie wurde 1977 in Nigeria geboren und lebt heute in Lagos und in den USA.
9.1.
2019
Tyll

"Tyll" ist die Neuerfindung einer legendären Figur: ein großer Roman über die Macht der Kunst und die Verwüstungen des Krieges, über eine aus den Fugen geratene Welt. Tyll Ulenspiegel wird zu Beginn des 17. Jahrhunderts in einem kleinen Dorf geboren. Sein Vater gerät schon bald mit der Kirche in Konflikt. Tyll muss fliehen, die Bäckerstochter Nele begleitet ihn. Auf seinen Wegen durch das von den Religionskriegen verheerte Land begegnen sie vielen kleinen Leuten und einigen der sogenannten Großen: dem jungen Gelehrten und Schriftsteller Martin von Wolkenstein, dem melancholischen Henker Tilman und Pirmin, dem Jongleur, dem sprechenden Esel Origenes, dem exilierten Königspaar Elisabeth und Friedrich von Böhmen, dem Arzt Paul Fleming und nicht zuletzt dem fanatischen Jesuiten Tesimond und dem Weltweisen Athanasius Kircher. Ihre Schicksale verbinden sich zu einem Zeitgewebe, zum Epos vom Dreißigjährigen Krieg. Und um wen sollte es sich entfalten, wenn nicht um Tyll, jenen rätselhaften Gaukler, der eines Tages beschlossen hat, niemals zu sterben.
Daniel Kehlmann,

1975 in München geboren, wurde für sein Werk unter anderem mit dem Candide-Preis, dem WELT-Literaturpreis, dem Per-Olov-Enquist-Preis, dem Kleist-Preis und dem Thomas-Mann-Preis ausgezeichnet. Sein Roman "Die Vermessung der Welt" ist zu einem der erfolgreichsten deutschen Romane der Nachkriegszeit geworden. Zurzeit unterrichtet er an der New York University und ist Fellow am Cullman Center for Writers and Scholars der New York Public Library.
26.9.
2018
Accabadora. Deutsch von Julika Brandestini

Wie Mutter und Tochter leben Bonaria Urrai und die sechsjährige Maria in einem sardischen Dorf zusammen. Die alte Schneiderin hat das Mädchen zu sich genommen und zieht es groß, dafür wird Maria sich später um sie kümmern. Als vierte Tochter einer bitterarmen Witwe war Maria daran gewöhnt, »die Letzte« und eine zu viel zu sein. Nun hat sie ein eigenes Zimmer in dem großen reinlichen Haus Bonarias, wo alle Türen offen stehen und sie jeden Raum betreten darf. Doch ein Geheimnis umweht die stets schwarz gekleidete, wortkarge Frau, die mitunter nachts, wenn Maria schlafen soll, Besuch erhält und dann das Haus verlässt. Es scheint, als würde Bonaria in zwei Welten leben. Das Mädchen spürt, dass sie nicht danach fragen darf. Erst sehr spät entdeckt sie die ganze Wahrheit.
Michela Murgia,

geboren 1972 in Cabras/Sardinien, studierte Theologie und unterrichtete Religion. In ihrem ersten Buch, das bereits verfilmt wurde, beschreibt sie nach eigenen einschlägigen Erfahrungen die prekären Arbeitsbedingungen in einem Callcenter. In einem Erzählungsband über die unbekannten Seiten der Insel Sardinien wusste sie vieles zu berichten, was auch den Italienern neu war. Accabadora ist ihr erster Roman.

01

100 Bücher in 25 Jahren - KvG-Literaturtreff feiert Jubiläum


Zur Feier des Tages gibt es einen Empfang mit Imbiss und eine Ansprache des Schulleiters. Wohl wissend, dass er sich im Kreise literarisch interessierter Menschen befindet, kreiert Herr Dr. Zopes eine Metapher der ganz besonderen Art und bezeichnet den Literaturtreff als „kleinen Brillanten im Collier der Schule“. Derart geehrt, widmen sich die zwanzig Teilnehmer des 100. Literaturtreffs am KvG mit ganzer Energie dem eigens für diesen Abend erstellte Literaturquiz, das die besprochenen Bücher der letzten zehn Jahre umfasst und den Literaturexperten einiges abverlangt. „Thematisiert wird die Diktatur in Rumänien.“ – „Das war doch diese Literaturnobelpreisträgerin!“ „Genau! Herta Müller.“ „Und der Titel – der hatte irgendwas mit ‘nem Tier zu tun!“ – „Warte mal, hier ist es: Der Fuchs war damals schon der Jäger.“
Schließlich kommt aber auch an diesem Tag die aktuelle Literatur zu ihrem Recht. Gut eingespielt, engagiert und mitunter auch nachdenklich wirft sich die Runde im Gespräch über das Buch des Abends die Bälle zu. Diesmal geht es um Michela Murgias Roman „Accabadora“, in dem eine Form archaischer Sterbehilfe im Sardinien der 50er Jahre geschildert wird – eine Thematik, die kontrovers diskutiert wird, auch hinsichtlich aktueller Debatten im Zusammenhang mit der Palliativmedizin und der Hospizbewegung.
Der im Jahre 1993 von Franz-Josef Lütke Schelhowe gegründete Gesprächskreis zur Gegenwartsliteratur hat seit 25 Jahren seinen Platz am KvG sowie in der Stadtteilkultur Hiltrups. Gegenwärtig geleitert und moderiert vom Team Katrin Nacke, Barbara Wiegmann und Mechthild Theilmeier-Wahner, lebt er von seiner Neugier auf aktuelle künstlerische Trends und spannende Themen. Er lebt auch von immer wieder neuen Ideen und versteht sich daher als offener Kreis für alle, die sich auf moderne Literatur einlassen und ihre Sichtweise zur Diskussion stellen wollen. Neue Teilnehmer sind daher jederzeit herzlich willkommen.
Mechthild Theilmeier-Wahner