Nosferatu


Aufführung
vom 10. 4. 2003


Fotos: Melissa Hohmann
Vorrede (Herr Fischedick) Die Band

1. Akt

Ort: Schloss der Vampire

Seit 100 Jahren herrscht Frieden zwischen den Bürgern des Städtchens und den im Schloss oberhalb hausenden Vampiren. Für die Jugendlichen in der Stadt gehört die Bedrohung, die einst von den Vampiren ausging, ins Reich der Fabel. Unbefangen haben sie im Schlossbereich herumgestöbert und dort Särge entdeckt. Nun finden sie es cool, sich eine "Vampir-Disco" einzurichten und Getränke wie "Nosferatus letztes Tröpfchen" und "Bloody Lilith" zu kreieren.

Den Vampiren sind diese Aktivitäten nicht verborgen geblieben; sie fühlen sich nicht mehr ernst genommen und bitten ihren Fürsten Nosferatu, die Angriffe gegen das Städtchen wieder aufzunehmen. Der jedoch ist des Blutsaugens müde; mehr noch: er hat sich in das Mädchen Lucy aus der Stadt verliebt...
Im Schloss der Vampire:
Fürst Nosferatu und die zweite in der Hierarchie, Lilith
Die drei kleinen Vampire,
die für komische Einlagen sorgen
Wir sind hier draußen eingesperrt
In kalte Särge eingeengt
In harte Bretter eingezwängt
Und das Gesicht von Wut verzerrt.
Gefangenschaft macht Ungeheuer.
Wir wollen 'raus - aus dem Gemäuer
Und wollen leben
In Nächten schweben.
Liliths Flehen, den Krieg wieder aufzunehmen, wird von Nosferatu nicht erhört Lilith, eifersüchtig, gedemütigt...,
... stimmt sich mit dem "3. Mann" Andres ab: "Er wird zu einer Gefahr für unser Reich. Wir müssen das im Auge behalten."
Die drei kleinen Vampire werden beauftragt, Lucy ständig zu beobachten.
Der kleine bucklige Diener
(à la Polanski, Tanz der Vampire)
Wenn nachts das blasse Mondlicht scheint
Im Sturm die tote Seele weint
Wenn mit Geheul der Wölfe Meute
Uns ruft zur Jagd auf Menschen-Beute
Werden wir Tiere
Vampire, Vampire
Und segeln als nächtliche Schatten
In Schwärmen geflügelter Ratten.
Schaden und Tod sind dem gewiss
Der sich verfängt in unserem Biss.
Gordo, kleiner dicker Vampir:
"Ich muss hier raus. Hier ist was los. Bobo, hilf mir!"
Balbu, stotternder Vampir:
"Du bist zu d-dick!" "Du hast zuviel gef-fressen!"
"Da sitzen wir schön in der Klemme. Mit einer Seite werden wir es verderben, mit Lilith oder Nosferatu."

2. Akt

Ort: Lucys Zimmer

Lucy ist ein scheues, introvertiertes Mädchen, das nächtelang vor dem PC sitzt. Ihre Mutter, die schon einen Bräutigam für sie "ausgeguckt" hat, macht sich deshalb Sorgen:

"So kannst du Arthur nicht behandeln! - Wir können Arthurs Vater nicht vor den Kopf stoßen. Er ist die rechte Hand des Bürgermeisters. Dein Vater will das neue Rathaus bauen!"

Nun, wenn Arthur schon keine Chance hat, dann vielleicht...
"Viel lieber verkriechst du dich in deinen Platten!"
"Du hängst nur dauernd vor diesem Bildschirm da!"
"Der junge Herr Cyprian! Ich hatte ihn gebeten, mal vorbeizukommen. Wie immer sehr charmant mit Blumen!"
Der Bürgermeister ist überhaupt nicht dieser Meinung! Er nimmt den Jugendlichen, vor allem Promotor Cyprian, die Disco-Aktivitäten übel, weil er um den Frieden mit den Vampiren fürchtet
"Der Junge könnte mit einem ganzen Blumenladen kommen..." Da auch Cyprian bei Lucy keine Gnade findet... ... landet der Blumenstrauß, leicht lädiert,
schließlich bei Muttern
Cyprian versucht Lucy zum Mitmachen in der Disco zu überreden
"Dich möchte ich dabei haben,
weil du nicht so bist wie die anderen!"
Die drei kleinen Vampire beobachten auftragsgemäß alles:
"Wer ist das neben ihr?" "Ein Nebenbuhler vielleicht!"
Wieder der kleine bucklige Diener:
Gehört der überhaupt zum Stück?
Lucys Mitschülerinnen unterstützen Cyprian: "Komm doch mit! Gib dir 'nen Tritt! Allein im Abseits stehn ist weder cool noch schön...
... Schließ dich an! Dann wirst du auch verstehn: Ausschließlich in der Clique hast du Fun!" Arthur, chancenlos: Seine Sorgen um die dunkle Gestalt vor Lucys Fenster kommen nicht an
Viele treten vor die Tür
Treffen Menschen auf den Straßen
Wissen, was sie tun und lassen.
Haben Freunde jetzt und hier.

Warum muss ich die Augen schließen
Will keinen sehen und begrüßen
Und leb' in einer fremden Welt
Am Horizont, wo der Stern niederfällt.

Manche spürt im frühen Licht
Noch die Worte der Verführung
Noch die nächtliche Berührung
Und die Küsse im Gesicht.
Endlich allein!!! Lucy nimmt per PC Kontakt mit einer geheimnisvollen Adresse auf: Nosferatu! Während Lucy singt...
Ich aber muss die Augen schließen
Und lasse meine Wünsche fließen
Ins ferne Land, das keiner nennt
Zum Nachtgebirge, wo niemand mich kennt.

Strecke meine Hände aus
Fühle schon, wie mich umschlingen
Starke Arme, die mich bringen
Fort von hier, hinaus, hinaus.

Die Augen, weit geschlossen, sehen
Vor bleichen Himmeln dunkel stehen
Die Traumgestalt, die mir gefällt
In Feuerland, an den Rändern der Welt.
Lass dich los, wir werden schweben.
Ich sag', es gibt ein neues Leben
Bei jenen Sternen oben
Die Wolken droben
Beleuchtet bleich der Wassermond.

Halt mich fest, ich möchte fliegen
Und du sollst nahe bei mir liegen.
Niemand soll uns begleiten
In jene Weiten
Wo außer uns sonst keiner wohnt.

Lieben, fallen, gleiten, fliegen
Und sich im Nachtwind müde wiegen.
Um nichts sich sorgen müssen
Auf Wolkenkissen
gibt uns den Schlaf der Wassermond.
... tritt Nosferatu ein "Ich habe mich verletzt. Es blutet." "Lass sehen!"
"Jetzt hat er sie!" Nosferatu hat an der Wunde gesaugt "Hach! Ich tue es ungern, aber wir werden es Lilith sagen müssen!" "Nein, nicht Dracula! Nosferatu heißt unser Fürst!"

3. Akt

Ort: Diskothek

Die Disco soll heute eröffnet werden. Lilith, Andres und noch einige Vampire nehmen sie eifersüchtig in Augenschein. Agreement zwischen dem Bürgermeister und Lilith:
Bei der Eröffnungsfete sollen sich Vampire unter die Schüler mischen und sie erschrecken, damit sie von ihrem Disco-Vorhaben ablassen.

Ob es bei dem Erschrecken bleibt?
Die blutige Lilith hat jedenfalls Pläne, die darüber hinausgehen!
"Täuschend echt ist alles nachgemacht!
Da setzt sich unser Fürst, der Bräutigam, ins warme Nest!"
"So könnte es gehen.
Tun Sie Ihr Teil, dann können Sie auf mich rechnen!"
Die Honoratioren der Stadt inspizieren entrüstet die neue Disco.
Kurze Streiteinlage der kleinen Vampire: "Ich bin ein Vampir. Die Fledermaus bist du! Denn die sind dick, weil sie Insekten fressen!" "Gut gemacht. Schade. Verschwendet für diesen Disco-Unsinn. Die Särge wären auch für den Ernstfall gut!" "Was mich erschreckt, das ist die fehlende Ehrfurcht vor den Toten, die sich hier verrät!"
Lucys Eltern bitten um Einlass! Wegen ihrer verschwundenen Tochter ersuchen sie die Behördenvertreter um Hilfe... ... finden aber bei denen kein Verständnis!
Ihnen kann geholfen werden
Denn es ehrt Sie das Vertraun
In die örtlichen Behörden.
Das zeigt, dass Sie auf uns bau'n..
Drum kommen Sie nicht mit Beschwerden!
Wer dies Urvertrau'n verlör, den
Stützt nicht die Bürokratie.
Zweiflern schenkt sie kein Gehör, denn
Menschlichkeit, wo fänd man die?
Wo denn? Wenn nicht bei den Behörden.
Harmonie mit den Behörden
Sichert Wohlergeh'n und Glück.
Wer das nicht erreicht auf Erden,
Bricht sich leider das Genick.
Und so wird's hier auch wohl werden.
"Kommen Sie nicht mit Beschwerden!" "Die Zärtlichkeit zu einem Vieh, die macht den Fall zur Sodomie!"
Mit Behörden ist nicht gut Kirschen essen! Verzweifelt gehen Lucys Eltern hinaus.
"Ohohoho, Sodomie! Ist das schlimm?" "O ja, und wie!" "Harmonie mit den Behörden..."
Die Jugendlichen kommen, um ihre Disco zu eröffnen. Nach einigen Heavy-Metal-Klängen verlassen die Honoratioren verärgert den Raum. Der Bürgermeister warnt Cyprian ein letztes Mal... Schon haben sich Lilith und Andres wie geplant unter das Publikum gemischt
Jetzt wird's gefährlich: "Da bleiben wir besser drin." "Wir belegen lieber schon die besten Sitzplätze!" Die Fete beginnt; das Publikum ist bereits "gemischt"
Auf den Pieks,
auf den Pieks, da kommt es an, und der Pieks muss zärtlich sein,

Ohne Pieks,
ohne Pieks wär' nichts daran, und das wär' nicht zu verzeih'n.

Für den Pieks
habe ich ein Kuscheltier, und das Tier ist ein Vampir.

Mein Vampir
ist ein Kuscheltier mit Pieks und lieb zu mir.
Noch sucht man "neue Wege der Verständigung" Attraktion des Festes: Das Brautpaar Organisator und Moderator Cyprian
" 'ner völlig weichen Type könnt' ich keine Liebe schenken. Da muss ein Stachel sein ganz zart und etwas Biss! Ein Pieks, so ganz fein, sonst fühl' ich mich mies."
Die Fete endet in einem Blutbad. Opfer: Cyprian und eine Mitschülerin - bevor Nosferatu Schlimmeres verhindern kann
"Die machen sich lustig über uns!" "Den Pieks können sie haben!" Wütend fallen die Vampire über die Lebenden her.

4. Akt

Ort: Lucys Zimmer

Lucy, desillusioniert durch den Ausgang der Fete, ist nach Hause zurückgekehrt. Sie leidet noch unter den Folgen der Saugaktion Nosferatus ob ihrer Schnittwunde - Blutarmut, Bewusstlosigkeit.

Der Bürgermeister betreibt unterdessen ein gefährliches Doppelspiel:
Er will Lilith dadurch besänftigen, dass er ihr Nosferatu ausliefert.
Dieser soll - unter dem Vorwand, dass man mit ihm verhandeln will - in den hinteren Raum der Diskothek gelockt, dort bis zum Tageseinbruch hingehalten und dann durch Entfernung der Verdunklung und das plötzlich eintretende Tageslicht vernichtet werden.
Auch der allmählich erwachenden Lucy wird vorgetäuscht, dass man mit Nosferatu verhandeln will - denn nur sie weiß, wo er sich befindet und kann ihn gutgläubig zum Kommen bewegen.
Konspiration der Honoratioren:
"Ich will mit Nosferatu nicht verhandeln -
Der hat doch keinen Einfluss mehr bei den Vampiren!"
"Hoch die Verdunklung - und Zisch!"
"Herr Doktor, wie geht's der Kranken?"
"Wenn man den alten Berichten glauben darf, haben die Opfer gute Überlebenschancen. Manche seien selbst Vampire geworden..."
"Ach, mein Kind, was hast du getan?" "Ein gutes Werk hat sie getan! Sie rettet Nosferatu und uns..." Der Bürgermeister täuscht Lucys Eltern vor, dass er mit Nosferatu verhandeln will Lilith, die das Gespräch belauscht hat, nimmt es für bare Münze: "Dieser Schuft!" Auch die wiedererwachende Lucy hat das Gespräch verfolgt:
"Ich kann etwas tun, damit die schlimmen Dinge sich nicht wiederholen.
Ich weiß ja, wo er ist. Ich kann ihn rufen!"
Lilith beschließt, noch vor Tagesanbruch in die Diskothek zu gehen und Nosferatu umzustimmen, um zu verhindern, dass der Bürgermeister mit ihm verhandelt.

5. Akt

Ort: Diskothek

Es kommt, wie es kommen muss:

Der ausgeklügelte Plan des Bürgermeisters geht schief, denn außer Nosferatu wird die Tageslicht-Aktion zwei Opfer haben:

Lilith, die Nosferatu umstimmen -

und Lucy, die ihn warnen will, da sie inzwischen von den wahren Absichten des Bürgermeisters erfahren hat
Fassunglos betrachten die Honoratioren die verwüstete Diskothek: "Ein Schlachtfeld!" - "Ein Strafgericht. Die jungen Leute waren selber schuld." Der Bürgermeister bekräftigt seinen Plan: "Nosferatu kommt! -
Herr Apotheker, Sie leiten die Aktion an der Verdunklung!"
Dass es Verstehen gibt,
über die tiefsten Gräben hinweg,
und Liebende sich umarmen können
über Gräbern,
liegt hier in Trümmern.

Auch wenn wir die Versöhnung wollen und Liebe suchen -
der Blick zurück sieht immer Trümmer - und Blut.
Der Priester bringt schlechte Nachrichten:
"Ein Teil der Unseren ist tot, ein Teil gefangen"
Nosferatu ist gekommen! "Ich wollte nicht wieder Mittäter bei Gemetzeln sein.... ... Verhindern kann man nichts. -
Lucy will mich sprechen. Ich muss sie hören!"
Wir steh'n und seh'n das Schöne aus der Welt

Hinausgefallen, nichts bleibt als die Leere.

Der Blick geht unstet über dieses Trümmerfeld.

Nichts hält uns aufrecht, uns erdrückt die Schwere.
Der versöhnungsbereite Nosferatu und Lilith, zu der der Bürgermeister guten Kontakt zu haben wähnte, sind vernichtet. Nun ist Andres Herrscher! Die Lebenden haben keine Gnade zu erwarten! " Wir steh'n erstarrt und wünschten, wir wär'n nie gebor'n. Was uns're Schuld war, können wir nicht fassen!" Die Lebenden in der Hand der Vampire
"Was hilft das Jammern jetzt, ihr seid besiegt. Die Reue kommt zu spät, nichts kann euch helfen!" Die Vampire zwingen die Gefangenen, niederzuknien Angstvoll erwarten sie den Biss,
doch - gibt es noch Hoffnung?
Lucy, die noch Menschliches in sich hatte, hat das Licht ausgehalten, ist aber nun ein Vampir geworden
Die Menschen sucht' ich, die mir nahe waren.

Sie floh'n. Die Mutter riss sich an den Haaren.

Geh weg! Du bist uns fremd. Komm nie mehr her!

Das traf mich tief. Kein Stein traf mich so schwer.

So war es immer: Steine, Flüche flogen

Wohin ich kam. Geh weg! Sei endlich tot!
"Ich stehe hier an Nosferatus Stelle. Mein Befehl ist, diese Gefangenen zu schonen. Als seine Witwe bin ich hier Herrin..." - So findet das Stück ein versöhnliches Ende "Ich bin nicht ganz allein. Ich habe Nosferatu, den ich suchen kann. Und du suchst ihn doch auch - willst du zu mir gehören?"

Schlussapplaus


Die Mitschülerinnen Die Honoratioren Lucys Eltern
Lucy Die bewegliche Figur Die Musiker
Bühnenbild, Technik Bühnenbild, Regie Extra-Vorhang für die Hauptdarsteller
Zugabe: "Fun, Fun, Fun! Ausschließlich in der Clique hast du Fun!"
"Ihr wart ein tolles Publikum!"