Schüler improvisieren um die Wette

Hiltrup. Das Publikum zückt die grüne Karte und die „Anonymous“ haben gewonnen. Beim Improvisationstheater in der Aula des Kardinal-von-Galen-Gymnasiums am Montag durften auch die Zuschauer mitspielen. Die vier Jungs in den schwarzen T-Shirts haben ihre Konkurrenten „Die Improminatoren“ knapp geschlagen.
Dem Publikum hat das „Zappen“ besser gefallen als der „Gefühlswechsel“. Die Laola-Welle rollt durch den Saal. „Das war Spitze“ schallt es den Jungschauspielern entgegen. Vorher hatte der Moderator um Vorschläge aus den Reihen der Zuschauer gebeten. Zwischen welchen TV-Sendungen sollen sie hin- und herzappen – und zwischen welchen Gefühlen?
Die Zuschauer entscheiden sich für „Bauer sucht Frau“ und die „Sendung mit der Maus“, die andere Gruppe muss schließlich im Angesicht einer imaginären Klobürste und einer verstopften Toilette ihre Gefühle zwischen verliebt, gelangweilt und euphorisch glaubhaft darstellen.
Das war witzig. Vor allem, weil es den jungen Akteuren gelang, mit Übertreibungen und Spielfreude die sehr unterschiedlichen Situationen zu meistern. Und natürlich ist es von vornherein komisch, wenn zwei männliche Elf- und Zwölftklässer sich gegenseitig die Ehe versprechen oder ihrer „Mutter“ ein entnervtes „ich habe Stress mit Dir, seit ich auf der Welt bin“ entgegenschleudern.
Die kleinen Szenen endeten je nach dem Geschmack des Publikums mit Drama oder Happy End. Wenn einige Gags auch einstudiert wirkten und die Improvisation sich dann in Grenzen hielt: Es ist auch nicht ganz leicht, trotz Lampenfieber am laufenden Band Witze zu produzieren. Und das Publikum und die Darsteller hatten ihren Spaß.
„Wir trainieren seit September“ , erzählt Kursleiterin Mechthild Theilmeier-Wahner, die das Impro-Theater als Sport deklariert. „Man muss die verschiedene Stuationen trainieren, richtig üben kann man nicht, da man ja nicht weiß, welche Stichworte das Publikum eingibt.“
Die 22 Schüler des Literaturkurses bildeten sechs Gruppen mit so skurrilen Namen wie „Rudolfs Rentiere vom Schrottplatz“ und „Pumps und Prada“ und hatten mit Begeisterung trainiert.

Ulla Schneider, Münstersche Zeitung 6. 12. 11

Ungeplante Pointen

Münster-Hiltrup. Bei Shakespeare und der Komödien-Muse Thalia: Was soll denn bitte Theatersport sein? Kurz gesagt schreibt, man dabei das Drehbuch, führt Regie und spielt die Szene - und das alles im selben Moment. Und liegt auch noch mit den anderen Schauspielern im Wettstreit um die besten Gags.
Der Literaturkurs im G8-Doppeljahrgang der Q1 am Kardinal-von-Galen Gymnasium (KvG) hat den Wettkampf im Improvisationstheaterspielen ausprobiert. Und gleich eine kleine, gut besuchte Show in der Aula der Schule daraus gemacht. Sechs Mannschaften von Schauspielern kämpften gegeneinander um die Gunst des Publikums.
Zur Vorbereitung hat der Kurs unter der pädagogischen Leitung von Mechthild Theilmeier-Wahner einige Impro-Gruppen in Münster besucht. „Theatersport kann man trainieren“, erklärt sie. Wenn zum Beispiel in der Spielvariante „Zappen“ der ständige Genrewechsel gefordert wird, so dass zum Beispiel das Bühnenspiel in Null-Komma-Nix von Seifenoper auf Western umgestellt werden soll, dann ist es ja eine große Hilfe, wenn man sich zuvor mit Genre-Konventionen und witzigen Genre-Klischees auseinandergesetzt hat.
Ungeplante Pointen garantiert: Im Improvisationsmarathon bekamen schon einmal harmlose Szene dramatische Wendungen - je skurriler und chaotischer, desto besser: Eben noch standen Vater und Sohn nebeneinander und schauen friedlich nach oben zum Himmel, guckten Sternschnuppen - Zapp! - auf einmal sagt ein eingewechselter Schauspieler: „Was macht der da oben? Springt der?“
Actiongeladen auch das Experteninterview über die bahnbrechende Erfindung eines „Klausurenscheiber-Apparats“. Freundlicherweise wurde das Interview von einer weiteren Schauspielerin im Team simultan in Gebärden übersetzt - und sie schreckte dabei auch vor sehr eigenwilligen Darstellungen von Tieren und selbst vor der Übersetzung von „Purzelbäumen“ nicht zurück...

Markus Lütkemeyer, Westfälische Nachrichten 6. 12. 2011