| Kurz nach dem Einmarsch der „Schwarzen“ am frühen Nachmittag des gestrigen Tages geschah ein grausamer Fall von Selbstjustiz auf dem Marktplatz Andorras [eines fiktiven Staates]. Der angehende Tischler Andri fiel der schon lange angestauten Wut des andorranischen Volkes, das sich schon lange auf das Feindbild eines Juden eingeschworen hatte, zum Opfer. Eine anfänglich harmlose Lüge, die der Vater des Jungen leichtfertig in die Welt gesetzt hatte, wuchs zu einer beispiellosen, antisemitischen Hetzkampage an, der der junge Mann schließlich zum Opfer fiel. Der Fall zeigt in eindrücklicher Weise, wie Andri, der sein ganzes Leben mit den ungerechten Vorurteilen seiner Mitmenschen konfrontiert wurde, am Ende an sein eigenes „Judsein“, das ihm ständig vorgehalten wurde, glaubte und so schließlich den Erwartungen seiner Umgebung voll und ganz entsprach. Die Zerstörung seines Selbstbewußtseins, die ihn in den Tod trieb, zeugt von der Unbarmherzigkeit des Verhaltens, das sich auf Vorurteile gründet. Die Geschichte handelt vom andorranischen Volk am Beispiel einiger Individuen, von denen Andri, ein in Wahrheit nicht-jüdischer Junge, Abweisung und Diskriminierung erfährt. Max Frisch erzählt in zwölf Bildern, wie Andris Selbstbewusstsein, seine Beziehung zu seiner Freundin und zu seiner Familie von dem in den zwölf Bildern zunehmenden Haß seiner Umgebung zerstört wird. Sein Tod ergibt sich zwangsläufig aus dem o. g. Teufelskreis, gegen den er keine Chance hat, wie auch immer er sich verhält. Quelle: http://asg.laichingen.de |