Letzter Schultag der Abiturientia 1994



"DingsdAbi"

Ein heiteres Begrifferaten zum Abschied der Abiturienten


Hiltrup. Hoch her ging's gestern vormittag am Kardinal-von-Galen-Gymnasium (KvG): Die 94er Abiturientia feierte - etwas verspätet - ihren letzten Schultag. In gewohnter Manier war bis in die Mittagsstunden an der bischöflichen Schule wieder ordentlich etwas los.
Um Punkt 9.20 Uhr fiel der Startschuß zu der diesjährigen Abi-Aktion. Mit Trillerpfeifen und Spritzpistolen bewaffnet stürmten die angehenden Abiturienten die Schulklassen. Für Schüler und Lehrer waren lateinische Vokabeln und chemische Formeln schnell vergessen.
Unter dem Motto „Raumschiff Enterprise“ luden die Noch-Schüler in die große Turnhalle: Die „Trekkies“ hatten das Heft voll in der Hand. Während die Lehrer mit Schulleiter Bernard Brinkbäumer und Vize Rudolf Deneke an der Spitze die Show von der Tribüne verfolgten, tummelten sich unten in der Sporthalle Hunderte von Schülern.
„Jetzt geht’s los“ forderte das erwartungsvolle Publikum lautstark. Kurz darauf legte die Abiband los. Schon nach den ersten Takten des Ärzte-Songs „Schrei nach Liebe“ war für Stimmung allemal gesorgt, In der Turnhalle, wo während des Schulalltags schwitzende Schüler ihre „Cooper-Tests“ absolvieren, wurde ausgelassen gesungen und gefeiert.
Die Abi-Band sowie einzelne Showelemente sorgten während des Vormittags für kurzweilige Stunden. Die Schüler halfen bei der Auswahl der Pädagogen für die Lehrer-Spiele kräftig mit. „Fuhrmanns, Fuhrmanns“, riefen die KvGler, als es darum ging, ein Team zusammenzustellen. Dr. Martin Fuhrmanns ließ sich nicht lumpen. Der gefürchtete Mathe- und Physiklehrer präsentierte einmal mehr bissigen Homor: „Doc Fus“ Kollege Franz-Josef Ruwe hatte beim Begriffe-Raten eine Schlange darzustellen. In der grobmotorischen Darbietung, gab Dr. Fuhrmanns zum besten, erkenne er lediglich einen „Sportlehrer“. Das Publikum tobte. Der Pädagoge Michael Hakenes ließ sich sein Haupt von den Schülern in Tortenschlacht-Manier mit Rasierschaum „verschönern“.
Auf der Video-Leinwand präsentierten die Abiturienten „DingsdAbi“. Gekonnt wurde die Kinder-Rateshow aus dem Fernsehen verulkt. Hierbei hatte das Publikum Begriffe wie das „Raucher-Achteck“ oder Namen wie den des Schulleiters zu erraten. Per Video wurde dem Publikum gezeigt, wie die KvGler den letzten Schultag des Kant-Gymnasiums maßgeblich beeinflußten. Damals hatte man Kant-Direktor Winfried Borgmann auf eine Autobahnraststätte „entführt“.
Auch in diesem Jahr „pilgerten“ wieder etliche ehemalige KvGler zu ihrer Schule. Viele Ehemalige waren auch mit dabei, als die '94er Abiturientia gestern abend zur Abiparty auf die „Harre-Ranch“ in Albersloh lud.
DST, Münstersche Zeitung 14. 05. 1994

Diesen Satz bekamen die Kantis zu lesen, als sie ihren Direktor an ihrem letzten Schultag abholen wollten. Bevor wir jedoch die Reaktion der Kantis auf unsere Entführung genießen konnten, mußte ein hartes Stück Arbeit getan werden.
Es fing an am Donnerstag, den 14. 4. 94, so gegen 16 Uhr. Zwei aus unserer 14-köpfigen Gruppe holten den 500er Benz der neuen S-Klasse ab und machten die erste Probefahrt. Bestaunen durften die anderen den Wagen dann beim Abschlußtreffen am selben Abend, wo auch der erste Schritt zu dieser erfolgreichen Entführung gemacht wurde. Um etwa 21:45 Uhr riefen wir den Schulleiter des Kant, Herrn Borgmann, an und teilten ihm als „Abi-Überfallkommando“ mit, daß er am nächsten Morgen um 6:15 Uhr abgeholt werde. Diese laut Borgmann „unchristliche Zeit“ war jedoch für das Gelingen sehr wichtig, da wir so sichergehen konnten, daß die Kantis in jedem Fall später eintreffen würden.
So trafen wir uns dann am nächsten Morgen um 5:30 Uhr wieder, klingelten noch ein paar Langschläfer aus unserer Gruppe aus dem Bett und bezogen dann unsere Posten. Das stationäre Kamerateam vor Borgmanns Haus fing um 5:50 Uhr an, die Kameras aufzubauen, um nachher auch das Eintreffen der Kantis filmen zu können. Pünktlich um 6:15 Uhr kamen der Benz und der Bulli mit den Entführern zu Borgmanns Haus. Nachdem der Blumenstrauß für seine Gattin in einer Vase verstaut war, stieg Herr Borgmann, frohen Mutes und noch ganz überwältigt von diesem unbeschreiblich schönen Gefährt, in die Mitte zwischen zwei vermummte Entführer und wurde ohne weitere Verzögerung zur Autobahnraststätte Münsterland gefahren. Die Bulli-Insassen und das Kamerateam brachen in einen Freudenjubel aus, da wir die schwierigsten Teile unserer Aufgabe ohne Probleme gemeistert hatten. Wir befestigten ein Plakat mit der Aufschrift „Wer zu spät kommt, den bestraft das KvG!“ an der Haustür von Herrn Borgmann und hefteten noch zwei Polaroid-Fotos, wo zu sehen war, wie Herr Borgmann von uns abgeholt wurde, unten auf das Plakat.

Kant-Schulleiter Winfried Borgmann in der Gewalt der "Entführer"

Ab dann hieß es warten... Eine gute halbe Stunde später wurden wir von unserem letzten Auto verständigt, daß die Kantis vom Kantschulhof losfahren würden. Das Kamerateam startete die Kamera und wartete, bis die Kantis, geschockt von dem Verschwinden ihres Direktors, wieder abzogen. Die Reaktion, als die Kantis unser Plakat entdecken, ist wahrscheinlich jedem (von unserem letzten Schultag) noch in Erinnerung!
Mittlerweile hatte Herr Borgmann auf der Raststätte ein reichliches Frühstück erhalten und auch seine Entführer als KvG-Schüler erkannt. Die Freude über diese Aktion und der Spaß, den Herr Borgmann hatte, waren ihm bis zum Schluß anzusehen. Ein Riesenlob an dieser Stelle an Herrn Borgmann, der mit seinem Humor und seiner Gelassenheit sehr zum Gelingen dieser Entführung beigetragen hat!
Abgeschlossen wurde die Entführung mit der Freilassung unserer Geisel vor den Augen der immer noch entsetzten Kantis, die inzwischen mit ihrem Programm in ihrer Sporthalle angefangen hatten. Die „Scheiß-KvG“ Sprechchöre haben wir, als wir alle im Pulk mit Herrn Borgmann in der Mitte in die Sporthalle kamen, in vollen Zügen genossen!
Die Idee, der Erfolg und die Ausführung dieser Aktion bleiben wohl für ewige Zeiten an dieser Schule unübertroffen.
Christian Veddeler, Abiturzeitung 1994