Unerwartete Kunst auf Zeit

Kunstkreis des Kardinal-von-Galen-Gymnasiums veranstaltete Performance im Klosterwald

01 03 02

Grauer Himmel, einige verirrte Regentropfen zwischen den Bäumen, der Wind spielt geheimnisvoll in den Ästen des Klosterwaldes. Gespannte Erwartung liegt in der trüben Unwetterluft. Zwischen den Bäumen lassen bunte Gestalten Ungewöhnliches erahnen. Rund einen Meter hoch und still die einen, lebensgroß und beweglich die anderen. Den Kopf in den Nacken gelegt, starren sie gemeinsam in den verregneten Himmel, in das grüne Blätterdach.
Auf einer Lichtung ihr graues Pendant: Von einer Staffelei aus sucht auch Richard Oelzes Menschengruppe unerwartetes am Horizont. Gespannt verharren dort die zahlreichen Zuschauer, die gestern in den Klosterwald kamen, um sich von der Performance des KvG-Kunstkurses in eine andere Welt entführen zu lassen.
Vortragen, erfüllen, aufführen, verrichten wollten die KvGler mit ihren Figuren. - So zumindest übersetzte Kunstlehrer Michael Rickert das Wort „Performance“ in seinem Eingangsvortrag zu der ungewöhnlichen Kunstpräsentation, die gestern zwischen KvG und Kloster für fünf Stunden zu sehen war. Zum Spielfeld sah er den Klosterwald verwandelt zu einem Feld für Mensch-ärgere-Dich-nicht-Figuren, die einmal nicht über endlose Wege ihrem Ziel entgegenziehen, sondern erwartungsvoll innehalten, wie ihre Schwestern und Brüder auf dem Oelze-Werk „Die Erwartung“ aus den 30er Jahren. Eingebunden in diese Kunst auf Zeit auch die eingefärbten Schülerinnen und ihre Betrachter. Unter ihnen neben Schulleiter Bernard Brinkbäumer und Pater Fritz Biermann auch Bezirksvorsteher Heinz Nolte, Alois Weihermann, Leiter der Bezirksverwaltungsstelle, und Oberbürgermeisterin Marion Tüns..
Unwiederholbar also die „Aufführung“ des Werkes, von begrenzter Dauer und in ständigem Wandel. Demgegenüber die Zeit, die sie mit ihren Figuren verbrachten, bis sie den Klosterwald bevölkern konnten. Zwei Jahre lang haben die Schüler an den 60 Figuren gearbeitet, zuerst einen Sockel für ihre Standfestigkeit gefertigt, dann die Rohform aus Kaninchendraht mit Pappmaché bekleidet, bis sie schließlich in den Mensch-ärgere-Dich-nicht-Farben lackiert werden konnten.
Nur für die „Verrichtung“ der besonderen Kunstform komponiert wurde auch die Musik von Johannes Dolezich und Udo Herbst, die nach Rickerts „Vortrag“ düster durch den Klosterwald klang. Gesungen wurde das Stück, dessen Weise angelehnt an Werke aus dem 11. Jahrhundert ist, von Almut Aischemöller.
Nicola Ebel in: Kardinal-von-Galen-Schule 1946-1996, Münster 1996