Kunst für einen guten Zweck: Für ihren Leistungskurs übergaben vier KvG-Schülerinnen gemeinsam mit Schulleiter Paul Thelosen 250 Euro an Friede von Hoff vom Verein „Herzenswünsche“. Foto: abo

Kunst erfüllt Herzenswünsche

KvG-Schüler überreichten Spende

Münster-Hiltrup. Eine Präsentation, die nicht nur interessant und anregend war, sondern auch einem guten Zweck diente: Im Rahmen der Finissage zur Ausstellung von Schülern der Jahrgangsstufe 12 des Kardinal-von-Galen-Gymnasiums im Hotel Krautkrämer sammelten die Künstler rund 250 Euro an Spenden. Das Geld wurde gestern an Friede von Hoff, Mitarbeiterin des Vereins „Herzenswünsche“, übergeben. Dort ermöglicht man schwerkranken Kindern die Erfüllung eines lange gehegten Wunsches. „Unser Verein finanziert sich ausschließlich durch Spenden“, betonte Friede von Hoff und bedankte sich bei den jungen Künstlern vom KvG.
Die Bilder zum Thema „Von Männern und Frauen“ sind noch für einige Tage im Flur des Gymnasiums zu sehen. Danach werden ausgewählte Werke in Wohnzimmern in Hiltrup und Umgebung wiederzufinden sein: Einige Lehrer hielten die Bilder für so gelungen, dass sie sie den Schülern glatt abkauften.
abo, Westfälische Nachrichten 11. 07. 2002
Kunst mal anders präsentiert: Die Märchentürme der Klasse 5b des Kardinal-von-Galen-Gymnasiums stellten gestern die Schüler, Kunstlehrer Ralf Woltering und Schulleiter Paul Thelosen (r.) im Schaufenster der Clemensapotheke vor. MZ-Foto: Linke

Märchenturm mit Zugbrücke vor Migränemitteln

KvG-Kunstarbeiten im Schaufenster der Clemens-Apotheke ausgestellt

HILTRUP. Märchentürme statt Migränemitteln - in der Clemens-Apotheke gibt's neuerdings auch moderne Kunst zu bestaunen. Die Klasse 5 b des Kardinal-von-Galen-Gymnasiums stellt jetzt im Schaufenster das Ergebnis ihrer Arbeit im Kunstunterricht ans. Ein professioneller Dekorateur nahm sich am vergangenen Samstag der KvG-Arbeiten an und gestaltete mit ihnen eine sehenswerte Dekoration in der Auslage der Apotheke an der unteren Marktallee.
Unter der Regie ihres Kunstlehrers Ralf Woltering widmeten sich die Fünftklässler in Kleingruppen dem Projekt Märchentürme. „Erst einmal legten wir die Kriterien für den Bau der Türme fest. Wir mussten uns ja vorher überlegen, wie groß sie werden sollen und wie wir sie am besten stabilisieren können“, erklärten die KvGler gestern bei der Präsentation der Arbeiten. Dann war zunächst echte Handarbeit gefragt - mit viel Pappe und noch mehr Klebstoff wurde das Material in eine neue Form gewandelt. In der Tat war die nötige Stabilität dabei ein zentrales Problem in der Umsetzung.
Als die Rohbauten standen, gingen die Schülerinnen und Schüler an die Feinarbeit - mit fantasievollen Wappen, jeder Menge Farbe und allerlei Accessoires wurden die Türme verschönert. „Bei manchen Burgen fügten wir auch technische Einbauten hinzu“, erklärte der Nachwuchs stolz. Unter anderem residiert beispielsweise eine Zugbrücke an einem der Bauwerke. Ein Märchenturm ähnelt verdächtig der Villa Kunterbunt von Pippi Langstrumpf - folgerichtig wurde dem Turm auch dieser Name verliehen. Bei der Farbgebung sparten die Schüler des Kardinal-von-Galen-Gymnasiums offenbar nicht mit Material.
Damit war die Arbeit aber noch lange nicht getan. Nach dem praktischen Teil setzte sich die Schülerschaft erneut zusammen und brütete über Märchen. Gemeinsam dachten sieh die jungen Autoren Geschichten aus, die zu ihren Märchentürmen passten.
Doch wie gelangt ein Märchenturm in eine Apotheke? „Eine Mutter ist hier beschäftigt und stellte den Kontakt her“, verriet Woltering den Weg bis zur Realisierung. Die Idee sei bei der Suche nach einem geeigneten Standort für eine Ausstellung gekommen, und nun sollen die Werke noch bis in die Sommerferien in dem Schaufenster der Clemens-Apotheke zu besichtigen sein - Kunst für jedermann.
Wolfram Linke, Münstersche Zeitung 04. 07. 2002
Die Frage nach der Schönheit bewegte bei der Finissage einer Ausstellung mit Arbeiten von KvG-Schülern im Hotel Krautkrämer Künstler, Lehrer und zahlreiche Gäste. Foto: him

Adonis und die drei Grazien

Schülerkunst des KvG

Die Suche nach der Schönheit ist unvergänglich. Die bildende Kunst stellt sich seit jeher der Frage, was denn eigentlich schön sei, und wenn ja, warum. Auch die Schülerinnen und Schüler der Grund- und Leistungskurse Kunst der Jahrgangsstufe 12 des Kardinal-von-Galen-Gymnasiums haben sich in ihren Halbjahresarbeiten mit dem Thema Schönheit auseinandergesetzt. Unter dem Titel „Von Männern und Frauen - 500 Jahre Geschlechterbild in der Neuzeit" präsentierten sie während der letzten sechs Wochen ihre Bilder im Hotel Krautkrämer.
Bei der Finissage am Mittwochabend warfen sie gemeinsam mit ihrem Kunstlehrer Michael Rickert einen Blick zurück auf den Enstehungsprozess der Arbeiten. „Als Vorlagen dienten uns Kunstwerke aus dem frühen 16. Jahrhundert“, erläuterte Schülerin Undine Schöttelndreyer vor zahlreich erschienenen Gästen ihren Arbeitsauftrag. Die Bilder sollten direkt auf die „Drei Grazien“ von Raffael oder aber auf den „David“ von Michelangelo zurückzuführen sein. Beide Kunstwerke hätten über lange Zeit „Schönheit schlechthin“ repräsentiert: Die drei sich umarmenden Frauen ebenso wie der makellose, in Stein gehauene Adonis Michelangelos.
Die „Nachbilder“, die die Schüler nach den Vorlagen gearbeitet haben, zeigen die Grazien und den David in neuen Kontexten. Da trägt der nackte David schon einmal eine Aktentasche, die Grazien erhalten von Macke, Dali und Picasso inspirierte Züge, oder aber sie verschwinden ganz und werden zu gesichtslosen Trägerinnen wallender Roben aus schwarzem Samt, der collagenhaft in das Bild eingefügt ist. „Ich will nicht darüber diskutieren, was Kunst ist. Kunst ist, was gefällt, und hier hängt einiges, was mir gefällt“, lobte Kunsthändler Eberhard Schnake, der die Auswahl der Bilder vorgenommen hatte, den Ideenreichtum der Schüler. Auf dem Kunstmarkt gäbe es bedeutend Schlechteres als das, was die Schüler präsentiert hätten, und es sei nicht abwegig, wenn sich der eine oder andere später auch beruflich für die Kunst entscheide.
Kunstlehrer Michael Rickert dankte der Schulleitung des bischöflichen Gymnasiums für ihren Liberalismus, zumal einige Bilder recht provokativ geraten seien. Die Ausstellung habe gezeigt, dass sich Kirche und Kunst durchaus berühren könnten. Als fruchtbar habe sich auch der Diskurs mit den Schülerinnen des benachbarten Kant-Gymnasiums, die am KvG den Kunst-Leistungskurs besuchten, erwiesen. Völlig unterschiedliche Perspektiven und Philosophien der einzelnen Schüler hätten sich gegenseitig bereichert. „Die Frage nach der Schönheit bleibt eine Kontext-Frage“, meinte Rickert abschließend. Die Antworten, die die Bilder lieferten, würden gleichzeitig neue Fragen aufwerfen und Diskussionen anregen.
Kerstin Himmelmann, Westfälische Nachrichten 28. 06. 2002