Wieviel Medienkompetenz braucht der Mensch?


Der Begriff der „Medienkompetenz“ geistert durch die bildungspolitische Landschaft. Im tiefgreifenden Wandel der Gesellschaft von Industrie- zur Kommunikations- und Wissensorientierung werde der Besitz eben dieser Kompetenz für eine erfolgreiche Lebensgestaltung als notwendig vorausgesetzt, heißt es. Somit habe auch die Schule die Verpflichtung im Zuge der Vorbereitung junger Menschen auf die berufliche Zukunft Medienkompetenz zu vermitteln. Ohne Zögern wurde dieses verbindlich für die meisten Fächer in den Richtlinien verankert. Für die umsetzende Instanz, nämlich dem Lehrer, stellt sich dann jedoch zunächst die Frage: „Was ist eigentlich Medienkompetenz?“. Ein kurzer Blick in die freie und offene Internet-Enzyklopädie Wikipedia verrät u.a.:
„Die Forderung, die mit diesem Begriff gestellt wird, ist die Befähigung von Menschen, sich in einer mehr und mehr von Medien durchdrungenen Welt kompetent orientieren zu können.“ (http://de.wikipedia.org/wiki/Medienkompetenz; 28. Juni 2005; 19:50 Uhr)
Welche Medien sind es denn, die unsere Gesellschaft mehr und mehr durchdringen? Die Sprache als ursprünglichstes und erfolgreichstes Medium kann aufgrund ihres Alters nicht gemeint sein. Auch die symbolisierte Sprache, die Schrift, existiert schon seit Jahrtausenden und hat sich in der Kommunikation etabliert. Lediglich die Art der Übermittlung von Sprache und Schrift hat sich in den letzten Jahrzehnten grundlegend verändert. Der Einsatz modernster Computertechnik ermöglicht blitzschnellen Austausch zwischen nahezu beliebig weit voneinander entfernten Orten auf der Erde. Trotz der Umwandlung in Bits und Bytes und Nutzung elektromagnetischer Strahlung basiert die modernste Kommunikation wiederum auf Schrift und Sprache.
Verändert haben sich nur die Werkzeuge, mit denen Gedanken, Ideen und Wissen dauerhaft verfügbar gemacht werden. Dauerhaft? Das Internet als der umfangreichste Informationsspeicher, kann kaum als permanenter Speicher bezeichnet werden. Viele Angebote leiden unter extremen Qualitätsmangel oder erleben ihre Fertigstellung erst gar nicht. Durch die offene und anonyme Struktur können Autoren und Verantwortliche selten ausfindig gemacht werden. Das ist ein großer Nachteil gegenüber einem Buch, das zwar umständlicher auf den neusten Stand gebracht werden kann und wenige Interaktionen erlaubt, dafür aber auch erst gedruckt wird, wenn der Verlag von der Qualität des Inhaltes überzeugt wurde.
Die Vermittlung der Befähigung dieses bewussten Abwägens zwischen Aktualität und Sicherheit sollte Anliegen der Schule sein. Dafür muss sie über den Zugang zu den Inhalten und die benötigten Werkzeuge verfügen.
Seit einem Jahr verwenden die Schüler am Kardinal-von-Galen-Gymnasium über 40 moderne und vernetzte Computer, die über einen Server mit dem Internet verbunden sind. Eine Vielzahl von ausgesuchter Software versucht die Inhalte der jeweiligen Fächer zu vermitteln. Moderne Netzwerkstrukturen mit Lichtwellenleitern und großzügiger Verkabelung gewährleisten eine größtmögliche Investitionssicherheit für die Zukunft.
Wie jedes neue Werkzeug benötigt auch die Umstellung der EDV-Anlage eine gewisse Einarbeitungszeit aller Beteiligten, die als größtenteils abgeschlossen bezeichnet werden kann. Dem Erlernen der Bedienung des Werkzeugs folgt der Versuch der gewinnbringenden Integration in den Unterricht und anschließender Evaluation. Das Kollegium stellt sich zusammen mit den Schülern seit langem dieser Herausforderung einer unvoreingenommen, aber kritischen Erkundung eines für Schule immer noch weitgehend unerforschten Gebiets.
Wieviel Medienkompetenz braucht der Mensch? Das Kardinal-von-Galen-Gymnasium wird dieser Frage weiter auf den Grund gehen.
Benedikt Wieschhörster