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Roboter als Alternative zum Haushund: Kathrin Zander erläuterte den Mitschülern und Kunstlehrer Michael Rickert (l.) in der Flurgalerie des KvG die Intention ihrer Arbeit über die Welt in 500 Jahren.
MZ-Foto: Linke

Welt der Visionen

Zukunftsideen: KvG-Kunstkurse entwarfen Bilder der Welt in 500 Jahren

HILTRUP. Was mag die Zukunft wohl bringen? Eine Frage, mit der sich jetzt auch die Kunstkurse der Jahrgangsstufe 12 im Kardinal von Galen-Gymnasium beschäftigten.
Rund 55 Schülerinnen und Schüler stellten sich der Thematik, wie die Welt in 500 Jahren aussehen könnte - gestern Vormittag präsentierten sie gemeinsam mit ihrem Kunstlehrer Michael Rickert die Ergebnisse.

„In der Annahme“, so Rickert, „ein halbes Jahrtausend stelle immer einen großen Entwicklungsschub der Menschheit mit einer epochalen Veränderung der Strukturen dar, setzten die Schüler ihr in den Medien gefundenes Bild der Gegenwart in ein Bild der Zeit nach 2500 um“. Mit beeindruckenden Ergebnissen, die vor allem offenbar auch von einer großen Angst vor der Zukunft, die sich subtil in den Bildern widerspiegelt, geprägt sind.

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Erschreckende Vision: Sabrina Kampert entwarf beim KvG-Projekt „Zukunft konkret“ im Kunstunterricht das Bild einer in 500 Jahren total vergifteten Welt.

Wochenlang beschäftigten sich die Schüler mit der Themenfindung, rund ein viertel Jahr arbeiteten sie insgesamt an dem Projekt. Wo heute etwa noch der Hund der treueste Freund des Menschen ist, nimmt, so beispielsweise die Vorstellung von Kathrin Zander, in der Zukunft ein Roboter diesen Platz ein, denn die Tiere sind tot. Schneller, höher, weiter - das Streben nach mehr verewigte Julian Eisen, der eine Schwimmerin Franziska van Almsick mit Flossen und Fischschuppen schuf - das Ergebnis perfektionierter Genmanipulation. Wettkämpfe finden nur noch in Schwimmbecken auf dem Dach statt - auf der Erde ist kein Platz mehr.

Die elementaren Strukturen des ursprünglichen Motivs, so Rickert, blieben erhalten, die Vergleichbarkeit, die Rückführbarkeit seien mühelos erkennbar. Wie etwa bei Sabrina Kampert: Sie ersetzte das Szenario der glücklichen Familie mit Kind und Hund in freier Natur krass durch eine familiäre Notgemeinschaft in Schutzanzügen und mit Atemmasken in einer vollkommen vergifteten Umwelt. Lediglich ein einsamer Baum fristet in einer ansonsten total zugebauten Welt sein Dasein unter einer Käseglocke. „Kunst“, stellte Michael Rickert zu den Arbeiten fest, „ist das einzige Ausdrucksmittel des Menschen, das konkret zeigt, was es eigentlich nicht gibt und außerhalb von Zeit und Raum ist, gleichwohl aber im Gehirn des Menschen, in seiner tätigen Phantasie, konkret vorhanden ist“. Die konkreten Visionen der Gymnasiasten zeigen demnach laut Kunsterzieher, wie sich junge Menschen eine Zeit vorstellen, „die so weit weg liegt, gleichwohl aber ihre Zukunft ist“. Keine rosige Zukunft, die von den Schülern geschaffen wurde, aber es bleibt die Hoffnung positiver Visionen.
Die Ausstellung kann in der Flurgalerie im Erdgeschoss des Kardinal-von-Galen-Gymnasiums noch bis zum 15. April jeweils zu den Öffnungszeiten der Schule besichtigt werden.

Wolfram Linke, Münstersche Zeitung 09. 03. 2005
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Eine Frau im Business-Look wählte Jana Alfes als Grundfigur für ihre Vision für das Jahr 2505.

Visionen und Utopien

Schüler des KvG-Gymnasiums blicken in das Jahr 2505

Münster-Hiltrup. Hinterfragen, was möglicherweise vor der Menschheit liegt, wie sich Zukunft gestaltet, wie die Menschen dann leben, miteinander oder gegeneinander oder ganz ohne Beziehung - das waren die grundsätzlichen Überlegungen, denen sich 55 Schülerinnen und Schüler zu Beginn der Kunstkurse des 12. Jahrgangs am KvG-Gymnasium stellten. Ein halbes Jahrtausend, so die Vorgabe von Kunstlehrer Michael Rickert, galt es zu überbrücken. Die eigenen Utopien, Visionen, aber auch Ängste sollten Ausdruck finden in der fiktiven Weiterentwicklung eines Bildes, das irgendeinem Medium entnommen sein konnte und in dem ein Stück Gegenwart sehr plastisch dargestellt wird.

„Die Auswahl der Bilder war schon nicht einfach“, erzählte Rickert gestern vom Beginn der Arbeiten. Sehr beeindruckt habe ihn die Ernsthaftigkeit, mit der sich die Schüler mit dem Thema auseinandergesetzt hätten. Eine große Vielfalt ist entstanden, wobei der Glaube an eine fast ausschließlich von Hightech, Umweltverschmutzung und von Gefühlskälte bestimmte Welt im Jahre 2505 immer wieder durchschimmert.

So hat sich Sabrina Kampert für ein Bild mit einer idyllischen Familiensituation als Grundlage entschieden - ein Spaziergang ins Grüne mit Eltern, zwei Kindern und mit Hund. Aus dem grünen wird ein grauer Hintergrund, statt zwei Kindern gibt es nur noch eins „Ich denke, dass die Geburtenrate im Jahr 2505 stark zurückgegangen sein wird“, erklärt Sabrina Kämpert dazu. Und statt des kleinen Hundes läuft nun ein Roboter an der Leine, die Menschen tragen Schutzanzüge und Atemmasken. Eine berufstätige Frau in gestyltem Business-Look in einem gläsernen Hochhausbüro hat sich Jana Alfes als Grundfigur der Gegenwart gewählt, die sie, ganz dem Schönheitsideal entsprechend, 500 Jahre später extrem schlank erscheinen lässt. Das Futuristische soll durch die Wahl der Farben Schwarz und Silber für die Kleidung unterstrichen werden.

„Die konkreten Utopien und Visionen der Arbeiten zeigen, wie sich junge Menschen eine Zeit vorstellen, die so weit weg liegt, gleichwohl aber Zukunft ist“, bilanziert Rickert nach der Fertigstellung der Arbeiten, die jetzt nach einem Vierteljahr des künstlerischen Schaffens in der Flurgalerie des KvG-Gymnasiums zu den Öffnungszeiten der Schule zu sehen sind.

na, Westfälische Nachrichten 09. 03. 2005