Jubiläumsfeier zum 40jährigen Bestehen des Kardinal-von-Galen-Gymnasiums
Festwoche vom 30. 6. - 5. 7. 1986
KvG feiert den 40. Geburtstag
Von einer Missionsschule zum Gymnasium
Münster-Hi1trup (Eig. Ber.). Exakt 698 Eltern von Schülern
des Kardinal-von-Galen-Gymnasiums erhalten in den kommenden Tagen Post aus dem
KvG-Sekretariat. Keine „blauen Briefe“, sondern Einladungen zu einer
Festwoche; die mit Gottesdienst, Projekttagen und Party in der Zeit vom 30. Juni
bis 5. Juli über die Bühne gehen soll. Anlaß: Das Kardinal-von-Galen-Gymnasium
kann im Sommer auf eine 40jährige Geschichte zurückblicken. „Eigentlich
könnten wir ja sogar das 90jährige Bestehen feiern“, blätterte
Oberstudiendirektor Alfons Borgmann in einem Pressegespräch zurück.
Denn: Der Vorläufer der heutigen Kardinal-von-Galen-Schule datiert aus dem
Jahre 1896.
Also zunächst einmal zurück ins 19. Jahrhundert: Innerhalb eines Jahres
wurde seinerzeit das Missionshaus in Hiltrup gebaut, eine reine Privatschule mit
ordenseigenen Lehrern eingerichtet. Ein Abitur mit staatlichem Segen wurde da
noch gar nicht angestrebt. Für das Ziel, Ordensnachwuchs zu sichern, reichte
das Hausabitur. Erst später folgten Überlegungen, das Abitur für
ein Studium der zukünftigen Missionare als unabdingbare Voraussetzung zu
akzeptieren. Mit Beginn der 20er Jahre dieses Jahrhunderts wurde eine Zwischenlösung
eingeführt: Zur Reifeprüfung gingen die Schüler aus Hiltrup an
die städtischen Gymnasien nach Münster - die Einrichtung „Externen-Abitur“
war geboren. Im Zuge der Zeit sollten außerhalb Münsters noch zwei
Tochterschulen folgen, die als Internate eingerichtet waren und den Schülern
die Möglichkeit gaben, öffentliche Gymnasien zu besuchen.
Diese Entwicklung wurde indes jäh gestoppt. Mit einem Erlaß des damaligen
Reichsministers für Wissenschaft, Erziehung und Volksbildung wurde am 9.
November 1939 die Schließung der Apostolischen Missionsschule verfügt.
Am 18. März 1940 verließen die letz-ten Schüler ihre Schule, am
19. Juli 1941 wurde das Missionshaus von der Gestapo beschlagnahmt. Eine Tatsache,
die Jahre später auch dazu beitrug, die Missionsschule in Kardinal-von-Galen-Gymnasium
umzubenennen.
Doch der Reihe nach: „Nach dem Krieg lag alles am Boden“, überbrückte
Borgmann die Jahre nach der Schulschließung. Erst am 24. Juni 1946 läutet
der Provinzialrat des Ordens die Wiedergeburtsstunde der Missionsschule
ein, die in Anwesenheit zahlreicher Repräsentanten des Staates feierlich
eröffnet wurde.
Zunächst noch wieder als Apostolische Missionsschule. Dann erinnerte
man sich im Pro-vinzialrat der berühmten Predigten des münsterischen
Kardinals von Galen, der noch als Bischof von Münster am 20. Juli 1941
in der Überwasserkirche mutig Fakten beim Namen genannt hatte. Auszug aus
der Predigt: „Vor wenigen Stunden bekam ich nun auch noch die Trauernachricht,
daß gestern, am 19. Juli, zum Abschluß dieser zweiten Schreckenswoche
für unser Münsterland, die Gestapo auch das deutsche Provinzialhaus
der Missionare vom heiligsten Herzen Jesu, das euch allen wohlbekannte große
Missionskloster in Hiltrup, besetzt, beschlagnahmt und enteignet hat. Die
noch dort wohnenden Patres und Brüder mußten bis gestern abend acht
Uhr ihr Heim und ihren Besitz verlassen. Auch sie sind aus Westfalen und auch
aus der Rheinprovinz ausgewiesen.“
Mit 55 Schülern und sieben Lehrern - fast ausschließlich Patres - wurde
der Schulbetrieb wieder aufgenommen, das heutige KvG aus der Taufe gehoben. Alle
Räume waren im Missionshaus untergebracht. Der heute älteste „Neubau“
wurde im Jahre 1950 fertiggestellt, Mitte der 50er Jahre folgte der zweite Teil,
der dritte Trakt wurde in den Jahren 1975 bis 1977 - also nach Übernahme
der Trägerschaft durch das Bistum Münster - hochgezogen.
Das erste Abitur nach der Wiedergeburt wurde im Jahr 1952 abgelegt, Oberstudiendirektor
Borgmann zählte mit zu den Prüflingen.
„Auf weiten Strecken war das schon sehr unmenschlich“, zog er gestern
Vergleiche zu heutigen Prüfungen. Nicht vergessen kann er zum Beispiel,
daß er am Tage der mündlichen Prüfung - Rosenmontag 1952 - erst
um Mitternacht in die Prüfung im Fach Physik ging. Erst am Vormittag
hatte die Klassenkonferenz die mündlichen Prüfungsfächer festgelegt.
Borg-mann: „Es war schon eine härtere Gangart“.
Die Zahl der Schüler nahm derweil konsequent zu: Aus den 55 Gymnasiasten
des Jahres 1946 wurden fiünf Jahre später 332 Pennäler, bis 1967
pendelte sich die Zahl bei etwa 350 ein. Dann - im Jahre 1968 - durften erstmals
Eltern ihre Töchter per Schulvertrag an das KvG schicken. Entsprechend
schnellte die Zahl der Abiturienten in die Höhe: Waren es 1976 noch 28,
so verließen ein Jahr späer schon 80 KvG'ler mit dem Abitur in der
Tasche ihre „Penne“. Der Höhepunkt in Sachen Abitur wurde schließlich
1981 mit 117 Abiturienten erreicht, die Schülerzahl schlängelte sich
um 900 herum, heute zählt das KvG 893 Gymnasiasten und 57 Lehrer -
drei von ihnen sind Patres. Borgmann: „Gegenüber früher haben
wir also hinsichtlich der Patres ein vollkommen umgekehrtes Bild“.
Und: Damals sei der erzieherische Konsens sicherlich homogener gewesen. 1430
Abiturienten aus 35 Abiturientien können inzwischen diese Erfahrung
unterstreichen.
Die Frage, warum man mit einer großen Festwoche nicht bis zum Jahre 1996
- also bis zum 50. Geburtstag - warten wolle, hatte übrigens Lehrerschaft
und Elternvertreter schon im Vorfeld des 40jährigen Schulbestehens beschäftigt.
Borgmann; „Andere Jubiläen wie das zehnjährige oder 25jährige
Bestehen haben an dieser Schule nicht groß stattgefunden. Daher fanden
wir, daß es nun an der Zeit ist, Rückschau zu halten“. Dieser
Blick in den Spiegel der Schulgeschichte wird natürlich auch bis zum 4.
Juli spätestens in einer Festschrift festgehalten.
pm, Westfälische Nachrichten 23.05.1986
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Festgottesdienst mit Bischof Reinhard Lettmann |
Der Schulchor singt |
Schulleiter Alfons Borgmann bei der Begrüßung |
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Das anschließende Fest auf dem Schulhof |
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Westfälische Nachrichten 03. 06. 1986 |
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Feier in der Stadthalle; Rudolf Deneke moderiert |
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Verschiedene Gruppen präsentierten sich (linkes Foto:
Eltern; rechtes Foto Schüler-Flötengruppe).
Die mittleren Fotos zeigen folgende Lehrer: (v. l.) Brinkbäumer, Vorspel,
Deneke, Spevak, Borgmann, Nolte, Humbert; nochmals Nolte, Humbert; Gerwing,
Wirth, Swietlik, Walters |
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Tanzeinlage einer Schülerinnengruppe |
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Die "Fans" sind begeistert! |
Die Fotos stellte Frau Ute Krützmann
(geb. Michels) zur Verfügung. Vielen Dank! |
Umfangreiche Festschrift zum 40jährigen Schuljubiläum:
Pflichtlektüre für KvGler
Gymnasium bietet unterhaltsamen Lesestoff statt „Chronik-Einerlei“
Hiltrup. Zum 40jährigen Jubiläum der Kardinalvon-Galen-Schule
überrascht das Gymnasium mit einer sehr eindrucksvollen Festschrift. Statt
üblichem „Einerlei“ wird auf über 200 Seiten nicht nur die
Chronik ausführlich abgehandelt: Fachschaften kommen ebenso wie Schüler,
Lehrer und Elternvertreter zur Wort und schildern in teilweise sehr humorvoller
Art ihre Eindrücke. Statistiken und Bilanzen ergänzen dieses
Mammutwerk, das eigentlich in keinem Buchregal eines „aktiven“
oder „ehemaligen“ Schülers des KvG fehlen dürfte.
Seit Anfang des Jahres waren die Pädagogen Werner Bockholt und Detlef Nolte
zusammen mit Schulleiter Alfons Borgmann in Schularchiven, Bildstellen
und bei ehemaligen Schülern auf „Spurensuche“, das
Resultat kann sich sehen lassen.
In der Endphase der Buchproduktion absolvierte jeder der drei „Autoren“
nochmals rund 80 Stunden Freizeit, letzte Korrekturen und aktuelle Beiträge
mußten erstellt werden. Ein wesentliches Kapitel in der Festschrift
handelt Dr. Wolfgang Knackstedt ab, er berichtet über die 40jährige
Geschichte des Gymnasiums.
Plastisch dargestellt in Bild und Text werden die einzelnen Unterrichtsfächer,
das Leseangebot reicht von „Mit Griechisch in die Postmoderne“ über
„Die Entwicklung des Faches Chemie“ bis zum Bereich „Informatik
am KvG“. Alois Brinkkötter zählt seine „Gedanken zum Wandel
des Religionsunterrichtes“ auf, der Leistungskurs Kunst präsentiert
sich ebenfalls. Natürlich kommt der Sport nicht zu kurz, beispielsweise
wird über die Serienerfolge der KvG-Volleyballer in Sachen „Jugend
trainiert“ berichtet.
Harald Strier ist mit den „Erinnerungen eines Ehemaligen“ mit
von der Partie, Hansfriedrich Röbke stellt den Förderverein vor,
und Franz-Josef Lütke,schelhowe schreibt über die Schülerbücherei.
Im Anhang findet man Namen und Bilder aller Abiturienten, Lehrkräfte und
Kursteilnehmer werden genannt.
Die Erstauflage (1300 Exemplare) ist seit gestern in der Schule zu bekommen,
der Preis pro Buch beträgt 15 DM. Schulleiter Borgmann: „Wir wollen
mit diesem umfassenden Werk insbesondere alle Ehemaligen und natürlich
die ganze Bevölkerung ansprechen!“
HPE, Münstersche Zeitung 01. 07. 1986