„Zusammen sind wir was“

Begrüßungsgottesdienst für die Fünftklässler am 02. 09. 2002

Gebet aus dem Gottesdienst

Guter Gott,

jeder von uns ist wie ein buntes Puzzleteil.
Wir hoffen, dass wir gut zueinanderpassen
und zusammen ein farbiges, schönes Bild ergeben.
Hilf uns, dass wir uns verstehen und dass wir lernen,
gut miteinander umzugehen.

Lass uns beim Lernen an dieser Schule immer wieder
auch Spuren von dir, Gott, entdecken.
Lass uns spüren, dass du es gut mit uns meinst
und bei uns bist,
heute und alle Tage unseres Lebens.

Amen.

Schülerinnen und Schüler von Klasse 6 bis zur 13. Jahrgangsstufe erzählten zu Beginn des Gottesdienstes, was ihnen in ihrer eigenen Jahrgangsstufe gut gefiel. Die 99 „Neuen“ haben gespannt zugehört, welche Highlights sie auf dem Weg zum Abitur erwarten.

Ein Riesenpuzzle aus Umzugskartons machte den Grundgedanken des von den Paten vorbereiteten Gottesdienstes deutlich: Zusammen sind wir was. Wenn jeder seinen Teil dazugibt, seine Begabungen, Fähigkeiten und Anstrengungen, dann wird daraus ein Ganzes, und jeder profitiert vom anderen.


Wenn ein Gottesdienst die Überschrift „Zusammen sind wir was“ trägt, dann erwartet man zurecht eine Dimension, die über das bisher Gesagte noch hinaus geht. Das Naheliegende gilt natürlich zuerst auch: die neuen Schülerinnen und Schüler beginnen als Einzelne, und es ereignet sich im Laufe ihrer Schullaufbahn ihr individueller Weg, aber sie tun das Gott-sei-Dank nicht allein. Es sind – hoffentlich zu jeder Zeit – Menschen unterstützend an ihrer Seite, dabei nicht zuletzt die Lerngemeinschaft der Klasse. Hier werden keine Einzelkämpfer ausgebildet. Das soziale Lernen, die Entwicklung von Solidarität, Mitleid und Rücksicht gehört zum erklärten Lernziel dieser Schule. Der Satz „zusammen sind wir was“, zusammen und eben nicht allein, bringt das zum Ausdruck. Die Gemeinschaft ist eine Quelle der Stärke und Unterstützung auf dem Weg des einzelnen.

Das Bild, das die Kinder im Gottesdienst aus großen Kartons zusammenpuzzelten, zeigte eine bunte Gruppe von Kindern, die sich an den Händen haltend im Kreis stehen - um eine unsichtbare Mitte herum. Liegt es für den gläubigen Christ nicht nahe, in dieser Mitte die verborgene Gegenwart Gottes zu erhoffen? Getreu der Zusage Jesu: „Wo zwei oder drei in meinem Namen versammelt sind, bin ich mitten unter ihnen.“ Als Christen sind wir Menschen, in deren Mitte Jesus Christus lebendig ist. Er will diese Mitte sein: ermutigend, tröstend, Halt gebend, Richtung weisend. Zugegebenermaßen geht uns dies Blickweise zunehmend verloren, aber sie ist nach wie vor gute Botschaft des Evangeliums.

Was heißt das für die Schule? Wenn diese Blickweise verloren gegangen ist, dann lässt sie sich vielleicht wieder neu lernen: die Augen für das Unsichtbare zu schärfen, Spuren Gottes im Schulalltag zu entdecken, Gottes Gegenwart neu zu erspüren. Sicherlich ist ein Gottesdienst ein geeigneter Ort für dieses Lernen, auch der Religionsunterricht. Aber gewiss auch alle Projekte und Veranstaltungen, an denen Menschen sich umeinander bemühen, aufmerksam und hellhörig, wo Menschen verzeihen und bereit sind, Vorurteile zu begraben und sich neu wahr zu nehmen. Ich zweifle nicht daran, dass in jeder Form von menschlich gestalteter Gemeinschaft, die Erfahrung gemacht werden kann, dass Gott in ihr die verborgene Mitte ist, auch und vielleicht gerade auch am KvG. „Zusammen sind wir was“ – eine Gemeinschaft, in der viele daran glauben, dass Gott mit dabei ist, und die daraus Hoffnung und Kraft schöpft.
Christoph Speicher