Nostalgischer Blick zurück in die Zeiten vor dem Mauerfall

Literaturkurs inszenierte Brussigs „Sonnenallee“

Ein halbes Jahr, nachdem sich der Literaturkurs 12 als „Ballermann-Crew“ den Zuschauern und ihren Ideen ausgeliefert und auf Zurufe aus dem Publikum Szenen improvisiert hatte, trat er zum Ende des Schuljahres erneut auf die Bühne – diesmal mit einem „richtigen Stück“. Passend zum 50. Jahrestag des Aufstandes vom 17. Juni 1953 unternahm er mit dem Stück “Am kürzeren Ende der Sonnenallee“ eine Zeitreise in die ehemalige DDR. Die „Ostalgie“-Tour führte die Zuschauer nach Ostberlin in die Sonnenallee, eine Straße direkt an der Berliner Mauer, die durch ebendiese Mauer in zwei Teile unterteilt wurde.
Dargestellt wurde der Alltag von Michael Ehrenreich (gespielt von Valentin Buschhoff, Saied Alinejad und Manuel Markmann), einem jugendlichen Bewohner der Sonnenallee, mit all den großen und kleinen Ereignissen, die jeder Jugendliche irgendwann mal erlebt: Abhängen und coole Sprüche in der Clique, Stress in der Schule und mit den Eltern, folgenreiche Experimente mit Alkohol und v.a. natürlich die Aufs und Abs der ersten Liebe. Und das alles unter den neugierigen Blicken von Touristen auf dem Aussichtturm in Westberlin einerseits und unter dem strengen Blick des ABV, des Abschnittsbevollmächtigten im Grenzgebiet (gespielt von Daniel Thal), andererseits.
Bereits während der Proben und dann v.a. bei der Aufführung zeigten die jungen Schauspieler, was sie an bis dahin völlig ungeahnten Talenten zu bieten hatten: Beeindruckende Tänzerqualitäten beim „Männerballett“ von Michas Clique (einstudiert von Stefanie Schönert) mit dem unvergesslichen Solo von Alexander Aust beim Luftgitarrespielen, Stuntman-Qualitäten bei der Prügelszene zwischen Mario (Frederic Kappen) und Micha (Manuel Markmann), eine unwerfend komische Slapstick-Einlage von Vater Ehrenreich (Michael Schaefer) beim Zusammenbauen des „Multifunktionstisches“ und last but not least hollywoodreife Bühnenküsse zwischen Mario und Sabrina (Berenike Rösner) einerseits sowie Micha und Miriam (Inga Langer) andererseits.
Den Schülern, die im übrigen das Stück selbst ausgesucht, die Rollen entwickelt, die Regie geführt und die Proben selbstständig geleitet hatten, gelang es, mit ihrer Spielfreude und ihrem großen Engagement das Publikum in den Bann zu schlagen. Der Funke sprang über, die Zuschauer quittierten die gut ausgespielten Gags mit häufigem Szenenbeifall und bedankten sich schließlich bei den jungen Schauspielern mit einem begeisterten Schlussapplaus.
Mechthild Theilmeier-Wahner

Westmusik und die schöne Miriam

Literaturkursus führte mit ,,Sonnenallee" ein Stück DDR-Alltag auf

Hiltrup. Einen Einblick in die Jugendkultur und den Alltag der Jugendlichen in der ehemaligen DDR gewährte am Dienstagabend der Literaturkurs der Jahrgangsstufe 12 vom Kardinal-von-Galen-Gymnasium.
Unter der Leitung von Mechthild Theilmeier-Wahner hatte der Kurs den Roman ,,Sonnenallee" von Thomas Brussig inszeniert. Die Handlung des Stückes spielt auf einer Straße, die genau rechtwinklig zur Berliner Mauer verläuft und von dieser in zwei Teile zerschnitten wird. Am kürzeren Ende dieser Straße, im Ostteil, wohnt Micha, gespielt von Valentin Buschhoff, Saied Alinejad und Manuel Markmann. Er erlebt mit seiner Clique das Berlin kurz vor der Wende. Seine Welt dreht sich um Westmusik, die drohende Wehrpflicht, sein anstehendes Studium und um die schöne Miriam (Inga Langer), die für ihn jedoch unerreichbar scheint.
Zusätzlich muss er mit dem Tod seines Onkels Heinz (Thomas Lemparty), der im Westteils Berlins wohnte und der Familie Nylonstrümpfe, Westkäffee und ähnliches über die Grenze schmuggelte, fertig werden. Und auch der örtliche Blockwart macht ihm das Leben zur Hölle. Zusammen mit seinen Freunden Mario (Frederic Kappen), Wuschel (Alexander Aust), Kosscke (Peter Düpjphann) und Brötchen (Hubertus Theissen) schafft er es schließlich dann doch noch, Miriam für sich zu gewinnen.
Mit stehenden Ovationen feierten die Zuschauer am Ende die Schauspieler in der Aula. Sie freuen sich schon auf die nächste Inszenierung des Literaturkurses.
Münstersche Zeitung 19. 06. 2003