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Ausstellungseröffnung im Franz-Hitze-Haus |
Der Leistungskurs Kunst am KvG
Zu den wichtigen Tätigkeiten im Leistungskurs Kunst zählt die Ausstellung
von praktischen Arbeiten. Diese Ausstellungen stehen meistens unter einem bestimmten
Thema wie zum Beispiel Holzschnitte, Illustrationen, Stilleben, Tierstudien etc.
Am Beispiel unserer letzten und größten Ausstellung (150 Arbeiten)
im Franz-Hitze-Haus, die vom 06.03. - 30.04.86 zu sehen war, soll einmal erläutert
werden, wie ein solches Projekt realisiert wird:
Die Idee einer Gesamtausstellung aller Arbeiten, die wir im Laufe der zweieinhalb
Jahre im Leistungskurs produziert haben, war schon relativ früh entstanden.
Nun galt es zu überlegen, wie und vor allem, wo wir den passenden Rahmen
für so eine Vielzahl von Arbeiten, die aus den unterschiedlichsten Bereichen
stammen, finden könnten. Dank bestehender Beziehungen über das Bistum
Münster war diese Frage bald gelöst: Der Leiter des Franz-Hitze-Hauses
in Münster, Herr Dr. Beckel, stellte uns Räumlichkeiten zur Verfügung,
und der genaue Ausstellungstermin wurde vereinbart. Als nächstes folgte ein
Besuch im Franz-Hitze-Haus, der dazu dienen sollte, sich mit den Räumlichkeiten
vertraut zu machen und eventuell die Wände auszumessen, um so die genaue
Anzahl der Rahmen zu ermitteln, die aufgehängt werden konnten.
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Markus Wenzel, LK Kunst 13:
Nec laudibus nec timore. Radierung |
Renate Loy, LK Kunst 13:
Nec laudibus nec timore. Radierung |
Nun galt es, sich eine bestimmte Konzeption zurechtzulegen, wie sollte das Thema
der Ausstellung lauten? Keine Ieichte Aufgabe, wenn man bedenkt, wie viele verschiedene
Themenbereiche in den Bildern, Fotografien, Zeichnungen, Holzschnitten und Skulpturen
behandelt worden sind. Schließlich einigten wir uns auf folgenden Titel:
„Kunst? ”. Aber zu einer guten Ausstellung gehört nicht nur ein
guter Titel, mindestens genauso wichtig ist das Plakat dafür. Dies galt es
zu entwerfen und zu drucken, ebenso wie das Programm, das eine kurze Erläuterung
zur Ausstellung enthalten sollte, eine Auflistung der einzelnen Themenbereiche,
sowie unsere Namen und Adressen. Jeder Kursteilnehmer hatte eine bestimmte Aufgabe
bekommen.
Nun kam der arbeitsaufwendigste Teil an die Reihe, der mehrere Tage in Anspruch
nahm: Bilder rahmen! Zuerst einmal mußte jeder von uns seine „gesammelten
Werke” unter Mithilfe unseres „Vordenkers” aussortieren, der
auch die beschränkt vorhandenen Rahmen so gerecht wie möglich auf alle
Kursteilnehmer verteilte. Dies gestaltete sich zum Teil sehr schwierig, da es
zwischen so unterschiedlichen Bereichen wie Malerei, Fotografie, Skulptur und
Zeichnung auszuwählen galt. (An dieser Stelle sei erwähnt, daß
sämtliche Rahmen ausnahmslos von der Schule gestellt worden sind, was ja
für Schulen allgemein eigentlich nicht selbstverständlich ist.) Dann
hatte jeder eine Liste anzufertigen mit den Titeln der einzelnen Arbeiten, deren
Format, die jeweils angewandte Technik und der geschätzte Wert für die
Versicherung. Anschließend wurde alles zu einer Gesamtliste zusammengefaßt.
Nachdem alle Bilder gerahmt waren (und die Gläser geputzt!), wurden sie für
die Auflistung durchnumeriert. Drei Tage vor Ausstellungseröffnung verstauten
wir alle Rahmen und Skulpturen in die Autos, die einige von uns organisiert hatten
und transportierten sie zum Franz-Hitze-Haus.
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Jutta Gerlich, LK Kunst 13: Stilleben. Holzschnitt |
Das Aufhängen brachte noch einige Probleme mit sich: Sollten die Arbeiten
nach Themenbereichen geordnet werden oder nach den Namen ihrer Produzenten? Wie
konnten die Skulpturen, die auf Podesten stehen sollten, am vorteilhaftesten ins
Gesamtbild eingefügt werden? Außerdem mußte darauf geachtet werden,
ein ausgewogenes Verhältnis zwischen Skulptur und Malerei, Fotografie und
Zeichnung etc. zu schaffen.
Zum Schluß soll nun noch einmal die Wahl des Titels der Ausstellung „Kunst?”
erläutert werden. Bei der Vielfalt der Arbeiten konnten wir uns diesmal
bei der Titelsuche nicht nur auf eine bestimmte Thematik beschränken, wie
das sonst immer der Fall gewesen war. Der gesuchte Begriff mußte schon
eine umfassendere Bedeutung haben und sollte nach Möglichkeit auch ein
wenig originell sein. Es wurden zwar eine Menge Vorschläge gemacht, doch
die zündende Idee war nicht darunter. Entweder waren die Titel zu lang,
zu langweilig oder zu hochtrabend, bis schließlich jemand den Einfall
hatte, die Ausstellung doch einfach als „Kunst” mit einem Fragezeichen
dahinter zu betiteln. Dieser Vorschlag gefiel uns allen, nicht zuletzt deshalb,
weil auch ein kleiner Schuß Selbstironie darin
enthalten war. Das Fach Kunst bedeutet für uns - abgesehen von der intensiveren
Auseinandersetzung mit Kunstgeschichte - vcr allem auch eine Herausforderung
zum Experiment mit Form und Farbe und mit neuen Techniken. In diesem Sinne ist
die Ausstellung im Franz-Hitze-Haus als eine Art Dokumentation unserer zweieinhalbjährigen
Arbeit im Kunst-LK zu sehen.
Renate Loy in: Kardinal-von-Galen-Schule 1946-1986. Festschrift zum 40jährigen
Jubiläum des Gymnasiums, Münster 1986