Die Zeit springt uns an


HILTRUP. Spannende Abenteuer in fremden Galaxien, Lichtgeschwindigkeits-Reisen, Kämpfe gegen Aliens und fremde Raumschiffe – das sind die Zutaten einer Weltraum-Oper. Der Zweiakter „time travel“ des Musiktheaters des Kardinal-von-Galen-Gymnasiums (KvG) feierte am Dienstagabend auf der Schulbühne Premiere. In einem Raumschiff spielte der heitere Zweiakter. Doch das Schiff war keine Enterprise, sondern türkisfarben, rollbar und mit ganz viel rosa Schischi ausgestattet. Das Ensemble servierte mit großer Spielfreude eine absurd-komische Geschichte, tolle Musik und eine richtig gute Show frei nach Stanislaw Lems „Sternentagebüchern.“
Merkwürdige Zeitstrudel: 2010 hatte das Musiktheater der Schule bereits die Tragödie um Orpheus und Eurydike mächtig aufgemotzt. Nach einem Jahr intensiver Probenarbeit beamten sich die jungen Darsteller aber nun erstmals in ferne Galaxien, kämpften gegen die Auswirkungen merkwürdiger Zeitstrudel mit noch merkwürdigeren Namen und sangen mitreißende Lieder über Beziehungsprobleme wie Musiklehrer Johannes Dolezichs „Einst waren wir ein glücklich Paar“. Musikalisch begleitet wurde die Weltraum-Oper von einer siebenköpfigen Weltraum-Band, die auch mit Musikzitaten, beispielsweise aus der Kultserie „Raumschiff Orion“, nicht geizte. Nicht nur die Darsteller und das von einer AG um Carsten Goerke kreierte Bühnenbild sowie die Kostüme der Darsteller waren grandios: So trugen die Roboter und Raumfahrer silbrige Accessoires aus dem Baumarkt, Leuchtdioden und bunte Perücken und waren perfekt geschminkt.
Die Arbeitsgruppe „Maske“ hatte dafür sogar extra „Nachhilfeunterricht bei einer echten Maskenbildnerin genommen“, informierte das Begleitheft. Unter den Darstellern gab es auch eine Gruppe tanzender Weltraum-Gogos, deren Zeit-Tanz wie eine fröhliche Mixtur aus Michael Jacksons Thriller, 80er-Jahre-Robotertänzen und Lena Meyer-Landruts Song-Contest-Auftritt mit Herz wirkte. In der Geschichte tauchten zusätzlich zu Androiden und Robotern aus dem „Krieg der Sterne“ plötzlich immer mehr Doppelgänger der Hauptdarsteller Jury und Thargelia auf. Der Grund dafür war ein Zeitstrudel. Kein Wunder: „Die Zeit ist toll, sie springt uns an“ erfuhren die Zuschauer bereits im ersten Stück. Mehr als 60 Schüler, Lehrer und Eltern waren an dem großen Theater-Projekt beteiligt, davon rund 30 auf der Bühne. Gefördert wurde das mit jubelndem Applaus bedachte Stück vom Förderverein der Schule und dem NRW-Programm „Kultur und Schule.“ Oper, Musical und Soap Alle Texte und die spacige Musik sind am Kardinal-von-Galen-Gymnasium entstanden.
Regie führten Bart Hogenboom und sein Assistent Oliver Traxel. Übrigens: Diejenigen Zuschauer, die eine Oper erwarteten, wurden ebenso wenig enttäuscht wie Fans von Musical und Seifenoper. Schließlich gab es neben typischen Soap-Komponenten wie Liebe und Eifersucht sogar Ouvertüren und ein echtes Offenbach-Stück. Allerdings mit dem schrägen neuen Text: „Die Zeiten springen, Hopp, Hopp, Hopp.“
Christiane Schräder, Münstersche Zeitung
01 02 03 14

15
04 05
06 07 08
09

10

11
12 13 13

Who is who in „time travel“?


Juri Laikow: Juri war der Vorname eines berühmten russischen Raumfahrers. Der erste Mensch im Weltall hieß Juri Gagarin. Er wurde vor allem wegen seines ruhigen Temperamentes aus vielen Kandidaten ausgewählt, um als erster Mensch die Erde zu verlassen. Am 12. April 1961 absolvierte er mit dem Raumschiff 'Wostok I' seinen spektakulären Raumflug und umrundete dabei nach offiziellen Angaben in 106 Minuten einmal die Erde.
Laikow alias Laika: Laika hatte es nicht einfach. Sie war zwar das erste Lebewesen im Weltall, hinaufkatapultiert am 3. November 1957 in der Rakete 'Sputnik 2', aber sie hat diesen Flug kaum genießen können. Eingepfercht in einen kegelförmigen Flugkörper, 1,2 m im Durchmesser und 1,5 m hoch, litt sie schon kurz nach dem Start unter enormer Belastung. Und einige Stunden später in der Schwerelosigkeit erlitt sie dann den Märtyrertod als Folge von Überhitzung (die Kapsel war kaum isoliert) und Stress. Laika war eine Straßenhündin aus Moskau, die, gefangen genommen, schon in der Vorbereitung des Flugs strapaziöse Tests in Zentrifugen und engen Käfigen über sich hatte ergehen lassen müssen.
S3-D2: Der Robotername 'S3-D2' ist eine Reminiszenz an einen der berühmtesten Roboter der Filmgeschichte: an den kleinen Roboter R2-D2 aus George Lukas Weltraum-Epos „Der Krieg der Sterne“. Der nur knapp 1m große Roboter mit seiner kuriosen Pfeifsprache spielte an Bord des Sternenkreuzers die Rolle des unermüdlichen kleinen Helferleins und war - im Gegensatz zu S3-D2 - ein Astromech-Droide, der auch Raumschiffe reparieren konnte.
Tonka: ist der Name von mehreren in den 30er Jahren des vergangenen Jahrhunderts erfundenen Raketentreibstoffen. Der Name dieses Treibstoffes leitet sich von der Tonkabohne ab.
Thargelia: 'Thargelion' war der Geburtsmonat (428/427 v. Chr.) des altgriechischen Philosophen Platon. Nach unserer heutigen Zeitrechnung lag der Monat 'Thargelion' im Mai und Juni. Und auch Tolkien benutzte den Namen 'Thargelion'. In „Der Herr der Ringe“ war 'Thargelion' ein Land im so genannten 'Ersten Zeitalter'. Thargelion, wörtlich gemeint, bedeutet bei Tolkien 'jenseits (des Flusses) Geliori'.
Johannes Dolezich