Gottesdienst
In der Erprobungsstufe gehören monatliche Gottesdienste zum Rahmen des
Religionsunterrichtes. Diese Gottesdienste werden von den einzelnen Klassen
oder vom Schulseelsorger vorbereitet und in der Kapelle des Klosters der Herz-Jesu-Missionare
(Hiltruper Missionare) oder im Meditationsraum der Schule gefeiert.
Im gottesdienstlichen Programm finden besondere Ereignisse im Schuljahr als
auch die geprägten Zeiten (österliche Bußzeit, Advents- und
Weihnachtszeit) einen besonderen Platz. Hier reicht die Bandbreite von kurzen
Impulsen zu Beginn einer Unterrichtsstunde, über Meditationen oder Phantasiereisen
bis hin zu Wortgottesdiensten oder Eucharistiefeiern in der Aula oder nahe
Pfarrkirche St. Clemens. Zumeist sind diese stufenübergreifend.
Zu einer guten Tradition ist die adventliche Eucharistiefeier am letzten
Schultag vor den Weihnachtsferien geworden, den die gesamte Schulgemeinschaft
im St. Paulusdom zu Münster feiert. Hier sind sämtliche musikalische
Ensembles der Schule beteiligt.
„Ermöglichung religiöser Erfahrung“ - Ein Grundmotiv schulpastoralen Handelns?
„Langeweile“ „sollte keine langen Reden enthalten“
„da gehen alte Leute hin“ „Freistunde“ „knien
und Händefalten“ – so umschreiben Schüler erfahrungsgemäß
den Begriff „Gottesdienst“. Vor diesem Hintergrund zeigt sich, dass
immer mehr junge wie auch erwachsene Menschen mit dem Anliegen von gottesdienstlichen
Feiern, auch mit den Anliegen liturgischer Feiern in der Schule, recht wenig
anfangen können. Oft fehlen die Grundlagen und Zugangswege für ein
(emotionales) Verstehen und Begehen gottesdienstlicher Feiern. Die bisherigen
Erfahrungen zeigen, dass auch an einer bischöflichen Schule hier „Wurzelarbeit“
zu leisten ist: Was sind die „Basics“, die es offen zu legen gilt?
Die Frage, vor aller Form von Gottesdiensten, ist die, in welcher
Form von Wort und Zeichen, Geste und Symbol es Menschen an unserer Schule möglich
wird, Erfahrungen zu machen, die das deutliche Prädikat „religiös“
indizieren. In der Erprobungsstufe wird eine traditionsreiche und geprägte
Gottesdienstkultur gepflegt. Darüber hinaus ist festzustellen, dass Jugendliche
und junge Erwachsene in der Regel für religiöse Fragen grundsätzlich
offen sind. Doch wie sehen die Möglichkeiten nach der Stufe 5 und 6 aus?
Die
Erfahrungen aus der Jugendpastoral – auch an unserer Schule – zeigen,
dass hier zunächst ein Vorgehen in kleinen Schritten sinnvoll und notwendig
ist, um Heranwachsende und junge Erwachsene mit liturgischen Formen vertraut
zu machen, damit sie ein Gefühl für die eigene Befindlichkeit, für
das Feiern des Lebens und das Feiern von Gott entwickeln können. „Ermöglichung
religiöser Erfahrung“: Ich bin davon überzeugt, dass dieser
Begriff in seiner Weite (und durchaus auch in seinen Randunschärfen) ein
Leitmotiv sein kann für die Entwicklung einer Kultur des Wortgottesdienstes
ab der Mittelstufe. Folgende Fragen (auch Schülerfragen) sind hierbei hilfreich:
Wie kann ein Raum so gestaltet sein, dass eben diese religiöse Erfahrung
ermöglicht wird?
Welche Worte braucht ein Wortgottesdienst, damit er nicht zu wortlastig, sondern
„schwungvoll“ (Stufe 9) und im weitesten Sinne „lustig“
(Stufe 8) ist, also auch Lust auf mehr macht?
Mit welchen Gesten, Riten und Symbolen können wir uns in einem Gottesdienst
ausdrücken, damit er interessant, lebensnah und schön ist? Wie können
Riten und Symbole in ihrer je eigenen Aussagekraft ästhetisch reizvoll
eingebunden werden?
Wie kann ein Musikrepertoire aussehen, das den Gottesdienst „untermalt“
(Stufe 10)? Welche Lieder sind singbar und welche alternativen Musikformen gibt
es?
Wie können „Gottesdienste in der Oberstufe“ (Nachfrage der
Stufe 10) aussehen?
Und – aus religionspädagogischer Perspektive: Auf welche Weise kann
eine grundsätzliche Atmosphäre aufgebaut werden, damit Gottesdienstfeiern
weder peinlich noch flach, hingegen aber lebensnah und Gott-nah, jugendgemäß
und liturgietheologisch „sauber“, stilvoll und lebensdienlich, anregend
und aufregend ist?
Das sind insgesamt recht umfangreiche Ziele, die es aber zu verfolgen gilt in
der Entwicklung einer „Gottesdienstkultur“ ab der Mittelstufe. Die
ersten kleinen Schritte sind getan: Betest du? Wenn ja: wie? Wenn ja: was? Was
zeichnet ein Gebet aus? Aus welchen jüdisch-christlichen Traditionen beten
wir? Wie verhalten sich Gebet und Gottesdienst? Wie kann ich ohne Worte, in
Zeichen und Gesten, beten? Über diese Fragen haben wir uns in Kontaktstunden
verständigt, um daraufhin gemeinsam einen Wortgottesdienst zu feiern, der
das Beten als Begegnung mit Gott und mit sich selbst thematisiert. Das Vorhaben
ist auf längere Zeit hin geplant mit eben dem Ziel, gottesdienstliche Feiern
auch ab der Mittelstufe zu kultivieren.
Marius Stelzer (Schulseelsorger am KvG 2006-08)