Häuptling Abendwind

Das Werden des großen Werkes

Die Proben. Ein Erlebnisbericht


Manche SchülerInnen und LehrerInnen, die während der letzten Wochen durch das private bischöfliche Kardinal-von-Galen-Gymnasium wanderten, staunten doch nicht schlecht und warfen einen faszinierten Blick zur Decke, wenn sie auf einmal absurder, gar unheimlicher Geräusche gewahr wurden, die klangen wie „Hula, Hula, Hula, Hula“. Nur konnten sie sich keinen Reim darauf bilden. Woher sollten sie auch wissen, dass die SchülerInnen der Jahrgangsstufe 10 einmal wöchentlich unter Leitung des Schauspielers und Regisseurs Bart Hogenboom ihre schauspielerischen Fähigkeiten unter Beweis stellten?!
„Es war manchmal anstrengend, aber immer lustig!“, sagte Alina alias Atala. Auch für alle anderen war es eine einmalige Erfahrung, so z. B. Helena alias Bo Cassu. „Seit den Aufwärmübungen sprudle ich vor positiver Energie nur so über.“ Dabei ging es unter anderem darum, lockerer zu werden und auch den schüchternen SchülerInnen eine Chance zu geben, aus sich herauszukommen. Typische Aufwärmübungen waren Massagen, die negative Energie abstreifen sollten. Bei anderen musste man Geräusche und Bewegungen nachahmen. Am wichtigsten dabei war eine gehörige Portion Spontaneität. Die Angst vor möglicher Blamage wurde zusehends geringer.
Danach wurde gesungen, getanzt, und einzelne Szenen wurden geprobt. Herr Dolezich tat sein Bestes, um uns mehr oder weniger erfolgreich die richtigen Töne zu entlocken. Der Höhepunkt des ganzen Spektakels war das Probenwochenende am 30./31. August, wo wir von morgens bis abends unser Bestes gaben und dabei auch noch eine Menge Spaß hatten. Als Stärkung zwischendurch gab es Lasagne im Forum. Danach waren alle ganz aufgeregt, dass sie endlich ihre Kostüme anprobieren durften. Natürlich war das alles eine Menge Arbeit, aber wir alle hoffen, dass Sie als Zuschauer bei unserem Theaterstück viel zu lachen, zu träumen und zu entdecken haben. Wir drücken Ihnen die Daumen, dass sie das Ende unseres Stückes überleben.
Anne Stock/Sophia Hippen, Programmheft

Generalprobe am 23. 9. 2008

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Vorbesprechung und "Aufwärmen"
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Erwartungsvolle Stimmung vor und hinter der Bühne
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Der Probendurchgang: Jetzt muss alles klappen!
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Konzentriert: Der Regisseur Im Hintergrund, aber sehr wichtig: Die Souffleuse Kritische Zuschauerblicke Noch nicht ganz in Aktion: Das Orchester

„Häuptling Abendwind“ heißt das Stück, das das KvG im September in der Aula der Schule aufführen wird.

Manchmal möchte man Kannibale sein

Kardinal-von-Galen-Gymnasium bringt „Häuptling Abendwind“ auf die Bühne

Münster-Hiltrup. Mit Essgewohnheiten ist das so eine Sache: Der Südseestamm der Großlulu ernährt sich keineswegs vegetarisch - ab und zu landen auch Menschen in ihrem Kochtopf. Die Aula des Kardinal-von-Galen-Gymnasiums gleicht zur Zeit einer Südseeinsel. Auf der Bühne wachsen Palmen, bunt zusammengeschusterte Holzgerüste aus Strandgut ragen bis an die Decke.
Die Vorbereitungen für das Theaterstück „Häuptling Abendwind“, das rund 40 Zehntklässler des KvG zur Zeit einstudieren, sind in vollem Gange. Seit einem halben Jahr proben die Schüler, schneidern Kostüme und erstellen ein umfangreiches Bühnenbild.

„Am KvG herrschte eine kleine Theaterflaute, ich konnte die Schüler schnell für dieses Projekt begeistern“, berichtet Deutsch- und Musiklehrer Johannes Dolezich, von dem die Idee kommt, das Stück „Häuptling Abendwind“ von Nestroy auf die Bühne zu bringen.

Die Bühnenbild-AG des Kunstlehrers Karsten Goerke steuerte tolle Ideen bei, auch die Musik kommt in dem Theaterstück nicht zu kurz. Johannes Dolezich schrieb eigens die Musik von Jacques Offenbach so um, dass eine Schülerband das Theaterstück musikalisch unterstützen kann. Die Leitung der Proben liegt in den Händen des Regisseurs Bart Hogenboom.
„Häuptling Abendwind“ handelt von zwei Kannibalenstämmen, denen bei ihrem Gipfeltreffen das Fleisch für ihr Festessen fehlt. Wie gut, dass in diesem Augenblick ein französischer Friseur an den Strand dieser Südseeinsel gespült wird...

Ob die Zehntklässler textsicher sind, lässt sich am 23., 24, und 25. September in der Aula des Gymnasiums überprüfen. Das Stück kommt jeweils um 20 Uhr auf die Bühne.
Karten für das Theaterstück sind im Sekretariat des KvG und an der Abendkasse erhältlich.

vb, Westfälische Nachrichten 17. 09. 2008

Probe am 31. 8. 2008

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Schülerinnen und Schüler im Teenager-Alter, die gern zur Schule kommen? Die dort sogar sonntags erscheinen? Die bei Wiederholungen nicht gelangweilt auf die Uhr sehen, sondern ihre Sache mit viel Spaß und Engagement betreiben? Keine Fabel - sondern Realität: an unserer Schule, in der Aula am 31. 8. 2008!
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Die Biberhuhn-Abordnung marschiert auf
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Nur noch leichte Korrekturen, dann "sitzt" auch die Überreichung des "Gastgeschenks"
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Bei soviel Engagement gibt es keinen Zweifel am Gelingen der Aufführung!

Die Kostüm-AG


Entwerfen, Nähen, Designen und Schneidern - das hat mir immer schon Spaß gemacht.
Als ich das erste Mal vom Theaterprojekt erfahren habe, hatte ich, ehrlich gesagt, noch nicht vor, dabei mitzuwirken, denn das Schauspielern wollte ich lieber den anderen überlassen. Dann bekamen wir aber im Musikunterricht von Herrn Dolezich die Anmeldezettel ausgeteilt, und als ich den Abschnitt „Kostüme/Maske“ sah, war ich sofort interessiert. Kostüme schneidern und entwerfen hörte sich doch echt gut an, und so überredete ich gleich noch zwei Freundinnen, mitzumachen.
An einem Donnerstag nur zwei Wochen später stand dann das erste Treffen bevor. Neugierig und voller Erwartungen kamen Kristina, Leonie und ich vor Raum 202 an und staunten nicht schlecht: Mit uns bestand die Kostüm-AG aus nur sechs Schülerinnen sowie Frau Granzeier und Frau Weber. Das hört sich jetzt erst einmal verdammt wenig an, aber ich finde, die Gruppengröße war genau richtig, doch dazu später mehr.
Ehrlich gesagt war ich anfangs auch etwas überrascht, und desto mehr wundert es mich mittlerweile, dass wir zu acht in relativ kurzer Zeit klamottentechnisch tatsächlich alles geschafft haben, was wir uns vorgenommen hatten.
Jedenfalls begannen wir beim ersten Treffen das Theaterstück zusammen durchzulesen und fingen an mit Ideensammlung und Brainstorming. Hatte ich am Anfang direktes Losschneidern erwartet, so lag ich da völlig falsch - es dauerte ungefähr zwei Monate, ehe wir damit loslegten. In dieser Zeit zeichneten wir zunächst grobe Körper, denen wir dann passend zu den verschiedenen Figuren des Theaterstücks Kleider entwarfen. Daraus bastelten wir eine Collage, die unsere Ideen anregen sollte und uns beim Umsetzen vom Fertigstellen der Kostüme helfen sollte. Das brauchte seine Zeit.
Als das Kunstwerk endlich fertig war, wurde die Collage an die Wand gehängt und es ging ab auf den schuleigenen Dachboden. Dort wühlten wir in den Kartons nach alten Kleidungsstücken und schleppten alles in unseren Raum. Nachdem wir den einen oder anderen Fummel kritisch begutachtet und aus Spaß anprobiert hatten, wählten wir die Teile aus, die wir brauchen konnten. Wir hatten schließlich einen ordentlichen Berg, den andere vielleicht in die Altkleidersammlung verfrachtet hätten, doch für uns waren es wahre Schmuckstücke, denn daraus entstanden alle Kostüme für „Häuptling Abendwind“.
Stunden- bzw. wochenlang schneiderten wir die Kostüme, zerschnitten Teile und fügten sie neu zusammen, machten an den Schauspielern und an uns selbst die Anproben und nähten fleißig. Das Ergebnis kann sich wirklich sehen lassen: Zwar steckt verdammt viel Arbeit dahinter, es hat aber viel Freude gemacht, und ich kann jetzt noch einmal auf die Gruppengröße zu sprechen kommen. Denn wie ich schon sagte, es war gut, dass wir nicht so viele Leute waren. Dadurch konnte jeder seine Meinung äußern, seine eigenen Ideen mit einbringen und seiner Kreativität freien Lauf lassen.
Ich für meinen Teil fand es super und würde es gerne wieder machen. Auch mit unserer Gruppe gab es keinen Stress, stattdessen haben wir uns alle gut verstanden. Ich hoffe, dass den Zuschauern und den Schauspielern selbst die Kostüme auch gefallen, selbst wenn nicht alle davon unbedingt alltagstauglich sind. Vielleicht wird ja bald wieder ein neues Theaterprojekt stattfinden, bei dem unser Team wieder zum Einsatz kommt!
Celine Krüger

Probe am 24. 6. 2008

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Der Text "sitzt" bereits
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"Tunten" im Umgang miteinander und mit einem weiblichen Wesen...
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... da sind Humor und echte Schauspielkunst gefragt!
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Das Publikum ist begeistert!

„The wild bones“

Zur Musik von Jacques Offenbach

Die Mini-Oper „HÄUPTLING ABENDWIND“ ist sicherlich die schrillste ihrer Art von den über 150 Bühnenwerken von Jacques Offenbach. Sie war für das verwöhnte Pariser Publikum so sperrig, dass es nach ihrer Uraufführung am 16. Mai 1857 in Paris bei wenigen Aufführungen blieb. Erst viel später erkannte der Österreicher Johann Nestroy, welche Wucht in dem Stück steckt und führte es in einer neu bearbeiteten Textversion in Wien auf.
In „HÄUPTLING ABENDWIND“ bewies Offenbach seinen ganzen musikalischen Einfallsreichturn: Er präsentierte eine hinterlistig aufbereitete Südseemusik, die virtuos mit vielen gängigen musikalischen Klischees hantierte.
Das „verkehrte“ Verhalten der Wilden (gemeint waren bei Offenbach natürlich nicht Südsee-Kannibalen, sondern die zivilisierten Pariser Mitteleuropäer) spiegelt sich in der „verkehrten“ Struktur der Musik, etwa in bewusst falsch gesetzten Begleitakkorden oder in einer sich oft rhythmisch im Kreise drehenden Begleitung, die das Hula-Hula auf der Bühne antreiben.
Dieses wilde Geschehen auf der Bühne gab Offenbach ausreichend Gelegenheit, die Verlogenheit und Eitelkeit der Pariser Gesellschaft gehörig durch den Kakao zu ziehen. Häuptling Abenwinds Rivalin, Häuptling Biberhuhn, bringt es im Stück auf den Punkt:
„Ich kann nichts Fremdes mehr sehen. Ich hab' einen Hass auf alles Gebildete! Kultur, Zivilisation, Fortschritt: Ich batz ihn weg, den Fortschritt! Mein Gott! Man will doch nichts anderes, als dass man seine paar Bananen und ein Stückchen Gefangenen in Ruhe verzehren kann.“
Die Musik Offenbachs bietet viele Möglichkeiten, sie dem Publikum in ihrer ganzen Kraft zu präsentieren. In der Aufführung des KvG kommt sie mit geballter Blechbläser-Macht daher, unterstützt von Klavier und sparsamer Percussion. Und es hat allen Instrumentalisten großen Spaß gemacht, das wüste Geschehen auf der Bühne musikalisch weiter anzutreiben. In diesem Sinne schuf Offenbach vor über 150 Jahren, wenn man so will, einen Vorläufer des Punk: Einfach, aber immer mit großer Wucht und zielgenau.
Johannes Dolezich

Probe am 29. 5. 2008

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Noch ist das Textheft bei den Proben erlaubt...
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Regisseur Bart Hogenboom hat alles fest im Griff
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Eine Arbeit, die Spaß macht: Gute Stimmung, Spiellaune und Kreativität bei der Theatertruppe
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Publikum gibt es auch schon: Der gerade pausierende Teil des Aufgebots freut sich über die gelungene Szene