Kiefer Sutherland in "Lost Boys" (1987)

Geschichte des Vampirismus


Blutrünstige Untote, die nachts ihre Gräber verlassen, um sich vom Lebenssaft ihrer Opfer zu ernähren - schon lange, bevor der Schriftsteller Bram Stoker seine legendäre Figur "Dracula" erschuf, existierte der Glaube an Vampire.

Die Fledermaus als Vorbild
Der Vampirmythos ist so alt wie die Menschheit. Nahezu jede Kultur kannte Geschichten von unheimlichen Blutsaugern, die sich alle im Kern ähneln. In China tauchten sie ebenso auf wie in Indien oder der griechisch-römischen Antike. Dort, wo Erdbestattungen üblich waren, erschienen die unheimlichen Gestalten in Form von Wiedergängern, die nachts aus ihren Gräbern steigen und sich ihre Opfer unter den Lebenden suchen.


Tierische Vorbilder


Nicht immer aber hatte der Vampir in der Vorstellung der Menschen Flügel: Auch Wölfe, schwarze Katzen, oder Hyänen mussten als Schreckenskreaturen herhalten. Erst Bram Stoker griff die Fledermaus als Symbol für den "modernen" Vampir auf. Der Vergleich liegt nahe: Fledermäuse sind nachtaktiv, schlafen tagsüber mit dem Kopf nach unten in Höhlen. Bestimmte Arten saugen ihren Opfern tatsächlich Blut aus dem Körper - allerdings ausschließlich in Mittel- und Südamerika. Sie sind die einzigen Säugetiere, deren Ernährung ausschließlich auf Blut basiert.


Handwerkszeug für Vampirjäger

Vampire werden populär...


Vor allem im 18. Jahrhundert kam es in Europa zu einer wahren Vampir-Hysterie: Ärzte und Gelehrte hielten Vampire für real und verfassten wissenschaftliche Abhandlungen über die Blutsauger. Knoblauch, Weihwasser oder Kruzifixe sollten vor ihnen schützen. Wenn das nicht half, konnte man ihnen nur noch mit einem Pfahl durchs Herz, Silber-patronen oder dem Abschlagen des Kopfes beikommen.


Johann Heinrich Füssli: Der Nachtmahr

...und erobern die Literatur


Mit Aufkommen der Romantik hielt der Vampir dann Einzug in die fiktive Literatur. Selbst Goethe widmete ihm ein Gedicht: "Die Braut von Korinth", 1797 verfasst, schildert eine Liebesszene zwischen der toten Braut und ihrem lebenden Bräutigam. Der Vampir muss also nicht immer männlich sein, ist es aber in den meisten Fällen. Der berühmteste weibliche Blutsauger ist eine Romanfigur von Joseph Sheridan Le Fanu: "Carmilla". Fanus Novelle erschien 1872 und spielt in der Steiermark. Hier lebt ein reicher englischer Witwer mit seiner Tochter Laura auf einem Schloss. Ein Kutschenunfall bringt Laura eine Gefährtin ins Haus: die schöne, aber merkwürdige Carmilla. Und im Schloss häufen sich bald seltsame Vorfälle...

Die erste Vampirerzählung der Weltliteratur entstand aber 1816, in der Villa Diodati am Genfer See: "Der Vampyr". Der junge Engländer Aubrey lernt den mysteriösen und charismatischen Lord Ruthven kennen. Zu spät erkennt er, dass es sich bei dem Adligen nicht um einen normalen Sterblichen handelt... Die Erzählung schrieb Polidori, der Leibarzt des großen Dichters Lord Byron. Polidori schuf in seiner Erzählung den Prototypen des adligen Blutsaugers mit Stil.

Den Vampir-Roman schlechthin schrieb dann im Jahr 1897 Bram Stoker: „Dracula“. Seine Geschichte des Vampirgrafen, der von Transsilvanien nach London zieht und dort seine Opfer sucht, löste einen wahren Vampir-Boom aus. Und verhalf damit dem walachischen Fürsten Vlad III. zu unsterblichem Ruhm, den Stoker als historisches Vorbild für seinen Vampirgrafen wählte.


Max Schreck als Nosferatu (1922)

Verbrechen im Zeichen der Blutsauger


Einige höchst lebendige Wesen nahmen sich ein Beispiel an den untoten Wiedergängern und verübten nach ihrem Vorbild äußerst grausame Verbrechen. Erzsébet Báthory etwa, genannt die "Blutgräfin", lebte im 16. Jahrhundert und soll hunderte junger Mädchen getötet haben. Angeblich wollte sie dadurch, dass sie deren Blut trank und darin badete, ewige Jugend erlangen. Der Mythos bleibt. Traurige Berühmtheit erlangte auch John Haigh, der "Vampir von London", der im frühen 20. Jahrhundert seine Opfer in sein Atelier lockte, sie tötete und ihr Blut aus ihrer Kehle trank.

In Deutschland war es der Serienmörder Fritz Haarmann, der in den 20er Jahren mindestens 24 junge Männer umbrachte. Er biss ihnen die Kehlen durch, trank ihr Blut und zerstückelte die Leichen. Der Vergleich dieser Verbrecher mit der Figur des Vampirs ergibt sich nicht nur aus der Tatsache, dass Blut eine große Rolle spielt. Er zeichnet sich durch einen unheilbaren Suchtcharakter aus. Der gefürchtete Blutsauger wird damit zur tragischen Figur: immer auf der Suche nach einer Erfüllung, welche für ihn unerreichbar bleibt.

Quelle: http://www.br.de/themen/kultur/inhalt/film/vampirfilm-vampire-vampirismus100.html