Literaturtreff 2010/11


18.5.
2011
Das böse Mädchen. Deutsch von Elke Wehr. Suhrkamp 2007
Als er sie zum erstenmal sieht, tanzt sie den Mambo wie keine andere, damals in Miraflores, Sommer 1950. Sie ist, wie er, fünfzehn Jahre alt - aber was für Freiheiten nimmt sie sich heraus! Wie aufregend wenig bekümmert sie all das, was man in diesem steifkatholischen Lima tut oder nicht tut. Und dann ist sie plötzlich von einem Tag auf den anderen verschwunden. Die Erinnerung an das "böse Mädchen" und ihr geheimnisvolles Anderssein läßt Ricardo nicht mehr los. Seine Freiheit besteht darin, nach Paris zu gehen, als Übersetzer, ein intellektuelles Glück, von dem er glaubt, es könne ihm genügen. Da aber taucht aus heiterem Himmel das "böse Mädchen" auf, unterwegs nach Havanna, wo sie zur Revolutionärin ausgebildet werden soll. Sie lieben sich in einer Nacht, die bestimmt ist von dem Wissen, daß ihre Wege wieder auseinandergehen. Seinen hitzigen Antrag, mit ihm zu leben, hat sie lachend zurückgewiesen. Nicht lange darauf bricht sie als eine verheiratete Madame Arnoux wieder in sein Leben ein und zerstört seine mühsam wiedergewonnene Gelassenheit. Von da an wird sie, die ihm unter wechselndem Namen begegnet, in immer abenteuerlicheren und gefährlicheren Liebesverbindungen, zur Obsession seines Lebens. Paris, London, Tokio, Madrid sind die Stationen ihrer rätselhaften Kometenbahn, die seinen Lebenskreis ein ums andere Mal schneidet. Besessenheit - die zu einer Form der Liebe wird. Mario Vargas Llosa erzählt das Rätsel einer Beziehung, deren Unglück und Glück, untrennbar, wie ein Verhängnis über den Liebenden liegt. Klappentext
Mario Vargas Llosa, geboren 1936 in Arequipa/Peru, studierte Geistes- und Rechtswissenschaften in Lima und Madrid. Bereits während seines Studiums schrieb er für verschiedene Zeitschriften und Zeitungen und veröffentlichte erste Erzählungen, ehe 1963 sein erster Roman Die Stadt und die Hunde erschien. Der peruanische Romanautor und Essayist ist stets als politischer Autor aufgetreten und ist damit auch weit über die Grenzen Perus hinaus sehr erfolgreich. Zu seinen wichtigsten Werken zählen Das grüne Haus, Das Fest des Ziegenbocks, Tante Julia und der Kunstschreiber und Das böse Mädchen.
Vargas Llosa ist Ehrendoktor verschiedener amerikanischer und europäischer Universitäten und hielt Gastprofessuren unter anderem in Harvard, Princeton und Oxford. 1990 bewarb er sich als Kandidat der oppositionellen Frente Democrático (FREDEMO) bei den peruanischen Präsidentschaftswahlen und unterlag in der Stichwahl. Daraufhin zog er sich aus der aktiven Politik zurück.
Neben zahlreichen anderen Auszeichnungen erhielt er 1996 den Friedenspreis des Deutschen Buchhandels und 2010 den Nobelpreis für Literatur. Heute lebt Mario Vargas Llosa in Madrid und Lima.
www.suhrkamp.de
2.3.
2011
Ruhelos. Deutsch von Chris Hirte. Bloomsbury Taschenbuch 2008
Ganz England stöhnt über die Hitze, doch Ruth Gilmartin ist vor allem um ihre Mutter besorgt: Ständig beobachtet Sally den Wald hinter ihrem Garten, das Telefon beantwortet sie nur nach vereinbartem Klingelsignal und das Haus verlässt sie - obwohl unversehrt - nur im Rollstuhl. Schließlich eröffnet sie ihrer Tochter, dass jemand sie töten wolle. Ihr wahrer Name sei Eva Delektorskaja und sie habe im Krieg als Spionin gearbeitet. Paris, 1939. Eva, eine schöne russische Emigrantin, wird von dem geheimnisvollen Lucas Romer für den britischen Geheimdienst angeworben. Sie soll die Arbeit ihres geliebten Bruders Kolja, der von den Nazis ermordet wurde, weiterführen. Unter Romers Anleitung wird sie zur perfekten Spionin ausgebildet, die schnell lernt, sich zu verstellen und - niemandem zu trauen.
Klappentext
William Boyd (* 7. März 1952 in Accra, Ghana) ist ein schottischer Schriftsteller, Drehbuchautor und Regisseur.
Der Sohn schottischer Eltern verbrachte seine Kindheit in Ghana, ging im Alter von 9 bis 17 Jahren auf die Gordonstoun Privatschule in Moray/Schottland und verbrachte die Sommerferien regelmäßig in Afrika, unter anderem auch in Nigeria während des Biafrakrieges, der einen nachhaltigen Eindruck auf ihn machte, wie er Jahre später in einem Interview betonte. Im Anschluss studierte er Französisch in Nizza, Philosophie und Englisch an der Universität Glasgow und am Jesus College in Oxford, wo er mit einer Arbeit über Shelley promovierte.
Von 1980 bis 1983 arbeitete er als Dozent für zeitgenössische Literatur am St.-Hilda-College in Oxford. In dieser Zeit veröffentlichte er seinen ersten Roman A Good Man in Africa (1981), für den er 1983 vom Granta Magazine und dem Book Marketing Council zu einem der 20 besten jungen britischen Erzähler gewählt wurde. Seither hat Boyd viele Romane, Erzählungen und Drehbücher für Film und Fernsehen geschrieben, von denen einige der früheren das Leben britischer Diplomaten in Afrika oder die Schulzeit an einer Boarding School, die späteren dann hauptsächlich die Frage nach Identität in der modernen Gesellschaft zum Thema haben.
2005 wurde Boyd zum Commander of the British Empire (CBE) ernannt. Mit seinem historischen Spionageroman Eine große Zeit brachte Boyd einen Abenteuer-Thriller heraus, der kurz vor Ausbruch des Ersten Weltkriegs im Wien von 1913 spielt.
Im April 2012 wurde bekannt, dass Boyd einen offiziellen James-Bond-Roman schreibt, der Ende 2013 erscheinen soll.
Er lebt mit seiner Frau Susan, einer Redakteurin der Zeitschrift Harper's Bazaar, abwechselnd in London und im Bergerac, wo Boyd auch Wein anbaut. www.wikipedia.de
24.11.
2010
Kürzere Tage. Suhrkamp 2010
Marco wohnt im Hochhaus an der Hauptstraße. Von hier ist es nicht weit bis zum Olgaeck, und hinter dem Olgaeck liegt die Constantinstraße, wo die Altbauten unter Denkmalschutz stehen und die Äpfel beim türkischen Feinkosthändler teurer sind als im Hauptbahnhof. Hier wohnen die Aufsteiger, Übermütter und ihre wohlerzogenen Kinder. Hier scheint alles in Ordnung - wenn man nicht vom Supermarkt ins Büro und vom Büro in den Kindergarten hetzt, so wie Leonie, wenn man nicht am Doppelleben als Karrierefrau und Mutter verzweifelt. Judith findet Halt in der Anthroposophie. Hingebungsvoll pflegt sie den Jahreszeitentisch für ihre Kleinen. Doch nachts helfen nur Tabletten gegen die Angst. Im Nebenhaus wohnen die alten Posselts. Sie haben geschafft, wovon die Enkelgeneration nur träumt, nämlich ein Leben lang zusammenzubleiben. Da versetzt Marco die Nachbarschaft in Aufruhr.
Klappentext
Anna Katharina Hahn (* 20. Oktober 1970 in Ruit auf den Fildern) ist eine deutsche Schriftstellerin.
Anna Katharina Hahn begann nach dem Abitur in Stuttgart 1990 ihr Studium der Germanistik, Anglistik und Volkskunde an der Universität Hamburg, das sie 1995 mit dem Magistergrad abschloss. Von 1996 bis 2001 war sie als wissenschaftliche Mitarbeiterin im Deutschen Bibel-Archiv und in der Handschriftenabteilung der Staats- und Universitätsbibliothek Hamburg tätig. Neben wissenschaftlichen Veröffentlichungen zu spätmittelalterlichen Historienbibeln publizierte sie literarische Texte in Zeitschriften und Anthologien sowie zwei Bände mit Erzählungen. 2004 nahm sie am Ingeborg-Bachmann-Wettbewerb in Klagenfurt teil. Sie lebt heute mit ihrer Familie in Stuttgart.
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29.9.
2010
Die Eleganz des Igels. Deutsch von Gabriela Zehnder. dtv 2008
Die 54-jährige Renée verehrt Leo Tolstoi. Ihm zu Ehren nennt sie ihre Katze nach Tolstoi, allerdings mit dem Kurznamen "Leo", um ihre Vorliebe für die Literatur vor den reichen Nachbarn zu verbergen. Sie versucht, stets das Bild einer mittellosen, einfältigen Concierge aufrecht zu halten. Ihr Wortschatz wird für Gespräche stark vereinfacht und der Fernseher läuft klischeemäßig immer im Hintergrund.
Die zwölfjährige Paloma fühlt sich zu klug für diese Welt, und versucht ihrerseits wegen ihres hohen IQs nicht aufzufallen. Sie fühlt sich missverstanden und will sich, altklug wie sie ist, nicht weiter mit den Sorgen und Mühen der Welt herumschlagen. Daher will sie an ihrem 13. Geburtstag Selbstmord begehen und zuvor noch die Wohnung ihrer Familie abbrennen. Ihre Familie gehört zu den wohlhabenden Parisern, der Vater ist Abgeordneter, die Mutter Doktor der Sprach- und Literaturwissenschaften und die Schwester Colombe studiert Philosophie.
Beide Hauptpersonen fühlen sich in einer Welt der Reichen und Mächtigen nicht wohl und verstecken sich, jede auf ihre Weise, bis der japanische Geschäftsmann Kakuro Ozu in das Wohnhaus einzieht. Kakuro erkennt bald in Renée die intellektuelle und belesene Literaturliebhaberin und versucht sie zusammen mit der kleinen Paloma, die mit ihm das Interesse für die japanische Kultur teilt, aus ihren Verstecken zu holen. Zwischen Renée und Kakuro entsteht eine tiefe Freundschaft, und auch Paloma und Renée werden zu Vertrauten. Die Concierge kann endlich erzählen, warum sie Angst hat, eine Freundschaft mit Menschen aus anderen Gesellschaftsschichten zu pflegen. Sie vertraut Paloma an, dass ihre schöne Schwester Lisette von einem Sohn aus reichem Hause verführt worden ist und dann von ihm verlassen wurde, was sie und ihr Kind das Leben kostete. Seither vermeidet Renée engeren Kontakt zu Menschen aus höheren Gesellschaftsschichten. Paloma ist sehr berührt, dass Renée sich ihr anvertraut, es wird ihr bewusst, dass sie in ihrem Leben vielen Menschen helfen möchte, und sie gibt ihren Selbstmordplan auf. An diesem Wendepunkt ihres Lebens wird Renée angefahren und stirbt. www.wikipedia.de
Muriel Barbery (* 28. Mai 1969 in Casablanca in Marokko) ist eine französische Philosophieprofessorin und Schriftstellerin.
Muriel Barbery absolvierte die École normale supérieure, eine Pariser Elite-Hochschule, und unterrichtete Philosophie am IUFM, dem Institut universitaire de formation des maîtres, von Saint-Lô.
Im Jahr 2000 sandte sie per Post auf Drängen ihres Mannes Stéphane, eines Psychologen, das Manuskript ihres ersten Romans an Éditions Gallimard. Der Roman über einen virtuosen Gastronomiekritiker wurde in 14 Sprachen übersetzt.
Ihr zweiter Roman Die Eleganz des Igels erschien 2006 beim selben Verlag und wurde mit über 700.000 verkauften Exemplaren und mit 31 Übersetzungen ein sehr großer kommerzieller Erfolg und der literarische Bestseller 2007 in Frankreich. Die deutschsprachige Übersetzung, die 2008 bis auf Platz 5 der Spiegel-Bestsellerliste vorrückte, kam im Januar 2009 in 10. Auflage in den Buchhandel.
Für beide Romane wurde die Autorin mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet.
Muriel Barbery indes entzog sich allem Bestseller-Rummel: Der Erfolg des zweiten Romans ermöglichte es ihr finanziell, sich beurlauben zu lassen: Sie ist bis auf weiteres nach Japan gezogen und lebt zurzeit in Kyoto.
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