Was wir wirklich wollen - Literatur 2008 am KvG


Es begann mit einem Wettbewerb. Shakespeare. Der Geruch von Gewinner-Luft lag zwar nicht schon zu Beginn unmittelbar in der Luft - dazu waren die Gemüter auch zu sehr über Für und Wider dieser Entscheidung gespalten. Dennoch machten wir uns mit einer um einen Hauch gesteigerten Motivation ans Werk.
Werke von Shakespeare wurden vorgestellt. Verwirrungen in dessen Stücken gehören sicherlich zur Tagesordnung, für unseren Kurs kam aber nur eine Komödie infrage, die unser kleines privates Chaos zur Genüge spiegeln konnte.
„Was ihr wollt“ - Das Potential dieses Stückes führte uns, wie wir mehr oder weniger schnell merkten, in dieser Hinsicht elegant an der Nase herum: Ohne unser gnadenloses Schauspieltalent bemängeln zu wollen, einige Dialoge gingen bei den ersten Proben mehr als einmal an falsche Adressen. Inbrünstige Liebes- oder Hasseserklärungen wurden, freilich nicht absichtlich, leicht umgedeutet und hätten nicht einmal der Interpretation einer schwedischen Bauanleitung Konkurrenz gemacht. Kein Wunder in einem Stück, in dem jeder jeden hereinlegt und letztendlich auch die finalen Hochzeiten in ihrer Partnerkombination recht flexibel erscheinen.
Vielleicht ein schmaler Abriss für jene Kulturbanausen unter den Lesern, die es nicht bleiben wollen:
Die junge Viola erleidet gemeinsam mit ihrem Bruder Sebastian Schiffbruch, die Geschwister werden getrennt und sind in tiefer Trauer vom Tod des jeweils anderen überzeugt. Viola, von einem Schiffsmann gerettet, verkleidet sich mit dessen Hilfe in einen jungen Mann - Cesario - um in die Dienste des Grafen Orsino zu kommen. In den sie sich prompt verliebt. Problematisch: Als Bote in dessen Auftrag soll sie der Gräfin Olivia Orsinos Liebe übermitteln - diese hingegen entbrennt in heißer Liebe für den schmucken Jüngling, der ihre Avancen schockiert zurückweisen will. Olivia selbst ist außerdem nicht nur Objekt der Begierde für Orsino, sondern auch für ein paar weitere Herren. Während Junker Christoph von Bleichenwang seinen vermeintlichen Konkurrenten Cesario im Duell aus dem Weg räumen soll (arrangiert von seinen Kumpanen Tobias von Rülps und Fabio), versucht sich der Bedienstete Malvolio mit verrückteren Strategien wie gelbe Strümpfen und kreuzweise gebunden Kniegürteln - ein Rat, den er aus einem gefälschten Brief im Namen Olivias entnimmt, der aber aus Schadenfreude vom Kammermädchen Maria verfasst wurde. Auch Sebastian taucht überraschend wieder auf und lässt sich spontan von der verliebten Olivia heiraten, die nichts von der Zwillingsverwechslung ahnt. Letztendlich treffen - wie soll es anders sein - alle aufeinander und Viola enthüllt ihre wahre Identität, findet in Sebastian ihren Bruder wieder und in der Ehe mit Orsino die Erfüllung ihrer Wünsche.
So weit, so gut. Nach einem halben Jahr Probe und einem nötigen rasanten Endspurt trauten wir uns, das Resultat zu präsentieren: Da spätestens in der Aufführung auch uns die wahren Zusammenhänge schlagartig bewusst wurden, gewann das Stück überraschend noch einmal eine gute Portion Witz mehr. Es wird sogar gemunkelt, das Publikum habe freiwillig wild und ungehalten applaudiert. Nicht zuletzt lag das wohl nicht nur an unserer Professionalität oder dem genialen Bühnenbild, sondern auch an unserer menschlichen Unperfektheit. Ein Brief, der spontan mangels Requisite aus einem Reclam-Heft zitiert wurde, und eine Viola, die - übrigens vollends von der Richtigkeit des Handlungsverlaufs überzeugt - eine Seite zu früh von der Bühne stürmte. (Und demütig zurückkehrte.)
Literatur vom Feinsten. An dieser Stelle einen Dank an das großzügige Publikum, das einem schönen Kurs ein würdiges Ende gespendet hat und einen nachzuholenden Festschmaus ermöglicht - sollte sich unser Narr den Verdienst nicht schon unter die Finger gerissen haben.
Ankelien Duchow
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Shakespeare und die Toten Hosen

Theateraufführung des KvG-Gymnasiums mit modernen Einsprengseln

Münster-Hiltrup. Das Durcheinander war vorprogrammiert, als Viola nach einem Schiffsunglück als Mann verkleidet in die Dienste des Grafen Orsino tritt. In der Zeit am Hof des Grafen verliebt sich Viola, die nun Cesario heißt, in ihn. Dieser liebt jedoch die Gräfin Orsina, die sich im Laufe der Geschichte wiederum in Cesario verliebt. Als dann auch noch Violas totgeglaubter Bruder Sebastian auftaucht und für Cesario gehalten wird, ist das Chaos perfekt. Es kommt zu einem spannenden Showdown, bei dem der Graf Orsino kurz davor steht, Sebastian zu töten. Doch „Was ihr wollt“ wäre keine Komödie von Shakespeare, wenn sich nicht am Ende Alles zum Guten wenden würde, und sowohl Viola und Orsino sowie Olivia und Sebastian zueinander finden würden. In der Aula des Kardinal-von-Galen-Gymnasiums konnten die Zuschauer am Dienstagabend dieser spannenden Geschichte folgen.
Denn die 20 Schülerinnen und Schüler des Literaturkurses der Jahrgangsstufe 12 zeigten nach einem Jahr wöchentlicher Proben unter der Leitung ihrer Lehrerin Mechthild Theilmeier-Wahner ihr schauspielerisches Können. Den anspruchsvollen Shakespeare-Stoff lockerten sie durch ein paar eigene Änderungen auf. So stimmten die Trunkenbolde Andreas Bleichenwang und Tobias Rülps den Toten-Hosen-Klassiker „Kein Alkohol ist auch keine Lösung“ an und sorgten somit für spontanen Applaus und großes Gelächter sogar bei den jüngeren Zuschauern im KvG.
Julian Lenz, Münstersche Zeitung 05. 06. 2008

Applaus für die Doppelhochzeit

KvG-Gymnasium spielt „Was ihr wollt“

Hiltrup. Am Dienstagabend hat das neue Theaterstück des Kardinal-von-Galen-Gymasiums in der Schulaula Premiere gefeiert. Vor 150 Zuschauern führte der Literaturkursus der zwölften Klasse das Stück „Was ihr wollt“ von William Shakespeare auf.
Im Mittelpunkt der Komödie steht die Geschichte Violas, die im Wechsel von den Schülerinnen Christine Timpe und Ankelien Duchow gespielt wurde. Die junge Frau glaubt, dass ihr Bruder Sebastian, dessen Rolle Ruven Bickmeier übernahm, ertrunken sei. Viola gibt sich fortan als ihr Bruder aus und tritt als Mann den Dienst beim Herzog Orsino (Janis Radau) an, der über Illyrien herrscht.
Mit Violas Verwandlung sind die Verwechslungen vorprogrammiert. Diese klären sich erst auf, als der totgeglaubte Sebastian wieder auftaucht. Danach muss sich seine Schwester demaskieren. Der Herzog hält prompt um ihre Hand an, Viola willigt in die Heirat ein. In Illyrien findet noch eine zweite Hochzeit statt, denn auch Sebastian findet im Kammermädchen Maria (Sina Krause/ Theresa Damm) seine Herzdame.
Nachdem der letzte Vorhang gefallen war, brandete tosender Applaus auf. Die Schüler überzeugten das Publikum mit ihren schauspielerischen Qualitäten.

de Haas, Münstersche Zeitung 05. 06. 2008
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Fotos: Paul Thelosen