Literaturtreff 2001/02


15.5.
2002
Eine ganz gewöhnliche Ehe. Fischer 1994
Die Schlacht um Troja, die Irrfahrt und Heimkehr des listenreichen Odysseus bilden den Rahmen für eine ergreifende Liebesgeschichte. Odysseus braucht zwanzig Jahre, um zu Weib und Sohn zurückzukehren. Das lag natürlich an diversen Frauen auf dem Weg zwischen Kleinasien und Ithaka. Aber auch Penelope, die geduldigste Warterin in der Weltliteratur, nimmt sich ihren Teil vom Leben. Anders als bei Homer gebärden sich die Freier bei Inge Merkel nicht nur als beschauliche Verehrer.
Mit viel Feingefühl und Menschenkenntnis beschreibt die Autorin das Leben zweier Menschen in allen Nuancen. Nicht ohne eine Prise Humor zeigt Inge Merkel auch klassische Mann-Frau-Konflikte auf. Ein Buch, in dem sich mancher Leser in den beschriebenen Charakteren wiederfinden könnte. Ein Buch über Leid, Schmerz, Sehnsucht, Trauer, Angst, Freude und Hoffnung. Ein Buch über das Leben.
Inge Merkel, geborene Klauner, (* 1. Oktober 1922 in Wien; † 15. Januar 2006 in San Miguel de Allende, Mexiko) war eine österreichische Schriftstellerin.
Inge Merkel wuchs in Wien in einem Beamtenhaushalt auf. Nach der Reifeprüfung studierte sie Altphilologie, Geschichte und Germanistik an der Universität Wien. 1944 promovierte sie mit einer Arbeit über E. T. A. Hoffmann. Anschließend war sie tätig als wissenschaftliche Assistentin am Seminar für Klassische Philologie der Universität Wien und von 1974 bis 1984 als Lateinlehrerin an einem Gymnasium [...].
Inge Merkel kam erst im Alter von sechzig Jahren zur Schriftstellerei. Sie schrieb einen Erzählband und sechs seitenstarke Romane. Für ihr Erstlingswerk „Das andere Gesicht“, das ursprünglich nicht zur Veröffentlichung bestimmt war, wurde Inge Merkel 1982 der Aspekte-Literaturpreis für das beste deutschsprachige Debüt verliehen. Sie erhielt außerdem 1983 den Preis des ZDF, 1986 den Literaturpreis der Stadt Wien, 1987 den Anton-Wildgans-Preis, 1990 den Otto-Stoessl-Preis und 1992 den Ehrenpreis des österreichischen Buchhandels für Toleranz in Denken und Handeln. 2002 erhielt sie das Ehrenkreuz für Wissenschaft und Kunst und den Würdigungspreis der Republik Österreich. www.wikipedia.de
6.2.
2002
Du sollst nicht begehren. Goldmann
Die schöne und eigenwillige Osnat, Sekretärin in einem Kibbuz und Geliebte eines Knesset-Abgeordneten, wird vergiftet aufgefunden. Die Ermittlungen des Kriminalinspektors Ochajon und seiner Assistentin Awigail zeigen schon bald, dass die hohen Ideale des Kibbuz-Gemeinschaft, Harmonie und Frieden, nur Fassade sind.
Ein spannender Kriminalroman mit genauen Charakterzeichnungen und gleichzeitig eine subtile, kritische Schilderung vom Leben in einem Kibbuz.
Batya Gur (* 20. Januar 1947 in Tel Awiv, Israel; † 19. Mai 2005 in Jerusalem, Israel) war eine israelische Schriftstellerin, Journalistin und Literaturwissenschaftlerin.
Batya Gur hatte Eltern polnischer Herkunft. Diese waren nach Israel ausgewandert, nachdem ein Teil der Familie in den nationalsozialistischen Vernichtungslagern ermordet worden war. Nach einem Studium der Literaturwissenschaften in Jerusalem war Gur lange Zeit selbst als Dozentin für Literatur tätig.
1988 legte sie ihre erste eigene literarische Arbeit vor, einen Kriminalroman um den gebildeten und zugleich melancholischen Inspektor Michael Ochajon von der Jerusalemer Polizei, und hatte damit gleich einen internationalen Bestsellererfolg. Sie war damit die erste israelische Autorin überhaupt, die mit Kriminalromanen bekannt wurde. Im Jahr 1993 erhielt sie für dieses ins Deutsche übersetzte Erstlingswerk „Denn am Sabbat sollst du ruhen“ den Deutschen Krimi-Preis. [...]
Die Autorin hat, abgesehen von einem mehrjährigen Aufenthalt in den USA, mit ihrer Familie bis zuletzt in Jerusalem gelebt. Neben ihren Veröffentlichungen als Schriftstellerin arbeitete sie dort auch als Literaturkritikerin für die Tageszeitung Haaretz.
7.11.
2001
Das Evangelium nach Jesus Christus. Deutsch von Andreas Klotsch. Rowohlt 1997
Saramagos Jesus ist sehr irdisch, klug, voller Fragen: Ist seine große Liebe zu Maria Magdalena verwerflich? Warum heben die Wunder, die er (übrigens wider Willen) vollbringen kann, den Tod nicht auf, sondern verschieben sein Eintreten nur? Und warum schlägt Gott die Versöhnung mit Luzifer aus? Fragen, auf die er nur sehr unzureichende Antworten bekommt. Jesus muß erkennen, daß sein Vater ein despotischer Gott mit einem unstillbaren Hunger nach Macht ist.
Eine skandalöse neue Heilandsgeschichte, die nach dem Erscheinen im katholischen Portugal für heftige Debatten sorgte.
José Saramago wurde 1922 in Azinhaga in der portugiesischen Provinz Ribatejo geboren. [...] Bei seinen Eltern [...] hatte es sich um landlose Kleinbauern gehandelt. [...]. Den Besuch des Gymnasiums musste er 1936 [...] abbrechen, weil seine Eltern das Schulgeld nicht länger aufbringen konnten. [...] 1944 heiratete er die Malerin Ilda Reis. Drei Jahre später wurde seine Tochter Violante geboren, die Saramagos einziges Kind blieb. Den Lebensunterhalt für die Familie verdiente er nacheinander als technischer Zeichner, Behördenangestellter, Verlagsmitarbeiter, Übersetzer, Journalist und Literaturkritiker. Im Alter von 47 Jahren schloss er sich der unter Salazar und Caetano verbotenen Kommunistischen Partei Portugals an. Nach dem Scheitern seiner ersten Ehe, die 1970 geschieden wurde, lebte er bis 1986 mit der Schriftstellerin Isabel da Nóbrega zusammen. 1988 heiratete er die spanische Journalistin Pilar del Río, mit der er sich fünf Jahre später – nach dem Skandal um seinen Roman "Das Evangelium nach Jesus Christus" – auf die kanarische Insel Lanzarote zurückzog. [...] 1998 wurde José Saramago mit dem Nobelpreis für Literatur ausgezeichnet. [...]
José Saramago starb am 18. Juni 2010 in seinem Haus auf Lanzarote. Dieter Wunderlich
22.8.
2001
Schande. Deutsch von Reinhild Böhnke. Fischer 2001
Nach zwei gescheiterten Ehen stürzt sich der südafrikanische Literaturprofessor David Lune in ein Abenteuer mit einer seiner Studentinnen. Als die Affäre auffliegt, wird er entlassen. Auf dem Bauernhof seiner Tochter Lucy versucht er Abstand zu gewinnen. Doch ein brutaler Überfall zerstört den Frieden und führt zur Reflektion über das vergangene Apartheidsunrecht.
Es geht um Scham, Schande, Sühne und Selbstdemütigung in einer äußerst heiklen gesellschaftlichen Situation. Der Roman des renommierten südafrikanischen Autors besticht in seiner Erzählstruktur und Sprache und vermittelt in meisterhafter Sensibilität die verschiedenen Gemütslagen und Einstellungen der literarischen Figuren.
John Maxwell Coetzee (* 9. Februar 1940 in Kapstadt) ist ein südafrikanischer Schriftsteller.[...] Coetzee hat niederländische Wurzeln, wuchs jedoch in einer englischsprachigen Familie auf. [...]
J. M. Coetzee studierte an der Universität Kapstadt Englisch und absolvierte parallel dazu ein zweites Hauptstudium in Mathematik. [...] Mit einer Arbeit über Ford Madox Ford erwarb er 1963 den M.A.-Grad in Englisch der Universität Kapstadt. Im gleichen Jahr heiratete er Philippa Jubber (1939–1991), mit der er zwei Kinder [...] hatte. Die Ehe wurde 1980 geschieden.
1965 nahm Coetzee im Rahmen des Fulbright-Programms Doktoratsstudien in Englisch und Linguistik an der University of Texas at Austin auf, wo er 1969 aufgrund einer Computeranalyse des Stils der frühen Prosa Samuel Becketts zum PhD promoviert wurde. Daran schloss sich eine Lehrtätigkeit an der State University of New York at Buffalo. 1972 wurde sein Antrag auf eine unbefristete Aufenthaltsgenehmigung in den Vereinigten Staaten abgelehnt, nachdem er sich im März 1970 an Protesten gegen den Vietnamkrieg beteiligt hatte [...] Daraufhin kehrte die Familie nach Südafrika zurück, wo Coetzee einen Lehrauftrag für Englisch, Linguistik und Allgemeine Literaturwissenschaft an der Universität Kapstadt innehatte. 1984 erhielt er dort eine Professur. Daneben lehrte er wiederholt in den USA [...]. Er lebt, arbeitet und lehrt seit 2002 in Adelaide in Australien. [...]
1974 veröffentlichte Coetzee sein erstes literarisches Werk, Dusklands, bestehend aus The Vietnam Project und The Narrative of Jacobus Coetzee. [...] 1980 erhielt Coetzee den Central News Agency Literary Award, den höchsten südafrikanischen Literaturpreis, für Warten auf die Barbaren. 1983 wurde er für Leben und Zeit des Michael K. mit dem Booker Prize, 1987 mit dem Jerusalempreis für die Freiheit des Individuums in der Gesellschaft und 1999 für Schande erneut mit dem Booker Prize ausgezeichnet. Er wurde des Weiteren mit dem Lannan Award for Fiction, The Irish Times International Fiction Prize, dem Jerusalem Prize und dem Commonwealth Literary Award ausgezeichnet und zum Chevalier dans l’Ordre des Arts et des Lettres ernannt. 2003 erhielt Coetzee den Nobelpreis für Literatur. www.wikipedia.de