Mit Notizblock und Kamera in Geisterbahn und Raupe
Hiltrup. Der Send auf Münsters Hindenburgplatz, der dreimal
im Jahr stattfindet, ist für Münster und das Münsterland zu einem
festen Begriff geworden. Erinnerungen an gebrannte Mandeln und Popcorn, an Geisterbahn
und Kettenkarussell, an Raupe und Schießbude,. an Krammarkt und an das Wetter
werden wach.
Daß jedoch der Send auch als Gegenstand eines Projekts im Literaturunterricht
der gymnasialen Oberstufe dienen kann, beweisen zur Zeit 18 Abiturienten
des Kardinal-von-Galen-Gymnasiums, die sich durch den Herbstsend des vergangenen
Jahres inspirieren ließen. Bewaffnet mit Notizblöcken und Stiften,
mit Fotoapparaten und einem fast schon detektivischen Spürsinn waren
sie auf dem Hindenburgplatz unterwegs, versuchten, durch intensive
Recherchen Material zu sammeln, aus dem dann später die Texte erstellt
werden sollten. Auf die Fahrt im Autoscooter wurde verzichtet, stattdessen
stellten sich die Schüler an die Bande, um das Geschehen zu beobachten,
zu erleben und um fleißig Stichworte zu erstellen.
Was in dreimonatiger Arbeit im Literaturuntericht dabei entstanden ist,
kann sich zweifelsohne sehen lassen. Texte unterschiedlicher Formen
wie Berichte, Kommentare, Erzählungen und Schilderungen, aber
auch Gedichte lassen den Send lebendig werden. Man hat beim Lesen den Eindruck,
von Lärm, Gerüchen und optischen Sinneseindrücken des Jahrmarkts
eingefangen zu werden. Nicht eine sachliche Aneinanderreihung von Fakten,
nicht die historische Entwicklung des Sends rücken in den Mittelpunkt,
sondern die bewußt subjektive Wahrnehmung des Jahrmarktspektakels wird
in den Schülertexten verarbeitet. Damit stellt diese Publikation, die man
eher als ein Lesebuch zum Sende bezeichnen kann, eine interessante Ergänzung
zu der Ausstellung im münsterschen Stadtmuseum dar.
Ob es in den Arbeiten der Schüler um die Schwierigkeiten an einer
Losbude geht, den Plüschteddy zu gewinnen oder um die Angst, zum ersten
Mal im Leben einen ,Ranger‘ zu besteigen, ob es um die Verbindung
zwischen dem Send und dem münsterländischen Landregen geht oder
ob die Parkplatzsuche zum primären Erlebnis wird, immer schreiben
die Schüler unverblümt aus ihrer eigenen Sichtweise. Insgesamt
ergeben die etwa 20 Beiträge einen bemerkenswerten Einblick in das
Sendgeschehen, mal humoristisch, mal bissig, mal persönlich-emotional,
dann weiderum fiktional-übertrieben. Die Texte werden durch zahlreiche
Fotos, die von den Schülern selbst erstellt worden sind, ergänzt,
um das Buch optisch und graphisch aufzulockern.
Natürlich wird dieses Buchobjekt nicht in den Schubladen und
Aktenordnern der Schule versickern, sondern die Vorbereitungen zur Herausgabe
laufen auf vollen Touren. Bis zum 31. Januar haben Eltern, Schüler, Lehrer
und Freunde Gelegenheit, im Geschäftszimmer der Schule das Sendbuch
für nur 9,80 DM zu bestellen: Im März wird es dann druckfrisch
auf den Markt kommen.
Münstersche Zeitung 26. 01. 1987
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| Westfälische Nachrichten 19.03.1987 |