Orpheus in der Unterwelt

Operette von Hector Crémieux und Ludovic Halévy
Musik: Jacques Offenbach
Text- und Musikbearbeitung: Johannes Dolezich

Orpheus
01 02
Daniel Camen Ben Siebenbrock
Eurydike
03 04
Vera Baumeister Maren Hanskötter
Jupiter
05 06
Carsten Hohmann Markus Niemann
Pluto/Aristeus
07 08
David Fischer Luca Radau

Wie es wirklich war...


Eurydike heiratete Orpheus. Weil sich aber auch Aristäus an ihr verguckte und sie belästigte, floh Eurydike. Jedoch wurde sie auf ihrer Flucht von einer Schlange gebissen, wodurch sie starb. Orpheus machte sich daraufhin auf in die Unterwelt, wo er Pluto dazu bewegen wollte, ihm seine geliebte Eurydike wiederzugeben. Jedoch durfte er sich auf dem Weg in die Oberwelt nicht nach dem Geist von Eurydike umdrehen, ansonsten würde sie in die Unterwelt zurückkehren. Kurz bevor Orpheus allerdings oben angelangt war, drehte er sich doch nach seiner Geliebten um und brach somit das Versprechen, welches er gegeben hatte. Somit kam Eurydike zurück in die Unterwelt.
Nach manchen Quellen nahm sich Orpheus selbst das Leben, weil er vor Trauer verzweifelte. Nach anderen wurde er von den Göttern bestraft, weil er sich nicht an die Abmachung gehalten hatte. Letztendlich kam er so doch noch zu seiner Eurydike in die Unterwelt.
Umgeschriebene Version aus Benjamin Hederichs Mythologischem Lexikon (1770)
Juno
09 10
Michaela Schmitz Lara Frühling

Jupiter Records

Morpheus
12 13
Helena Fotopoulos Mariele Cordes
Merkur
14 15
Anne Brandenburg Jana Holtmann
Diana
16 17
Johanna Leding Franziska Jackenkroll
Cupido
11
Erato Fotopoulos
Mars
18 19
Torben Gericke Marcel Strecker
Venus
20 21
Katharina Jasper Jana Klomki

„Dem Affen Zucker geben“

Die Bearbeitung einer klassischen Vorlage

Jupiters Hostessen
22 23
Lea Grümme Madeleine Frank
Die Krankenschwestern
24 25
Santa Bitter Ines Herder
Jupiters Hausarzt
26 27
Paul Thelosen Klemens Schmidt
Der Musikwissenschaftler und Arthur-Sullivan-Experte, jenes Komponisten also, dessen ‘Pirates of Penzance’ 2007 auf der Bühne des Kardinal-von-Galen-Gymnasiums zu sehen war, wünschte weit vor der Premiere allen Beteiligten ein gutes Gelingen. Verbunden war dieser Gruß allerdings mit einer Bitte: „Sullivans Werke verdienen (…) Respekt. Grausig war vor über zehn Jahren eine ‚Piraten'-Musical-Version in Dortmund. Dort hatte man dem Affen entschieden zu viel Zucker gegeben, alles war völlig überdreht und überkandidelt… Falls Sie Ähnliches vorhaben, wäre meine Bitte: weglassen.“
Wir haben es vor drei Jahren trotz der Mahnung eines kompetenten Musikwissenschaftlers gewagt, die Vorlage Sullivans zu kürzen, zu bearbeiten und auf die musikalischen, stimmlichen und darstellerischen Möglichkeiten, die alle Beteiligten mitbrachten, abzustimmen. Wettgemacht wurden alle Unebenheiten durch eine große Spielfreude und last but not least durch einen bei sechs fast immer ausverkauften Vorstellungen großen Publikumserfolg.
Styx
28 29
Jan Philipp Wiebusch Rebekka Kluth

Das
Gefolge

Plutos Bodyguards
30 31
Carolin Foerster Timo Frohne
Unterweltpunker
32 33 34 35 36
Jessica Gorecki Kathrin Klimas Eva Heinze Johanna Borsch Maike Niemann
Offenbachs „Orpheus in der Unterwelt“ ist eines der bekanntesten Bühnenwerke und hat seit seiner Premiere vor 152 Jahren unzählige Aufführungen erlebt. Die Frage, ob es erlaubt ist, einem so oft umjubelten Stück ein neues Gesicht zu geben, stellt sich hier um so mehr. Die Version, die am KvG über die Bühne geht, wird vielleicht den einen oder anderen Zuschauer überraschen. Er muss ertragen, dass Offenbachs Parodie des napoleonischen Kaiserreichs nicht mehr in der Antike spielt, sondern ins 21. Jahrhundert verlegt worden ist, dass aus dem Olymp die Plattenfirma „Jupiter-Records“ wird, dass neue Figuren sich ins Spiel mischen: Pressefotographen, Bodyguards in der Unterwelt, ein Oberwelt-Amtsarzt oder Zeitungsjungen, die die neuesten Nachrichten aus dem Show-biz verkaufen.
Ertragen muss der Zuschauer auch neue Klänge. Die Musik von einer Band spielen zu lassen, die es sich erlaubt, Offenbachs weltbekannte Melodien z. B. von einer verzerrten E-Gitarre umkreisen zu lassen und die die Arien und Rezitative der Operette stark gekürzt und umarrangiert präsentiert, ist vielleicht die auffälligste Veränderung. „Respekt“ gegenüber dem Komponisten und den Librettisten, den Meinhard Saremba einfordert, sieht sicherlich etwas anders aus.
Und doch gibt ein Einblick in die Biographie Offenbachs einen Hinweis darauf, dass die KvG-Version keinen Tabubruch begeht.
Jacques Offenbach, der sehr oft seine eigenen Werke dirigierte, ging unerbittlich gegen die „Verfälschung“ von Dynamik und Tempo seiner Melodien vor – Zeitgenossen wissen von gewalttätigen Auftritten des Meisters zu berichten. Trotz allem hat Offenbach sich um den Klang seiner Werke, die Stimmen der Orchesterinstrumente, wenig gekümmert. Die Instrumentierung seiner Werke überließ er fast immer anderen, nicht zuletzt auch aufgrund seines immensen Arbeitstempos, das ein Werk nach dem anderen hervorbrachte. Seine Musik war im besten Sinne des Wortes eine Gebrauchsmusik.
Was heute häufig passiert, dass sich nach Veröffentlichung eines erfolgreichen Pop-Songs Arrangeure und Bearbeiter darauf stürzen und im Erfolgssog des Originals unterschiedliche Fassungen erstellen, war für Offenbach nichts Ungewohntes. Er bearbeitete seine Werke immer wieder, stellte um, kürzte, nahm Neues hinzu oder zitierte, bzw. persiflierte Melodien anderer Komponisten.
Der Gründe für diese Bearbeitungen waren vielfältig. Zum einen war er als Intendant, Finanzverwalter, Komponist, Dirigent eines eigenen Musiktheaterbetriebs gezwungenermaßen immer darauf aus, wirtschaftlichen Erfolg haben zu müssen und den Publikumswünschen zu entsprechen. Zum anderen musste er seine Kompositionen auf das Ensemble zuschneiden, das ihm zur Verfügung stand. Die Aufführungsgeschichte des „Orpheus“ bietet ein gutes Beispiel für den ständigen künstlerischen und wirtschaftlichen Drahtseilakt, den er zu absolvieren hatte.
32
Orphée aux enfers, Plakat zur Uraufführung 1858
Im Jahre 1858, dem Jahr der Uraufführung des „Orpheus“, stand Offenbach kurz vor dem finanziellen Ruin. Jahrelang hatte er sich damit begnügen müssen, nur kurze Einakter mit max. 5 Schauspielern/Sängern in einem kleinen Theater dem Pariser Publikum zu zeigen, hatte zunehmend mehr finanzielle Engpässe. „Orpheus in der Unterwelt“ wurde sein erstes abendfüllendes Bühnenwerk für ein großes Ensemble, gespielt in einem neuen, größeren Haus. Viel Geld hatte er in die Inszenierung gesteckt, die Verlagsrechte für einen Spottpreis verkauft, und die Proben liefen alles andere als ermutigend: Der Librettist Halevy drohte abzuspringen, und der Gerichtsvollzieher stand mehrfach vor der Tür, sogar noch am Tag der Premiere. Die Rollenbesetzung erwies sich darüber hinaus als schwierig und erforderte mehrfach eine Umstellung. Und Offenbachs Operndiva Hortense Schneider verließ wutschnaubend das Theater, da ihren Gagenforderungen nicht stattgegeben wurde.
Der Erfolg ließ jedoch alle Erwartungen hinter sich. „Orpheus“ rettete Offenbach vor der Pleite. Das lag nicht zuletzt daran, dass nach einem eher schwachen Start und mehreren nur mäßig besuchten Vorstellungen in einer Pariser Zeitung eine vernichtende Kritik erschien. Man habe sich an den Helden des klassischen Altertums, am Olymp und seinen Göttern zu vergreifen gewagt und diese der Lächerlichkeit preis gegeben! Ein Sakrileg!, so Jules Janin, der Reich-Ranicki im damaligen Paris.
Offenbachs Librettist Cremieux konterte im „Figaro“ und zitierte genüsslich, dass einer der meistbelachten Dialogstellen des „Orpheus“ wortwörtlich einem Feuilleton eben dieses Kritikers Janin entnommen war. Die Zeitungsfehde, die nun entbrannte, steigerte den Erfolg: 228 Vorstellungen in Folge brachten den erhofften Geldsegen. Offenbach persiflierte in seiner unnachahmlichen Art die Welt des französischen zweiten Kaiserreichs, und das kam an. Das Publikum erkannte sich auf der Bühne wieder.
16 Jahre später befand sich Offenbach wiederum in großer finanzieller Not. 1874 hatte der Komponist als gebürtiger Deutscher im republikanischen Paris schwer zu kämpfen und längst nicht mehr den großen Erfolg wie im Kaiserreich. Ein Remake des „Orpheus“ musste her, um ihn zu retten. 1874 brachte er eine zweite Fassung heraus, die er nun „Opera-Feerie“ nannte und die er zuvor komplett umgearbeitet hatte. Tanzeinlagen, Arien, Chorsätze und Instrumentalzwischenspiele kamen hinzu. Aus der Opera buffa wurde eine erheblich längere Musikrevue. Das bei der ersten Inszenierung Mal eher dünn instrumentierte Ensemble wuchs zu einem üppig besetzten großen Orchester, und den Zuschauermassen bot sich auf der Bühne eine bunte Ausstattungsorgie, freilich fernab jeglicher politischer und gesellschaftlicher Aktualität. Zumindest der erneute Publikumserfolg gab Offenbach jedoch Recht. So etwas wie historische Werktreue kam ihm dabei nie in den Sinn. Gezeigt wurde, was dem Publikum gefiel.
In neueren Inszenierungen des „Orpheus“ besinnt man sich zumeist auf die Durchschlagskraft der ersten Fassung. Auch die Version des Kardinal-von-Galen-Gymnasiums orientiert sich an dieser Fassung und reduziert das Orchester auf ein Bläser-Ensemble, geführt von einer Rhythmusgruppe. Bei den Proben stellte sich heraus, dass gerade die Lieder, die sich durch eine gesangliche und eingängige Melodik und eine pulsierende Rhythmik auszeichnen, etwa der sattsam bekannte Can-Can oder das Couplet des Styx im zweiten Akt, in einer kleineren Besetzung die Schärfe und Wucht der Offenbachschen Musik zutage fördern.
Vielleicht geht in unserer Fassung dabei manchmal etwas vom Original verloren. Während der Proben entstanden immer wieder neue Ideen, es wurde gekürzt, umformuliert, neue kleinere Rollen entworfen usw. - ein manchmal schwieriger, aber immer kreativer Entstehungsprozess. Anlaufschwierigkeiten wurden aber immer wieder wettgemacht durch den Enthusiasmus aller Mitwirkenden, selbst etwas Neues entstehen zu lassen und Offenbachs Vorlage mit Leben zu füllen. Ob es gelungen ist, eine in sich stimmiges und mitreißendes Ganzes entstehen zu lassen, muss der Zuschauer beurteilen.
Johannes Dolezich

Die öffentliche Meinung

Bild-Reporter
37 38
Kira Gunsthövel Lisa Pricking
Spiegel-Reporter
39 40 41
Vera Betz Jasmin Richter Greta Lindemann
Bild-Fotografen
42 43 44
Sina Pankok Anne Stock Monika Gepp
Spiegel-Fotografen
45 46
Lena Hausen Julia Rademacher

Zeitungsjungen
47 48
Benedikt Wieschhörster Jens Materla
49 50
Franz-Bertram Voß Konrad Schneermann

Who’s who : Ein kurzes Glossar der griechisch-römischen Mythologie


Apollo: Gott des Lichts und der Musik
Aristeus: Erfand die Imkerei, den Olivenanbau und den Käse. Sein Versuch, Eurydike zu vergewaltigen, führte zu deren Flucht und Tod.
Bacchus (Dionysos): Gott des Weines, der Fruchtbarkeit, der Ekstase und des Theaters. Sohn des Jupiters.
Cupido, auch: Amor (griechisch: Eros): Gott der Liebe, die er mit Pfeilen verschießt. Sohn von Venus und Mars.
Diana (Artemis): Göttin der Jagd und der Keuschheit. Tochter des Jupiter aus dessen Verbindung mit Latona; Zwillingsschwester des Apollon.
Eurydike: Thrakische Baumnymphe. Gemahlin des Orpheus. Verstarb durch einen Schlangenbiss. Der Versuch des Gatten, sie aus der Unterwelt zurückzuholen, blieb erfolglos.
Furien: Rachegottheiten. Meist in der Unterwelt verortet.
Juno (Hera): Göttin der Mutterschaft und der Geburt. Gemahlin und Schwester des Jupiter. Erbitterte Rächerin der Seitensprünge ihres Ehemannes. Ihr zweiter Platz bei einem Schönheitswettbewerb führte zur Zerstörung Trojas.
Jupiter (Zeus): Oberster der Götter, Donnerer, Gemahl seiner Schwester Juno, Verwandlungskünstler und Schürzenjäger.
Mars (Ares): Kriegsgott. Spannte Venus ihrem Gemahl Vulkan aus. Mit ihr zeugte er Harmonia und Cupido.
Merkur (Hermes): Götterbote, Gott der Händler und Diebe.
Minerva (Athene): Göttin der Weisheit. Kopfgeburt, da ihr Vater Jupiter sie in seinem Kopf selbst austrug.
Olymp: Gebirge im griechischen Makedonien und Wohnsitz der Götter.
Orpheus: Sohn des Apollo. Thrakischer Sänger. Seine Musik beeindruckte Menschen, Bäume, Tiere, Steine und Furien gleichermaßen. Versuchte nach dem plötzlichen Tod seiner Frau diese aus der Unterwelt zurückzuholen – vergeblich. Später schwor er den Frauen ab.
Pluto (Hades): Gott der Unterwelt. Bruder des Jupiter.
Styx: Einer der zahlreichen Flüsse der Unterwelt.
Unterwelt (grch. Hades, lat. Orkus): Aufenthalt der Verstorbenen. Oft mit der Hölle gleichgesetzt.
Venus (Aphrodite): Göttin der (erotischen) Liebe und der Schönheit. Gemahlin des Vulkan, Geliebte des Mars.
Vulkan (Hephaistos): Schmied. Gatte der Venus. Fing Venus und Mars beim Seitensprung in flagranti mittels eines kunstvoll unsichtbaren Netzes.

Maske
54
Lea Altehenger, Pia Breddermann, Olivia Czeplinski, Felicia Egtermeyer, Anna-Lisa Eilerts, Jacqueline Garand, Sarah Gindera, Carmen Finkelmann, Kristina Kintzinger, Greta Niemann, Rebecca Rehsies, Jessica Röhrig, Daniela Schwermann, Sarah Tesching, Rebecca Uhr
Musik
51
Johannes Dolezich & Dennis Dartmann, Tobias Scheel, Benedikt Dartmann, Henning Iseke, Luis Haacke
Bühnenbild
52
Carsten Goerke & Jonas Chrobak, Marc Schafflik, Lena Schemmelmann, Jan-Christoph Fürst, Lukas Renelt, Marie Terboven,
Valerie Schäfer, Gesine Weber, Jana Holtmann, Greta Lindemann, Eileen Hüls, Mareen Stübbe
Kostüme
53
Maria Fotopoulos, Karin Wahlbrink-Weber,
Susanne Granzeier, Jutta Stenz-Eilerts & AG

Zitate


"Mein Ziel war es immer, eine Art Versicherungsgesellschaft zur Bekämpfung der Langeweile zu gründen". Jacques Offenbach
"Der Musik Offenbachs entströmt die Wärme eines Dunghaufens: Auf ihm könnten sich alle Schweine Europas wälzen." Richard Wagner
"Man tötet und erwürgt Orpheus und Eurydike, die den Musikern der ganzen Welt teuer sind, man jagt die Bewohner der Haine, man verhöhnt die heilige und glorreiche Antike... dazu eine teuflische Musik... eine Musik eigentlich nur für Bettnässer!" Jules Janin im 'Journal des Débats' vom 5. Dezember 1858
"Offenbach und Bizet ist es zu verdanken, dass der Schmalz der italienischen Oper auf französischen Bühnen nur sehr wenige Fettflecke hinterlassen hat." Wolfgang Körne, der einzig wahre Opernführer

Regie Gesamtleitung, Regieassistenz Gesamtleitung, Musikalische Leitung Gesamtleitung, Bühnenbild Gesangliche
Erarbeitung
Ton/Technik Licht Choreographie
55 56 57 58 59 60 61 62 63 64
Bart Hogenboom Oliver Traxel Johannes Dolezich Carsten Goerke Gregor Osthues Heinz Braunsmann Andreas Klomfaß Stefan Hof & AG Gisela Richter Susanne Lemper