Programmierung einer Verkehrsampel

Informatikunterricht am KvG

An unserer Schule gibt es sowohl Informatikkurse in der Oberstufe als auch in der differenzierten Mittelstufe – letztere kombiniert mit einem Unterrichtsangebot in angewandter Mathematik. Daraus ergeben sich schon einige Ziele: Mit dem „Bildschirmzauber“ als Anreiz geht es vor allem um eine Einführung in das Programmieren sowie das Kennenlernen von Computerprogrammen mit allgemeinem oder mathematischem Inhalt und deren Anwendung.

Im „Kombi-Kurs“ der Mittelstufe bieten mathematische Themen wie Darstellende Geometrie, Navigationsprobleme, Kurven, Lineare Optimierung, Iterative Verfahren und Stochastik viele Möglichkeiten, allgemeine und mathematische Anwenderprogramme kennenzulernen sowie selbst zu programmieren: Die Palette reicht hier von Tabellenkalkulation mit „Excel“ über das mathematische Konstruktionsprogramm „Euklid“ und das Computeralgebraprogramm „Derive“ bis hin zu „Delphi“, einer Windows-orientierten Programmierumgebung, der die Programmiersprache „Pascal“ zugrunde liegt.

Bei den Oberstufenkursen hingegen hat die Informatik eindeutig Vorrang: Unter Benutzung von „Delphi“ werden hier Strukturen und Algorithmen erarbeitet: Schleifen, Verzweigungen, Prozeduren, Parameter, Rekursionen. Die Frage, wie eine große Anzahl von Daten am günstigsten zu sortieren ist, gehört ebenso zum Unterricht wie die Erstellung eines Zeichenprogramms, die Programmierung von Spielen und die Realisierung von Baumstrukturen („Baum des Pythagoras“, „Türme von Hanoi“, Suchbäume, selbstlernende Programme).

Bezüge zu anderen Fächern ergeben sich daraus reichlich: Von der parabelförmigen Fahrradlampe, dem elliptischen Flüstergewölbe, der exponentiellen Kurve, die eine Reihe von Orgelpfeifen beschreibt, hin zu allgemeinen methodischen Qualifikationen wie dem Umgang mit Tabellenkalkulation und Computeralgebra. In der Oberstufe kommt die Erfahrung hinzu, dass man Zeichenprogramme, Datenbanken und viele andere nützliche Dinge selbst erstellen und eigenen Bedürfnissen optimal anpassen kann. Ein Blick auf die Datenschutzproblematik erweitert den Horizont und verhindert blind-technokratisches Denken. Freilich: Kurz sind die fertig geschriebenen Programme; sie erfordern aber, bis sie in dieser Form stehen, viel Nachdenken und Kreativität, und das Ergebnis ist zuweilen wie die leider zu kurze Aufführung eines Konzerts, dem eine lange Probenarbeit vorausgeht.

Die oben genannten Ziele kann man also sicherlich dahingehend ergänzen, dass im Informatikunterricht systematisches Arbeiten gefragt ist, wobei Kreativität, Durchhaltevermögen, Erfolgsoptimismus und die Fähigkeit zur Teamarbeit vorausgesetzt und trainiert werden.

„An die Computer zu gehen“, kann ja bedeuten, dass man nur ein fertiges Programm „bedient“; es kann aber auch heißen, dass man dieses Programm „beherrscht“, weil man es selbst mühsam erarbeitet und geschrieben hat. Wenn unser Informatikunterricht dahingehend zu einem „Durchblick“ führt, dass die Schwellenangst vor dem Computer abgebaut, blinde Technik- und EDV-Gläubigkeit beseitigt und unreflektierte Programmbedienung, vor allem in Form allzu großer Spielleidenschaft, eingedämmt werden, dann ist schon viel erreicht.

Ulrich Kaspar (2001)