Literaturtreff 2013/14



21.05.
2014
Am Hang.
Der junge Scheidungsanwalt Clarin freut sich auf ein ungestörtes Pfingstwochenende in seinem Tessiner Ferienhaus, wo er einen Aufsatz für eine Fachzeitschrift schreiben möchte. Am ersten Abend lernt er auf der Terrasse des Hotels Bellavista einen älteren Mann kennen, einen scheinbar Verwirrten, einen Verrückten vielleicht. Sie reden und debattieren bis tief in die Nacht, und allmählich erzählen sie sich auch ihre Geschichten und Liebesgeschichten. Was als stockendes Gespräch zwischen Zufallsbekannten begonnen hat, entwickelt eine fiebrige, beklemmende Dynamik, der sich weder Clarin noch der Leser entziehen kann. Es sind zweifelhafte Umstände, unter denen Loos seine geliebte, fast vergötterte Frau verloren hat, und dieser Verlust scheint ihm die Welt schwer und verhasst zu machen. Clarin hingegen lebt leicht und gern. – Ferner könnten zwei Menschen einander nicht sein. Wie nah sie sich sind, stellt sich erst spät heraus.
Markus Werner, geboren 1944 in der Schweiz, lebt in Schaffhausen. Seine Bücher wurden in mehrere Sprachen übersetzt und vielfach ausgezeichnet. Bisher erschienen sind: Zündels Abgang, Froschnacht, Die kalte Schulter, Bis Bald, Festland, Der ägyptische Heinrich und Am Hang. Seine Werke wurden ausgezeichnet mit dem Joseph-Breitbach-Preis (2000), dem Johann-Peter-Hebel-Preis (2002), dem Schillerpreis der Schweizerischen Schillerstiftung (2005) sowie dem Bodensee-Literaturpreis der Stadt Überlingen (2006).
26.02.
2014
In Zeiten des abnehmenden Lichts.
Von den fünfziger Jahren über das Wendejahr 89 bis zum Beginn des neuen Jahrtausends reicht dieser Roman einer Familie. Im Mittelpunkt drei Generationen: Die Großeltern, noch überzeugte Kommunisten, kehren aus dem mexikanischen Exil in die junge DDR heim, um dort ihren Anteil am Aufbau der neuen Republik zu leisten. Ihr Sohn, als junger Mann nach Moskau emigriert und später in ein sibirisches Lager verschleppt, tritt die Reise vom anderen Ende der Welt, dem Ural, an. Er kehrt mit seiner russischen Frau zurück in eine Kleinbürgerrepublik, an deren Veränderbarkeit er weiterhin glauben will. Dem Enkel wird die Wahlheimat von Eltern und Großeltern indes zusehends zu eng - bis er, ausgerechnet am neunzigsten Geburtstag des Patriarchen, in den Westen geht. Die Strahlkraft der politischen Utopie scheint sich von Generation zu Generation zu verdunkeln: Es ist die Zeit des abnehmenden Lichts.
Eugen Ruge, 1954 in Soswa (Ural) geboren, studierte Mathematik an der Humboldt-Universität und wurde wissenschaftlicher Mitarbeiter am Zentralinstitut für Physik der Erde. Seit er 1988 aus der DDR in den Westen ging, ist er hauptberuflich fürs Theater und für den Rundfunk als Autor und Übersetzer tätig. Für seine dramatischen Arbeiten erhielt Eugen Ruge den Schiller-Förderpreis des Landes Baden-Württemberg; 2009 wurde sein erstes Prosamanuskript In Zeiten des abnehmenden Lichts mit dem Alfred-Döblin-Preis ausgezeichnet; für den daraus entstandenen Roman erhielt er den Aspekte-Literaturpreis und den Deutschen Buchpreis 2011.
27.11.
2013
Der gute Psychologe. Deutsch von Brigitte Heinrich.
Er ist Psychologe, sein Spezialgebiet die Angst. Am Tag praktiziert er, am Abend erklärt er Studenten, was eine gute Therapie ausmacht. Als er wenig begeistert eine Nachtclubtänzerin mit Auftrittsphobie als Klientin annimmt, ahnt er nicht, wie sehr deren Probleme und Geheimnisse auf sein eigenes Leben abstrahlen werden. Denn plötzlich ist er gezwungen, sich mit seinen unausgesprochenen Ängsten und einer wehmütigen Liebe auseinanderzusetzen. In scharfsinnigen Dialogen führt der Psychologe durch den Dschungel menschlicher Emotionen, in dem er sich selbst zu verlieren droht. Dieser wunderbar menschliche Roman ist literarische Lebenshilfe und Liebesgeschichte zugleich.
Noam Shpancer wurde 1959 in einem Kibbuz in der Nähe Jerusalems geboren. Er lebt heute in den USA, arbeitet als Professor für klinische Psychologie an der Otterbein University in Ohio und praktiziert außerdem als Therapeut. Sein erster Roman „Der gute Psychologe“ war ein internationaler Erfolg.
4.9.
2013
Die Attentäterin. Aus dem Französischen von Regina Keil-Sagawe.
Amin Jaafarie ist Chirurg in einem Krankenhaus in Tel Aviv. Er erhält die schreckliche Nachricht, dass seine Frau bei einem Attentat ums Leben kam. Nicht genug damit - seine Frau soll diesen Anschlag selbst verübt haben. Das kann Jaafarie unmöglich glauben. Gegen alle Ratschläge seiner Freunde macht er sich auf die Suche nach den Motiven und Hintergründen des Verbrechens. Dabei gerät er immer tiefer in die Verstrickungen einer tödlichen Feindschaft.

Yasmina Khadra ist das Pseudonym von Mohammed Moulessehoul. Der 1955 geborene Autor war hoher Offizier in der algerischen Armee. Wegen der strengen Zensurbestimmungen veröffentlichte er seine Kriminalromane mit Kommissar Llob unter dem Namen seiner Frau. Erst nachdem er im Dezember 2000 mit seiner Familie nach Frankreich ins Exil gegangen war, konnte er das Geheimnis um seine Identität lüften.
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